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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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einige Tage später, als die Eltern Mehnert nochmals zu den Lebensgewohnheiten ihres Sohnes gehört wurden. Denn seine Mutter behauptete: »Der Junge hat nie viel Geld gehabt. Er hatte doch kein eigenes Einkommen, wir haben ihm nur ein Taschengeld gegeben.« Auch der Vater zeigte sich erstaunt: »Mein Sohn soll immer einige hundert Mark in der Tasche gehabt haben? Das glaube ich nicht. Von uns kann er das Geld aber nicht bekommen haben, er ist immer ziemlich knapp gehalten worden. Wilfried sollte lernen, mit Geld vernünftig umzugehen.«
    Das war schon merkwürdig: Während Freunde und Bekannte Mehnerts übereinstimmend und unabhängig voneinander bekundeten, dass ihm »das Geld recht locker in der Tasche saß«, behaupteten seine Eltern beharrlich und glaubhaft das Gegenteil. Von wem hatte Mehnert das Geld dann bekommen? Und wofür? Mehnert musste demnach über eine ergiebige Geldquelle verfügt haben, von der selbst seine Eltern und Freunde nichts wussten. Vermutlich hatte er nach Einschätzung der Kripo auch regelmäßig im Milieu verkehrt, sich mit zwielichtigen Gestalten abgegeben – und dubiose, aber profitable Geschäfte gemacht?
    Dutzende Kleinganoven und Szenegrößen wurden kassiert und nachdrücklich befragt. Aber niemand kannte Wilfried Mehnert. Und das Vorzeigen eines Fotos des Gesuchten wurde stets mit einem gelangweilten Kopfschütteln quittiert. Es war wie verhext.
    Nach zweieinhalbwöchigen Ermittlungen war das Ergebnis ausgesprochen mager: kein Hinweis, keine Spur, kein Motiv. Auch drei »Fahndungswellen« waren erfolglos abgeebbt: die Vermisstenfahndung, eine weitere Vermisstenfahndung »mit der Einrechnung eines Verbrechens« und eine Sachfahndung nach dem hellblauen Ford M 15. Doch die Opfer blieben verschwunden, der Wagen auch. Nur so viel stand zur Überzeugung der Fahnder fest: Irgendjemand aus dem »sozialen Umfeld« des Paares musste gelogen haben. Nur wer?

6
    Ludwig Rotstein war hundemüde. Das nun bevorstehende Verhör bereitete dem 45-jährigen Kommissar Kopfzerbrechen. Was sollte er die bemitleidenswerte Frau noch fragen, wo doch alles gesagt schien. Plötzlich klopfte es.
    »Herein!«
    Eine ältere Dame stieß die Tür auf. »Herr Rotstein?«
    »Jawohl, Kriminaloberkommissar Rotstein. Und Sie sind Frau Mehnert, wir haben heute Morgen miteinander telefoniert. Setzen Sie sich doch bitte.«
    Die Anstrengungen und Entbehrungen der vergangenen Wochen hatten in Johanna Mehnerts Gesicht deutliche Spuren hinterlassen: blass, verhärmt, hohlwangig. Die 54-Jährige wirkte übermüdet.
    Rotstein tippte das, was er sagen würde, in die Maschine, dann begann er behutsam zu fragen: »Wir kommen einfach nicht weiter, Frau Mehnert. Irgendwo ist der Wurm drin. Wir haben weiß Gott alles getan. Aber wir kommen nicht dahinter, wo Ihr Sohn das viele Geld her hatte.«
    Rotstein stand auf.
    »Wir haben unsere Leute ausgeschickt«, fuhr er fort, »Dutzende von Beamten haben jeden Freund, jeden Zufallsbekannten Ihres Sohnes unter die Lupe genommen. Nichts, einfach nichts. Sie müssen uns helfen. Sie müssen doch wissen, woher Wilfried das Geld hatte!«
    Keine Reaktion. Johanna Mehnert schwieg.
    »Dann fangen wir noch mal von vorn an.« Rotstein setzte sich wieder. »Ihr Sohn trug Oberhemden, das Stück zu 70 Mark. Sie müssen sich doch Gedanken gemacht haben. Einer hat sie schließlich bezahlt.«
    »Ja.« Johanna Mehnert seufzte. »Einer hat sie bezahlt. Ich.«
    »Und die Anzüge, und die Krawatten, und die Maßschuhe? Wer hat das bezahlt?«
    Johanna Mehnert kämpfte mit den Tränen, das Sprechen fiel ihr schwer. In all ihrem Leid wirkte sie jetzt noch älter, noch blasser, total erschöpft. »Ich muss es Ihnen sagen«, setzte sie wieder an, »mein Mann hat mir immer Vorwürfe gemacht. Heinz hat gesagt, ich soll unseren Sohn nicht so verhätscheln.« Tränen schossen der Frau über ihre Wangen.
    »Lassen Sie sich Zeit, Frau Mehnert.«
    Schweigen. Eine Zeit lang wurde überhaupt nicht gesprochen.
    »Er war doch mein Einziger«, erklärte Johanna Mehnert schließlich, »und da habe ich ihm eben alles gegeben, was ich auf die Seite bringen konnte. Nur mein Mann durfte es nicht wissen.«
    »Endlich ist es heraus.« Rotstein fixierte die Frau noch einen kurzen Moment, bevor er auf der Maschine weiterschrieb. Er war jetzt überzeugt und erleichtert, endlich zum Kern dieser unseligen Angelegenheit vorgedrungen zu sein.
    Johanna Mehnert las das Protokoll und unterschrieb es. »Schicken Sie bitte gleich Ihren Mann

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