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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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mich abweisen und von jemand anders erbitten, was ich das Recht habe Ihnen anzubieten, so sage ich, daß es wenig edel von Ihnen ist, mir, dessen Vater durch Ihren Vater in Hunger und Verzweifl ung gestorben ist, die Anteilnahme am Leben Ihrer Mutter zu verwehren.«
    Albert erwartete bleich und unbeweglich, was seine Mutter entscheiden würde. Mercedes warf einen Blick von unaussprechlichem Ausdruck zum Himmel.
    »Ich nehme es an«, sagte sie; »er hat das Recht, den Brautschatz zu bezahlen, den ich in ein Kloster mitbringen werde.«
    Sie verbarg den Brief an ihrem Herzen, nahm den Arm ihres Sohns und ging festen Schritts die Treppe hinab.
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    Monte Christo war mit Emanuel und Maximilian in die Stadt zu-rückgefahren. An der Barriere du Trône trafen sie Bertuccio, der dort unbeweglich wie eine Schildwache wartete. Monte Christo steckte den Kopf durch das Wagenfenster und wechselte leise einige Worte mit dem Verwalter, der darauf verschwand.
    Monte Christo setzte Emanuel in der Nähe seiner Wohnung ab und forderte Maximilian auf, ihn noch bis zu den Champs-Elysées zu begleiten.
    »Sehr gern«, antwortete Morrel, »um so mehr, da ich in Ihrem Viertel zu tun habe.«
    Der Wagen fuhr weiter. »Sehen Sie, wie ich Ihnen Glück gebracht habe«, sagte Morrel, als er mit dem Grafen allein war. »Haben Sie nicht daran gedacht?«
    »Doch«, antwortete Monte Christo, »und deshalb möchte ich Sie immer bei mir haben.«
    »Es ist wunderbar!« fuhr Morrel, mit seinen Gedanken beschäftigt, fort.
    »Was?« fragte Monte Christo.
    »Was sich soeben ereignet hat.«
    »Ja«, entgegnete der Graf lächelnd, »das ist das richtige Wort, Morrel; es ist wunderbar!«
    »Denn Albert ist tapfer«, fuhr Morrel fort.
    »Sehr tapfer«, bestätigte Monte Christo, »ich habe ihn schlafen sehen, während der Dolch über seinem Haupt schwebte.«
    »Und ich weiß, daß er sich zweimal, und zwar sehr brav, geschlagen hat. Erklären Sie nun sein Betragen von heute.«
    »Ihr Einfl uß wieder«, entgegnete Monte Christo lächelnd.
    »Ein Glück für Albert, daß er nicht Soldat ist«, sagte Morrel.
    »Warum?«
    »Abbitte auf dem Kampfplatz!« bemerkte der junge Hauptmann kopfschüttelnd.
    »Nun«, sagte der Graf freundlich, »verfallen Sie nicht auch in die Vorurteile der gewöhnlichen Menschen? Geben Sie nicht zu, daß Albert, da er tapfer ist, sich nicht auf einmal feige benehmen kann, daß er einen Grund gehabt haben muß, so zu handeln, und daß sein Benehmen deshalb für edel angesehen werden muß?«
    »Ohne Zweifel«, antwortete Morrel; »aber ich sage mit dem Spanier: Er war heute nicht so tapfer wie gestern.«
    »Sie frühstücken bei mir, nicht wahr, Morrel?« sagte der Graf, um dieses Gespräch abzubrechen.
    »Nein, ich verlasse Sie um zehn Uhr.«
    »Sie haben sich also zum Frühstück mit jemand verabredet?«
    Morrel lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Aber Sie müssen doch irgendwo frühstücken.«
    »Wenn ich jedoch keinen Hunger habe?«
    »Oh«, sagte der Graf, »ich kenne nur zwei Gefühle, die den Appetit benehmen, das sind Schmerz – und da ich Sie zum Glück sehr heiter sehe, so ist es das nicht – und Liebe. Nach dem, was Sie mir in bezug auf Ihr Herz gesagt haben, muß ich allerdings glauben …«
    »Wahrhaftig, Graf«, erwiderte Morrel heiter, »ich sage nicht nein.«
    »Und Sie erzählen mir nichts davon, Maximilian?« fragte der Graf in einem Ton, der zeigte, daß es ihn lebhaft interessierte, dieses Geheimnis kennenzulernen.
    »Ich habe Ihnen heute morgen gezeigt, daß ich ein Herz habe, nicht wahr, Graf?« Statt aller Antwort reichte Monte Christo dem jungen Mann die Hand. »Nun wohl«, fuhr dieser fort, »seit dieses Herz nicht mehr bei Ihnen im Wald von Vincennes ist, ist es an-derwärts, wo ich es aufsuchen werde.«
    »Gehen Sie, lieber Freund«, sagte der Graf langsam; »und wenn Sie auf irgendein Hindernis stoßen, so erinnern Sie sich, daß ich ein wenig Macht in dieser Welt habe, daß ich glücklich bin, diese Macht zum Nutzen derer, die ich liebe, anzuwenden, und daß ich Sie liebe, Morrel.«
    »Gut«, entgegnete Morrel, »ich werde mich dessen erinnern, wie die selbstsüchtigen Kinder sich ihrer Eltern erinnern, wenn sie sie brauchen. Wenn ich Sie brauchen werde, und vielleicht kommt dieser Augenblick, so werde ich mich an Sie wenden, Graf.«
    »Gut, ich halte Sie beim Wort. Leben Sie wohl!«
    »Auf Wiedersehen!«
    Sie waren vor Monte Christos Haus angelangt. Monte Christo öff

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