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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Beunruhigung. Im Penthouse herrscht Chaos. Ist das ein Zeichen von Billys drängendem Bedürfnis, sich aus dem Staub zu machen? Hat er gepackt, wieder ausgepackt, die Idee verworfen und wieder von vorn begonnen und dabei eine Spur seidener Boxershorts und Lycraslips hinter sich hergezogen? (Und oh, oh mein Gott , was einem dabei für Bilder in den Sinn kommen!) Oder ist er ausgeraubt worden? Und wenn ja, geschah dies im Auftrag eines dicken, stark schwitzenden Mannes und eines dünnen mit dem seelenruhigen Gesicht eines Arztes? Oder eines Schattenmannes im schwarzen Gewand?
    Oder hat das alles damit nichts zu tun? Billy hat jede Menge Eisen im Feuer. Vielleicht hat er mit der Tochter eines russischen Mafiosos geschlafen oder mit der Frau eines Boxers. Vielleicht hat er dem Falschen (zum zweiten Mal in diesem Jahr) ein Gemälde verkauft, das »vielleicht von van Gogh sein könnte« und es ziemlich offensichtlich nicht ist.
    Zwei von Billys Anzügen sind über dem Ledersofa ausgebreitet. Es steht eine halb leere Flasche Milch (und woher kriegt er heutzutage noch Flaschen?) auf der Bar. Aber immer noch kein fröhlicher, kahlköpfiger Erotomane, kein erfreuter Ruf zur Begrüßung.
    Der Boden ist auch hier mit dickem Teppich ausgelegt, damit Billy darauf Sex haben kann, ohne sich die Knie oder den Rücken aufzuschürfen. Joes Schuhe verursachen kein Geräusch, während er geht. Er ist sich der Tatsache nur allzu bewusst, dass auch ein Einbrecher, bei der Arbeit erwischt und bewaffnet, keinen Laut von sich geben würde, während er sich bereit machte, um zuzuschlagen. Andererseits … Joe Spork ist ein kräftiger Mann. Seine Gestalt lädt nicht zu einem Angriff ein, legt eher den Gedanken nahe, dass Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit sein könnte. Er zieht das Schüreisen aus einem Ständer am Kamin hervor.
    Billys Penthouse besteht aus drei Teilen. Im äußeren Ring – man könnte ihn fast als eine Art Burggraben bezeichnen – kümmert er sich um seine Gäste. Er ist mit glitzernden Sofakissen und Fruchtbarkeitsgöttern von nicht existenten Eingeborenenstämmen ausgestattet sowie mit einer Sammlung recht gewagter Gemälde eines 80er-Jahre-Künstlers, an dessen Namen sich heute niemand mehr erinnert.
    Der mittlere Ring beherbergt Billys Schlafzimmer, in dem sein ganzer Stolz untergebracht ist, ein großes Bett mit vier steinernen Pfosten, das aus einem geschlossenen Museum in Kroatien geraubt wurde. Der Baldachin besteht aus einer Treibholzplatte, deren Schnitzereien von einem Mädchen von den Malediven angefertigt wurden, das Billy als das größte Naturtalent bezeichnet, dem er je begegnet ist. Er brachte den Baldachin als Beweis ihrer Fähigkeiten mit und verschaffte ihr einen Vertrag mit einer Galerie in Holborn, nur um bei seiner Rückkehr herausfinden zu müssen, dass sie bei einem Autounfall gestorben war.
    Er hatte nicht einmal mit ihr geschlafen. Er sah nur Schönheit und liebte sie. Wenn sich Joe dann und wann fragt, warum er mit Billy in Kontakt bleibt, dann gehört diese traurige kleine Geschichte zu den Dingen, die ihn davon überzeugen, dass Billy mehr ist, als er scheint.
    Joe starrt das Bett an. Saubere Laken. Billy hat nach dem Aufbruch der letzten Geliebten Zeit gehabt, sie zu wechseln. Aber den Rest der Wohnung hat er in ein Chaos verwandelt. Also. Billy hat gepackt, und dann wurde er überfallen.
    Etwas knirscht unter seinem Fuß. Joe schaut hinunter. Mais? Ein Weizenkorn? Etwas in der Art jedenfalls. Kein sexueller Fetisch, den er identifizieren könnte. Verpackungsmaterial? Kürzlich hat er erst gesehen, wie Gegenstände in Popcorn eingepackt wurden, als umweltfreundliche Alternative zu den schädlichen Schaumnuggets, die an allem festkleben und, wenn sie einmal dem Karton entkommen sind, in jeder Ecke seiner Werkstatt Unterschlupf suchen. Aber Popcorn ist weich und fluffig, und dieses Zeug ist offenkundig hart. Kies wahrscheinlich, von der Auffahrt irgendeines herrschaftlichen Hauses, mit dem Billy gerade Geschäfte macht.
    Er späht ins Badezimmer. Dieselbe unfreundliche Hand hat alle Shampoo- und Parfümflaschen in die Badewanne geschmissen. Der Duschvorhang ist halb vorgezogen, und Joe schaudert vor Unbehagen. Er streckt den Arm mit dem Schürhaken vor.
    Das Entsetzlichste hinter dem Vorhang ist ein Stück Seife in Gestalt eines nackten weiblichen Oberkörpers. Es ist vage naturgetreu, aber grün und riecht nach künstlichem Apfel.
    Auf also, in den innersten Ring: Billys Arbeitszimmer. Es

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