Der Fremde vom anderen Stern
ungläubig starrte er Charity an.
„Jawohl. Dazwischengefunkt." Sie warf ihm einen zornigen Blick zu.
„Du kannst von Glück sagen, wenn ich dich nicht wegen Behinderung der Staatsgewalt einsperre."
Sie wandte sich an Andy. „Wir bringen die Burschen erst mal in die Ausnüchterungszelle, bis sie wieder bei klarem Verstand sind. Und dann werden wir beide", sie deutete auf Starbuck, „uns einmal in aller Ruhe unterhalten."
Obwohl er Charity Prescotts melodische Stimme sehr mochte, spürte Starbuck, daß das bevorstehende Gespräch alles andere als angenehm verlaufen würde.
„Schön", meinte Dylan mit gespielter Heiterkeit, „jetzt hätten wir ja alles geklärt. Dann kann ich ja wieder ins Labor gehen."
„Du läufst vor deiner Schwester weg", stellte Starbuck fest.
„Und zwar so schnell ich kann", gab Dylan ihm recht. „Ich bin bis jetzt immer gut damit gefahren, einen großen Bogen um wütende Frauen zu machen."
Er klopfte Starbuck aufmunternd auf die Schulter und drückte ihm einige Geldscheine in die Hand.
„Bestell dir einen starken Drink, solange du auf Charity warten mußt", schlug er ihm vor. „Und viel Glück. Falls du heute abend noch lebst, treffen wir uns im Laboratorium."
Mit diesen rätselhaften Worten drehte er sich um und verließ grinsend die Kneipe.
Starbuck schaute sich verstohlen um und bemerkte, daß er im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand.
„Was darf's denn sein?" fragte ihn der Wirt und riß ihn aus seinen Gedanken.
Starbuck überlegte rasch, dann zeigte er auf den Fischer, der auf dem Hocker neben ihm saß. „Ich nehme das gleiche wie er." Die dunkelgelbe Flüssigkeit in dem hohen Glas schien Bier zu sein.
„Ein Bier, kommt sofort", bestätigte der Wirt. Er zapfte das Bier und stellte das Glas vor Starbuck hin. „Macht einen Dollar."
Umständlich sortierte Starbuck Dylans Geldscheine, schließlich war er trotz der guten Vorbereitung seiner Reise mit der hiesigen Währung nicht vertraut.
„Sie sind wohl noch nicht lange in der Gegend", stellte der Wirt fest, nahm ihm einen Schein aus der Hand und gab ihm dafür einige kleinere Geldnoten zurück.
„Da Sie Dylan Prescott kennen, arbeiten Sie sicher in seinem Laboratorium."
„Ja", erwiderte Starbuck einsilbig und kostete das Bier. Es schmeckte vorzüglich.
„Darf man fragen, woran Sie arbeiten? Oder ist es geheim?"
„Ja, Sie haben recht. Es ist geheim."
„Habe ich mir schon gedacht." Der Mann hinter der Theke nickte.
„Das meiste, was da geschieht, ist streng geheim. Keiner weiß so genau, was überhaupt in dem Laboratorium passiert. Deswegen haben mich all diese Berichte über die Außerirdischen auch nicht besonders erstaunt."
Damit hatte er das Stichwort gegeben, und bevor Starbuck etwas erwidern konnte, entspann sich in der Hafenkneipe eine lebhafte Diskussion über Außerirdische. Man fragte sich, ob sie in friedlicher Absicht kamen, die Erde erobern wollten oder nur Bräute suchten, weil auf ihrem Planeten die weibliche Bevölkerung zu gering war.
Starbuck verfolgte die Unterhaltung schweigend, während er auf Charity wartete. Wie würden diese Leute wohl reagieren, wenn sie wüßten, daß der Außerirdische, über den sie sich da die Köpfe heißredeten, mitten in ihrer Runde saß?
„Was halten Sie eigentlich davon?" wandte sich der Wirt unvermittelt an ihn.
„Von den Außerirdischen?"
„Wovon reden wir denn hier die ganze Zeit? Also, was meinen Sie, was sie auf der Erde wollen?"
„Falls es wirklich welche gibt", erwiderte Starbuck vorsichtig, „dann bin ich sicher, daß sie in friedlicher Absicht gekommen sind."
„Das haben die Indianer auch gedacht, als die ersten weißen Siedler anrückten", bemerkte einer der Männer trocken.
Endlich kam Charity und rettete Starbuck aus dieser fachkundigen Diskussionsrunde. Aber ein Blick in ihre entschlossene Miene und ihre funkelnden Augen machte ihn stutzig. Vielleicht war das Wort „retten" doch nicht ganz angebracht ...
8. KAPITEL
„Wenn du auch nur ein einziges Wort sagst, ehe wir zu Hause sind, dann werfe ich dich zurück in den Schnee", drohte Charity, als sie zum Jeep gingen.
Starbuck spürte, daß sie es ernst meinte, und hielt es für klüger zu schweigen. Während der ganzen Fahrt schaute er stumm aus dem Fenster und versuchte angestrengt herauszufinden, was sie nur so gegen ihn aufgebracht hatte.
Ihm war klar, daß es Polizisten geben mußte. Auf Sarnia bestand ihre Arbeit hauptsächlich darin, bei Besuchern von anderen
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