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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Statt des­sen frag­te er Ah­med über die Schul­ter hin­weg: „Sa­ge mir, über was sie ge­spro­chen ha­ben, als ich her­ein­kam.“
    Ah­med ant­wor­te­te mit er­ho­be­nem Kopf. Er sah wach­sam aus und be­hielt Se­lim im Blick­feld. „Ich hat­te Se­lim die Zu­kunft ge­weis­sagt. Ich sag­te, daß er den Plan hat, die Macht im La­ger an sich zu rei­ßen, aber daß die­ser Plan sein Tod sei.“
    Der La­ser in der Hand des An­füh­rers deu­te­te nun auf Se­lim.
    Ah­med fuhr fort: „Als Sie her­ein­ka­men, ver­such­te er ge­ra­de mich um­zu­brin­gen, und die an­de­ren ris­sen Wit­ze über das, was ich ihm er­zählt hat­te.“
    Se­lim, der un­ter­setz­te Kron­prinz, hat­te sei­ne ge­bück­te Hal­tung nicht auf­ge­ge­ben, aber jetzt sah er so aus, als wol­le er Ah­med an­grei­fen. „Er lügt. Ich bin im­mer loy­al ge­we­sen, Ef­fen­di. Und weil er log, woll­te ich ihn um­brin­gen.“
    Ak­bar His­ham be­weg­te sei­nen kah­len Kopf ni­ckend hin und her. „Mög­lich. Ich glau­be nicht an Wahr­sa­ge­rei. Und für einen Ge­fan­ge­nen wä­re es ei­ne gu­te Stra­te­gie, Freun­de ge­gen­ein­an­der auf­zu­het­zen. Fra­ge ihn, was er jetzt von dei­nen Plä­nen weiß. Dies­mal kann er nicht lü­gen.“
    Se­lim sah Ah­med an. Ih­re Bli­cke kreuz­ten sich ziem­lich lan­ge, dann schluck­te Se­lim und schau­te weg. „Ef­fen­di, er … er wird lü­gen.“
    Ak­bar His­ham neig­te den Kopf in Rich­tung auf die an­de­ren Sol­da­ten. „Ent­waff­net ihn.“ Mir war nicht klar, ob der La­ser auf al­le oder nur auf Se­lim zeig­te.
    Die Män­ner re­de­ten al­le auf ein­mal. Mit ehr­lich ge­mein­ten Ges­ten und großer Er­leich­te­rung deu­te­ten sie auf den Sta­pel Waf­fen, den sie Se­lim ab­ge­nom­men hat­ten, und er­klär­ten, ihn be­reits bis auf ein klei­nes Mes­ser ent­waff­net zu ha­ben. Sie woll­ten si­cher zei­gen, daß sie loy­al wa­ren. Zwar spra­chen sie Ara­bisch, aber ih­re Be­we­gun­gen sag­ten al­les.
    His­ham nick­te zu­stim­mend. Die hem­den­lo­sen Sol­da­ten nah­men Se­lim oh­ne viel Fe­der­le­sens das Mes­ser ab.
    Se­lim be­teu­er­te wü­tend sei­ne Un­schuld und zeig­te auf ei­ne klei­ne Me­tall­box mit ei­nem ro­ten Knopf. Sie stand zwi­schen den zer­bro­che­nen Tas­sen und ei­ni­gen Spiel­kar­ten auf ei­nem der Kaf­fee­tisch­chen. Ich wünsch­te mir, ih­re Spra­che ver­ste­hen zu kön­nen. Die Ara­ber wa­ren al­le zwei­spra­chig und wech­sel­ten mü­he­los von ei­ner Spra­che in die an­de­re über. Was war in die­ser Box?
    Ak­bar His­ham nick­te. Dann zuck­te er die Ach­seln, als gä­be er ir­gend­wem nach. Er hol­te sich ei­ne Tas­se Kaf­fee aus ei­nem vor der Wand ste­hen­den Au­to­ma­ten und war­te­te ste­hend ab. Se­lim nahm die Box an sich. Als er sie hoch­hob, sah ich, daß zwei Ka­bel aus ihr her­aus­lie­fen. Sie gin­gen über den Bo­den, ver­schwan­den un­ter Ah­meds Tisch und reich­ten bis an sei­ne Bei­ne.
    Se­lim ging wei­ter auf Ah­med zu und hob die Box an, da­mit al­le sie se­hen konn­ten. „Ich wer­de jetzt be­wei­sen, daß du im­mer noch lü­gen kannst, du Hund. Ich wer­de es dir zei­gen …“
    Jetzt er­kann­te ich, daß es ei­ne Fol­ter­box war, ein simp­les Ge­rät, das mit Bat­te­ri­en an­ge­trie­ben wur­de. Ich hol­te aus, um die Wand ein­zu­tre­ten.
    Ah­meds Stim­me sag­te: „Wür­de ich dir nicht ra­ten, Ge­or­ge.“
    Ah­med war der ein­zi­ge in dem Raum, der ge­nau in mei­ne Rich­tung sah. Und er konn­te se­hen, daß ich mir hin­ter der Sperr­holzwand zu schaf­fen mach­te. Er wuß­te auch, daß hin­ter die­ser Wand ein frei­er Raum war. Die an­de­ren dach­ten wohl, er re­de­te mit ih­nen und wür­de Se­lim mit Ge­or­ge an­spre­chen. Mög­li­cher­wei­se woll­te er mir si­gna­li­sie­ren, ich sol­le war­ten, bis we­ni­ger Leu­te um ihn her­um wa­ren. Aber das, was sie jetzt ta­ten, hat­te er nicht vor­her­se­hen kön­nen. Ich wand­te mei­nen Blick von dem hel­len Spalt ab und hielt mir den Kopf. Ich hör­te, wie Se­lim ihn aus­frag­te. Die Oh­ren konn­te ich mir nicht zu­hal­ten.
    „Du ver­lo­ge­nes Po­li­zis­ten­schwein, du hast ge­sagt, man wür­de dich Ah­med den Ara­ber nen­nen.“ Se­lims Stim­me war

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