Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
schnell man in die Pfanne gehauen ist. Ich bin jetzt hier im Dorf und telefoniere mit Ihnen aus dem Café Rundblick.“
    „Blöde Situation“, gab Professor Schreiber zu. „Bitte gedulden Sie sich einen Moment.“ Anschließend unterrichtete er kurz die anderen über die Lage. „Daß er mit dieser Meute da draußen nichts zu tun haben will, das leuchtet mir allerdings ein“, meinte er abschließend.
    Der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten schlug vor, daß er in seinem roten Flitzer mit Professor Schreiber und Alexander an den Journalisten vorbeirasen könnte, bevor die auch nur die Köpfe gedreht hätten, und die Großmutter meinte: „Das ist doch die einfachste Sache von der Welt. Er soll sich als Briefträger verkleiden und so tun, als ob er uns die Post bringt. Am besten mit einem falschen Bart und einer Pappnase.“
    „Das wäre vielleicht etwas umständlich“, wagte Fräulein Emma Zobelmann zu bemerken.
    „Es wird uns bestimmt etwas einfallen“, versicherte inzwischen Professor Schreiber am Telefon. „Bitte, Herr Landauer, warten Sie weiterhin in diesem Café Rundblick. Spätestens in einer halben Stunde bin ich so oder so bei Ihnen. Ich habe Ihnen ja bei unserem ersten Telefonat den Fall geschildert, und ich verspreche mir wirklich sehr viel von Ihrer Begegnung mit dem Jungen. In einer posthypnotischen Suggestion müßte er uns eigentlich wenigstens den Namen oder die Adresse seiner Eltern...“
    „Die Kerle da draußen werden ungeduldig“, unterbrach Professor Stoll. Tatsächlich waren jetzt Pfiffe, Rufe und Autohupen zu hören.
    „Das geht mir allmählich über die Hutschnur“, meinte die Großmutter, und gleichzeitig legte Professor Schreiber den Hörer wieder auf.
    „Wenn Sie es gestatten, begleite ich die Herren“, sagte Kriminalkommissar Michelsen, und dann meinte er noch zu Fräulein Emma Zobelmann: „Vielleicht haben Sie nachher eine Tasse Kaffee für mich. Ich habe mir wegen dieses verdammten Feuerteufels die ganze Nacht um die Ohren gehauen und kann jeden Augenblick im Stehen einpennen.“
    „Gleichfalls“, sagte der junge Herr Lüders bescheiden, und dann riß Karlchen Kubatz auch schon die Tür auf. Augenblicklich wurden die Pfiffe eingestellt, und in das Heerlager kam Bewegung.
    „Na, endlich tut sich was“, rief ein blondgelockter Kameramann vom Fernsehen.
    Und ein dicker Kerl, vor dessen Brust ein halbes Dutzend Kameras baumelte, stellte fest: „Dagegen ist es ja ein Pappenstiel, die Königin von England zu fotografieren!“
    Die drei Herren, die jetzt vom Haus Seestern herüberkamen, hätten auf die wartenden Journalisten durchaus eine komische Wirkung haben können. Jedenfalls sah es lustig aus, wie der kleine Professor aus Hamburg zwischen seinen baumlangen Begleitern durch die Mulde stiefelte. Aber keiner griente, und es waren auch keine Bemerkungen mehr zu hören. Alle kannten eben den Ruf des zierlichen Wissenschaftlers mit dem Schildkrötengesicht und hatten Respekt vor ihm.
    „Wir danken Ihnen, daß Sie zu uns kommen“, sagte der ältere Herr mit einer karierten Sportmütze. Er gab sich jetzt alle Mühe, ungeheuer höflich zu sein.
    „Ich muß die Herrschaften um Entschuldigung bitten. Es war keinesfalls meine Absicht, Sie so lange warten zu lassen“, sagte Professor Schreiber und blickte durch seine dicken Brillengläser freundlich in die Runde. „Aber andauernd klingelt das Telefon, und dabei braucht der junge Patient dringend Ruhe. Es ist meine ärztliche Pflicht, ihn abzuschirmen. In diesem Zustand kann ich ihn ganz einfach keiner Gefahr aussetzen.“
    Jetzt wurden die Journalisten und Reporter allerdings doch unruhig.
    „Soll das bedeuten, daß wir den Knaben gar nicht vor unsere Linsen bekommen?“ empörte sich wieder der Dicke mit dem halben Dutzend Kameras vor der Brust.
    „Wir müssen Zeit für den Versuch mit Landauer gewinnen“, flüsterte in der allgemeinen Unruhe Professor Schreiber sozusagen durch die Zähne.
    „Das schaffst du schon“, flüsterte Professor Stoll zurück und schmunzelte dabei.
    Zur gleichen Zeit hielten die Glorreichen Sieben in ihren Zimmern Kriegsrat. Karlchen Kubatz hatte ihnen davon berichtet, daß dieser Herr Albert Landauer wie bestellt und nicht abgeholt im Café Rundblick saß. Jetzt zerbrachen sie sich die Köpfe, wie sie ihn hinter dem Rücken der Presseleute mit Alexander zusammenbringen könnten. „Mein alter Herr in allen Ehren“, meinte Karlchen schließlich, „aber der Vorschlag, einfach mit

Weitere Kostenlose Bücher