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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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erfreulichen. Er ist in Schwierigkeiten.«

    Die Lider des Papstes waren schwer. Trotz seiner Müdigkeit blickte er Morra aufmerksam an. »Hat er gefunden, wonach er für uns sucht?«
    »Nein, noch nicht, Eure Heiligkeit. Soldaten des Sultans haben ihn überfallen und die Vita gestohlen. Er reist gerade nach Konstantinopel, um ihnen zuvorzukommen.«
    »Ach Giuseppe«, sagte Bonifatius seufzend. Die Stimme blieb freundlich und sanft, aber der Ausdruck in den wässrigen Augen wurde hart. »Giuseppe, Giuseppe. Sag mir, wie konnte das geschehen?«
    »Ein Spitzel des Sultans muss von der Vita erfahren haben.«
    »So scheint es, nicht wahr? Doch wer könnte es sein, der die Christenheit auf solch schändliche Weise an die Heiden verrät?«
    Es war diese Frage, die Kardinal Morra seit einer Stunde schlimme Kopfschmerzen bereitete. »Möglicherweise einer von Battistas Männern. An-Nasir ist kein Narr. Vielleicht hat er Battistas Tarnung durchschaut und einen der Venezianer gekauft.«
    »Unwahrscheinlich. Battistas Leute sind bessere Katholiken als mancher Priester. Vielleicht der Pisaner, der die Vita überbracht hat?«
    »Gaspare? Nein, unmöglich.«
    »Ach wirklich?« Bonifatius’ Mundwinkel zuckten. Jemand, der den Papst nicht so gut kannte wie Morra, hätte nicht gewusst, dass das Zucken ein Lächeln war. »Seit wann bist du so vertrauensselig, Giuseppe?«
    »Das bin ich nicht«, erwiderte Morra kühl. »Ich weiß, was der Mann zu verlieren hat.« Um dem nächsten Stich vorzubeugen, fügte er hinzu: »Bazerat kommt auch nicht infrage. Er stirbt bald. Niemals würde er sein Seelenheil aufs Spiel setzen.«
    »Sein Seelenheil. Wie schön«, sagte der Heilige Vater mit gespielter Wehmut. »Manchmal beneide ich die Jungen um ihren
reinen, kindlichen Glauben.« Er bemerkte die Saftflecken auf seiner Brust, hob die Hand und winkte mit Zeige- und Mittelfinger. Einer der beiden Diener, die fast unsichtbar im Schatten des Säulengangs standen, eilte herbei und machte sich daran, den Saft abzutupfen. Bonifatius hob das Kinn, als würde er eine Rasur empfangen. »Wie ich hörte, gibt es unter deinen Bediensteten gewisse Unzufriedenheiten.«
    Morra fluchte innerlich. »Einzelfälle, Ihr wisst doch, wie Diener sind. Man gibt ihnen mehr Geld, besseres Essen, größere Unterkünfte - und trotzdem schimpfen sie, sowie man ihnen den Rücken kehrt.«
    Der Fleck war entfernt, und Bonifatius’ Massen sanken wieder in sich zusammen. »Ich bin sicher, Nicolo hat noch nie ein böses Wort über mich verloren. Nicht wahr, Nicolo? Denn er weiß, was geschehen würde, wenn ich es erführe.«
    Der Diener verneigte sich stumm und zog sich wieder in den Schatten zurück.
    »Möglich, dass einige unter ihnen unzufrieden sind«, räumte Morra ein. »Aber deswegen würden sie unsere Pläne noch lange nicht den schlimmsten Feinden der Kirche preisgeben.«
    »Die schlimmsten Feinde der Kirche sind die Ketzer, Giuseppe. Und Ketzerei ist allgegenwärtig. Dieser Narr auf dem französischen Thron beweist uns jeden Tag, dass nicht einmal Könige davor gefeit sind. Du solltest der Sache nachgehen. Ein Spitzel des Sultans im Haus von Kardinal Morra - es wäre doch zu peinlich, wenn das bekannt werden würde.«
    O ja, dachte Morra. Und obendrein ein gefundenes Fressen für diese Horde Hyänen, die sich Kurie nennt … Er fragte sich, ob es nicht klüger gewesen wäre, die Angelegenheit ohne den Papst zu regeln. Aber er konnte nicht wissen, über welche Quellen Bonifatius verfügte, von denen er nichts wusste. Er wäre nicht der erste Kardinal, der seine Stellung verlieren würde, weil er danach trachtete, sein Versagen zu verschleiern. Nein, es war besser, sich demütig zu geben und zu versuchen, den Schaden
zu verringern. »Was soll wegen Battista geschehen, Eure Heiligkeit?«
    Bonifatius hatte die Augen geschlossen. Seine Stimme klang verschlafen. »Battista kümmert mich so wenig wie der Dreck an meinen Stiefelsohlen. Mich interessiert einzig und allein das Zepter. Sorge dafür, dass ich es in meinen Händen halte, bevor Philipp zu anderen Mitteln greift, als unfähige Mörder auszusenden.«
    »Gewiss.« Morra verneigte sich - aus Gewohnheit, denn der Papst konnte es schwerlich sehen. »Ich schicke noch heute meine besten Leute nach Konstantinopel.«
    »Du hast mich missverstanden, Giuseppe. Deine besten Leute sind nach wie vor in Norditalien. Auch die guten und die nicht ganz so guten. Da nur noch die dummen und faulen übrig sind, wird dir nichts anderes

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