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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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die mit dem Abklingen des Adrenalinschubs der Schlacht auf einen Sieg ebenso sicher folgte wie auf eine Niederlage.
    Lächelnd bedankte sie sich bei dem Legaten und reichte ihm das Papier zurück, das von ihrem verkrampften Griff zerknittert war. Dann ging sie mit hocherhobenem Kopf weiter den sonnenhellen Korridor hinab, während Eckard ihr verwundert hinterherschaute.
    »So, Rabbi Martinez«, sagte der Reisebüroangestellte und reichte dem rotbärtigen Mann in dem schweren Wintermantel mit schwarz glänzendem Frosträuberpelzbesatz einen Chip, der in schützendes Plastik eingelassen war. »Sie fliegen übermorgen mit der Grimalkin hinaus zum Gold-Star-Sprungschiff lllu-minatus Prime, das sie nach Syrma bringt.« Er lächelte. »Eine angenehme und sichere Heimreise.«
    Es war Jahrhunderte her, dass sich irgendjemand über einen Rabbi namens Martinez gewundert hätte, oder darüber, dass er rote Haare hatte. Oder Augen von deutlich asiatischer Form, aber leuchtend jadegrüner Farbe.
    »Vielen Dank, junger Mann«, antwortete der Rabbi mit dem Akzent eines im Nordwestquadranten Amyg-dalas Geborenen. Das war Syrmas nördlicherer Kontinent. »Ich muss zugeben, ich freue mich darauf, nach Hause zu kommen. Ich fürchte, meine Reise hierher war ein größeres Abenteuer, als ich erwartet hatte.«
    Der schmale Kopf des Reiseagenten hüpfte auf und ab. Er lachte. »So geht es uns allen, Rabbi.«
    Der Mann grüßte zum Abschied, drehte sich um und trat hinaus in den hellen, kalten Morgen. Er wanderte die Straße hinunter auf New Aberdeens diskretestes Luxushotel zu.
    Der Mann, der sich gerade zweifelsfrei als Rabbi
    Yitzhak Martinez aus Talwin, Syrma, Präfektur VIII der Republik der Sphäre ausgewiesen hatte, war tatsächlich auf dem Heimweg. Allerdings war sein Zuhause nicht Syrma.
    Ohne Zweifel hätte er in einer gewissen Höhle hinter einem gewissen losen Ziegelstein in einer gewissen Kaimauer an der Dee-Bucht nachsehen sollen, ob ein neuer Auftrag auf ihn wartete. Aber zur Hölle damit. Er hatte sich einen Urlaub verdient. Was sollten seine Vorgesetzten schon tun? Ihn auf ein Selbstmordkommando schicken?
    Das war ihnen schon vor langer Zeit zu langweilig geworden.
    Er hatte vor, für vielleicht drei Monate das Leben zu genießen, so teuer und komfortabel es nur ging. Und das Corps würde auch nichts dagegen einwenden können. Das Geld dafür stammte nicht aus ihren Fäusten, die sich wie die Hände eines Ertrinkenden um das Geheimdienstbudget des Archons verkrampften.
    Er wusste nicht genau, wie und wo sich der verblichene und nicht im Mindesten vermisste Augustus Solvaig seinen Schatz erstklassiger Rubine und Smaragde aus den Bergwerken Skyes beschafft hatte, die erheblich mehr wert waren als ihr Gewacht in Gold. Aber er wusste mit absoluter Sicherheit, dass ihn der Minister nun nicht mehr benötigte.
    Vor einem Schaufenster blieb er stehen. Ein Tri-vidgerät zeigte eine hübsche, zierliche junge Frau mit kurzen, platinblonden Haaren bei einem Interview.
    Er sah eine Weile zu, mit Händen, die in den Manteltaschen vergraben waren.
    Dann tippte er an die Krempe seines Filzhuts, drehte sich um und ging weiter, den Gehstock unter den Arm geklemmt. Heute war das Leben gut. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, jeden Tag zu schätzen, den er dazu-bekam. >Gut< war ein Bonus.
    Kein Passant fand es seltsam, dass er >Garryowen< pfiff. Die Melodie war im Augenblick in aller Munde.
    Jadefalken-Schlachtschiff Smaragdkralle, am Zenitsprungpunkt des Skye-Systems Präfektur IX, Republik der Sphäre
    21. August 3134
    »Willkommen zurück in den Reihen der Lebenden, Galaxiscommander Malvina Hazen«, sagte Galaxiscommander Beckett Malthus freundlich, als er die Kabine seines Flaggschiffs betrat, die in ein Krankenzimmer umgebaut war. »Ich bin sofort gekommen, als ich von unseren MedTechs hörte, dass du das Bewusstsein wiedererlangt hast.«
    Der Raum war dunkel, nur von indirekten gelben Lampen am Boden beleuchtet. Malvina saß aufrecht in der Koje, einen weißen Kittel lose über die Schultern drapiert, als wäre sie geschrumpft. Die Augen, mit denen sie ihn anblickte, erinnerten an Fenster, die in die endlose Nacht außerhalb der Hülle wiesen.
    »Wir befinden uns auf einem Raumschiff«, stellte sie fest. »Diese bloße Tatsache sagt mir schon, dass wir gescheitert sind.«
    »Keineswegs«, antwortete Malthus. »Aber zuerst be-daure ich, dir mitteilen zu müssen, dass dein Kobruder, Galaxiscommander Aleksandr Hazen, auf Skye einen Tod

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