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Der kalte Himmel - Roman

Der kalte Himmel - Roman

Titel: Der kalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einen Kaffee, Marie? «
    » Schokolade « , sagte Felix leise.
    Marie lächelte. » Gerne einen Kaffee « , sagte sie.
    Sie hatte ihrem Sohn Mütze und Winterjacke ausgezogen, und Felix rutschte auf einen Stuhl. Er griff nach einem Becher voller Zahnstocher, der in der Mitte des Tisches stand, und begann sofort, Zahnstocher für Zahnstocher aneinanderzulegen. Innerhalb weniger Minuten breitete sich ein geometrisches Muster über die halbe Tischplatte aus.
    » Und? « , fragte Alex.
    Marie seufzte. » Wir kriegen erst morgen einen Termin. «
    » Das ist an den meisten Kliniken so. Ohne Anmeldung geht es nicht « , warf Niklas Cromer ein.
    Marie sah den jungen Mann überrascht an.
    Alex lächelte. » Niklas machte gerade seinen Facharzt, in Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Münchner Uni hat ihn eingeladen. «
    In Marie arbeitete es. » Aber da können Sie mir ja vielleicht helfen. «
    Niklas lächelte sie freundlich an. » Wie Alex andeutete, stecke ich noch in den Prüfungen. Außerdem bin ich hier nur Gast auf einer Tagung. Ich arbeite in Berlin. «
    » Ach so … « , murmelte Marie enttäuscht.
    In diesem Augenblick brachte eine ältere Serviererin den Kaffee und die Schokolade. Sie stellte die Tassen mitten auf das von Felix kunstvoll gelegte Muster. Der Junge stieß einen Schrei aus, ruckartig versuchte er die Schokolade beiseitezuschieben, die Tasse rutschte vom Tisch, ergoss sich über den Arm der Kellnerin und zerbrach auf dem Boden.
    » So eine Unverschämtheit « , empörte sich die Frau. » Wenn Sie auf Ihren Jungen nicht aufpassen können, verlassen Sie bitte sofort das Café! «
    Vor Schreck war Marie von ihrem Sitz gesprungen, eine tiefe Schamesröte überzog ihr Gesicht. Sie blickte auf ihren Sohn, der wie in einer Schockstarre regungslos vor der Kellnerin stand und auf die am Boden liegenden Scherben starrte.
    » Aber er hat das doch nicht mit Absicht gemacht « , versuchte Alex die Kellnerin zu besänftigen.
    Doch diese schimpfte weiter: » Eine Frechheit ist das « , und schaute sich Beifall heischend unter den Gästen um. Einige schüttelten missbilligend den Kopf, andere schienen sich über das Geschehene zu amüsieren.
    » Jetzt schreiben Sie mir das bitte auf die Rechnung und bringen dem Jungen eine neue Tasse « , sagte der junge Arzt mit ruhiger Stimme.
    Die Kellnerin grantelte weiter, verließ aber endlich den Tisch, nicht ohne noch einmal in den Gastraum zu rufen: » Eine Unverschämtheit, was man sich heutzutage von den jungen Leuten gefallen lassen muss. «
    Erst in diesem Augenblick sah Marie, dass Niklas vor ihrem Jungen in die Knie gegangen war.
    » Du hast dich erschrocken « , flüsterte er ihm zu. » Du hattest Angst, dass dir die Frau dein Muster kaputt macht. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Hier tut dir niemand was. «
    Ein dankbares Lächeln umspielte Maries Mund, als der junge Arzt zu ihr hochsah. Niklas nickte ihr aufmunternd zu. Marie war beeindruckt. So einem Menschen war sie noch nie begegnet. Was für ein Jammer, dass dieser Arzt in Berlin arbeitete.
    Als sich die vier eine gute halbe Stunde später vor dem Café verabschiedeten, drückte Alex ihr einen Fünfzigmarkschein in die Hand.
    » Das kann ich nicht annehmen « , wehrte Marie ab.
    » Ach was. Du gibst es mir einfach zurück, wenn wir uns wiedersehen. Woher solltest du denn wissen, dass du hier übernachten musst? « , meinte Alex.
    » Jetzt bist du der Dickschädel « , sagte Marie dankbar. » Was wirst du denn jetzt machen? «
    Alex wiegte den Kopf. » Niklas meint, ich soll zurück nach Berlin, da gehöre ich hin. « Sie seufzte laut auf. » Bin wohl doch kein Landei. «
    Marie lächelte wehmütig.
    » Ich drücke Ihnen fest die Daumen « , versprach Niklas und sah sie offen an. » Lassen Sie sich Zeit. Felix braucht eine genaue Diagnose. «
    Marie nickte.
    *

Während Marie die Anmeldungsbögen der Klinik ausfüllte, wanderte ihr Blick immer wieder zu ihrem schlafenden Jungen. Die kleine Pension, die ihr Alex empfohlen hatte, schien eine gute Wahl zu sein. Das Zimmer war ruhig und sauber, das Doppelbett groß genug für sie beide. Sie hatte Felix recht bald zum Schlafen gelegt, der Junge war zum Umfallen müde gewesen. Doch während Marie noch hoffte, dass er die neue Umgebung gut verkraften würde, hörte sie ein leises Stöhnen, das vom Bett zu ihr herüberdrang.
    Marie erhob sich von ihren Formularen und betrachtete nachdenklich ihren Sohn. Sanft küsste sie seinen Haarschopf und streichelte seine Hand.

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