Der Esper und die Stadt
Statt dessen fragte er Ahmed über die Schulter hinweg: „Sage mir, über was sie gesprochen haben, als ich hereinkam.“
Ahmed antwortete mit erhobenem Kopf. Er sah wachsam aus und behielt Selim im Blickfeld. „Ich hatte Selim die Zukunft geweissagt. Ich sagte, daß er den Plan hat, die Macht im Lager an sich zu reißen, aber daß dieser Plan sein Tod sei.“
Der Laser in der Hand des Anführers deutete nun auf Selim.
Ahmed fuhr fort: „Als Sie hereinkamen, versuchte er gerade mich umzubringen, und die anderen rissen Witze über das, was ich ihm erzählt hatte.“
Selim, der untersetzte Kronprinz, hatte seine gebückte Haltung nicht aufgegeben, aber jetzt sah er so aus, als wolle er Ahmed angreifen. „Er lügt. Ich bin immer loyal gewesen, Effendi. Und weil er log, wollte ich ihn umbringen.“
Akbar Hisham bewegte seinen kahlen Kopf nickend hin und her. „Möglich. Ich glaube nicht an Wahrsagerei. Und für einen Gefangenen wäre es eine gute Strategie, Freunde gegeneinander aufzuhetzen. Frage ihn, was er jetzt von deinen Plänen weiß. Diesmal kann er nicht lügen.“
Selim sah Ahmed an. Ihre Blicke kreuzten sich ziemlich lange, dann schluckte Selim und schaute weg. „Effendi, er … er wird lügen.“
Akbar Hisham neigte den Kopf in Richtung auf die anderen Soldaten. „Entwaffnet ihn.“ Mir war nicht klar, ob der Laser auf alle oder nur auf Selim zeigte.
Die Männer redeten alle auf einmal. Mit ehrlich gemeinten Gesten und großer Erleichterung deuteten sie auf den Stapel Waffen, den sie Selim abgenommen hatten, und erklärten, ihn bereits bis auf ein kleines Messer entwaffnet zu haben. Sie wollten sicher zeigen, daß sie loyal waren. Zwar sprachen sie Arabisch, aber ihre Bewegungen sagten alles.
Hisham nickte zustimmend. Die hemdenlosen Soldaten nahmen Selim ohne viel Federlesens das Messer ab.
Selim beteuerte wütend seine Unschuld und zeigte auf eine kleine Metallbox mit einem roten Knopf. Sie stand zwischen den zerbrochenen Tassen und einigen Spielkarten auf einem der Kaffeetischchen. Ich wünschte mir, ihre Sprache verstehen zu können. Die Araber waren alle zweisprachig und wechselten mühelos von einer Sprache in die andere über. Was war in dieser Box?
Akbar Hisham nickte. Dann zuckte er die Achseln, als gäbe er irgendwem nach. Er holte sich eine Tasse Kaffee aus einem vor der Wand stehenden Automaten und wartete stehend ab. Selim nahm die Box an sich. Als er sie hochhob, sah ich, daß zwei Kabel aus ihr herausliefen. Sie gingen über den Boden, verschwanden unter Ahmeds Tisch und reichten bis an seine Beine.
Selim ging weiter auf Ahmed zu und hob die Box an, damit alle sie sehen konnten. „Ich werde jetzt beweisen, daß du immer noch lügen kannst, du Hund. Ich werde es dir zeigen …“
Jetzt erkannte ich, daß es eine Folterbox war, ein simples Gerät, das mit Batterien angetrieben wurde. Ich holte aus, um die Wand einzutreten.
Ahmeds Stimme sagte: „Würde ich dir nicht raten, George.“
Ahmed war der einzige in dem Raum, der genau in meine Richtung sah. Und er konnte sehen, daß ich mir hinter der Sperrholzwand zu schaffen machte. Er wußte auch, daß hinter dieser Wand ein freier Raum war. Die anderen dachten wohl, er redete mit ihnen und würde Selim mit George ansprechen. Möglicherweise wollte er mir signalisieren, ich solle warten, bis weniger Leute um ihn herum waren. Aber das, was sie jetzt taten, hatte er nicht vorhersehen können. Ich wandte meinen Blick von dem hellen Spalt ab und hielt mir den Kopf. Ich hörte, wie Selim ihn ausfragte. Die Ohren konnte ich mir nicht zuhalten.
„Du verlogenes Polizistenschwein, du hast gesagt, man würde dich Ahmed den Araber nennen.“ Selims Stimme war
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