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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Kniebeugen über. Im Radio brachten Silbermond ihren Aufruf an alle Krieger des Lichts. Dann begann die Werbung mit einem Spot für Küchen. Derselbe Sprecher warb auch für einen Baumarkt.
«Zwanzig Prozent auf alles.»
Die gab es bei den Küchen ebenfalls. Nur nicht auf Tiernahrung. Das erinnerte sie an die Meisenknödel und Werners letztlich doch von Erfolg gekrönte Bemühungen um ihre Endorphine.
    Endlich richtete er sich wieder auf, zog die Pyjamahose stramm, schaute sekundenlang auf sie herunter, als wolle er sie mit den Augen röntgen oder ihre Gedanken lesen. «Geht’s dir gut?», erkundigte er sich.
    «Prima», sagte sie. «Du glaubst gar nicht, was ein paar Endorphine ausmachen. Ich fühle mich wie neugeboren.»
    Ihren Sarkasmus ignorierte er. Sie war noch nie zuvor sarkastisch geworden. Vielleicht war ihm ihr neuer Ton zu ungewohnt, um ihn auf Anhieb richtig einzuordnen.
    «Fein», kommentierte er, raffte seine Sachen vom Herrendiener, verließ das Schlafzimmer und sang dabei eine Zeile aus dem Lied, das sie geweckt hatte: «Bevor du kamst, war ich ein Zombie, gefangen in der Dunkelheit.» Die nächsten Zeilen dichtete er um: «Doch mittlerweile fahr ich Kombi, und der ist ganz schön lang und breit.»
    Da hatte er ihren Ton wohl doch richtig gedeutet. Es klang jedenfalls wie ein Vorwurf.
Was willst du denn, Marlene? Warum bist du nicht glücklich? Ich gebe mir so viel Mühe. Du bekommst von mir alles, was dein Herz begehrt   …
    Gar nicht wahr! Den sportlichen Zweisitzer hatte er als unpraktisch verworfen. Und noch ein Kind konnte sie nicht bekommen. Nicht von ihm. Aber er hatte es doch nur gut gemeint mit seiner Sterilisation und dem Van, der einen halben Fußballclub ebenso problemlos transportierte wie ein Herrenfahrrad, meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie hatte ja auch jedes Mal zugestimmt. Und wenn sie ehrlich war: Mit fünfzig nochmal das kleine Einmaleins und Übungsdiktate vorsagen oder für die Oma gehalten werden, wenn man das eigene Kind von der Schule abholte, das musste doch nicht sein.
    Sie ärgerte sich über sich selbst und versuchte sich abzulenken mit dem Programm für den Freitag. Auch wenn nichts Besonderes anstand oder dazwischenkam, wäre sie wahrscheinlich den ganzen Tag beschäftigt. An einem Freitag hatte sie sich noch nie überflüssig gefühlt.
    Das Wochenende stand vor der Tür und wollte vorbereitet werden. Der Unterricht endete für die Kinder um halb zwei, eine Viertelstunde später sollte das Mittagessen auf dem Tisch stehen, weil beide regelmäßig den Nachmittag verplant und nicht viel Zeit hatten. Vorher Hausputz. Nachdem sie gesternnicht mal Staub gewischt hatte, musste sie heute besonders gründlich zu Werke gehen. Nachmittags Einkäufe fürs Wochenende, Vogelfutter nicht vergessen. Und endlich Werners Anzug in die Reinigung bringen. Mit Ulla wollte sie auch nochmal reden, sich nach Andreas und dem Ergebnis seiner Reparaturbemühungen erkundigen.
    Aber was sie wollte, spielte auch an diesem Freitag nur eine untergeordnete Rolle. Andere wollten eben etwas anderes.
    Beim Frühstück fragte sie Werner: «Hast du etwas dagegen, wenn ich Ulla ein kleines Auto kaufe? Es kann ruhig ein gebrauchtes sein, das noch gut   …»
    «Vergiss es», unterbrach er sie. «Guterhaltene Kleinwagen sind dank unserer findigen Regierung in der Schrottpresse gelandet, weil jeder Idiot die Abwrackprämie kassieren wollte und keiner nachgerechnet hat, wie viel er woanders für sein Auto bekommt.»
    «Aber Ulla kann doch nicht monate- oder sogar jahrelang bei Wind und Wetter mit dem Rad   …», begann sie.
    «Muss Ulla ja auch nicht», wurde sie erneut unterbrochen. «Wenn dir danach ist, ihr ein Auto zu kaufen, dann tu das. Tu, was immer du für richtig hältst, Hauptsache, du fühlst dich wohl dabei.»
    Das klang nicht so, als nähme er sie ernst. Sie fühlte sich auf den Arm genommen und begehrte auf: «Ich bin kein kleines Kind, das zufrieden ist, wenn man es nach dem Haarewaschen noch ein Weilchen in der Wanne planschen lässt. Ein Auto kostet etliche tausend. Ich habe genug Geld gespart. Ich wollte nur nicht hinter deinem Rücken   …»
    Johanna und Leonard tauschten verstohlene, nichtsdestotrotz eindeutig schuldbewusste Blicke. Misstöne schon beim Frühstück waren sie nicht gewohnt, wo es bisher überhaupt erst einmal Misstöne gegeben hatte. Gestern Abend – wegen
Monas Tagebuch
.
    «Ich weiß, was du hast», schnitt Werner ihr zum dritten Mal das Wort ab. «Ich weiß

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