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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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würde es immer nur einen wahren Vater geben.
    Er ignorierte das Schwert zu seinen Füßen und wich vor Shūsakus gut gemeinter Berührung zurück wie vor einer Schlange.
    Shūsaku bückte sich und hob das Schwert auf. »Das braucht Zeit«, sagte er. »Du lernst es schon irgendwann.«
    Tarō stapfte davon, ohne dem Ninja zu sagen, dass es nicht die Kata war, die ihm so zu schaffen machte.
    Er wusste, dass er sie irgendwann beherrschen würde. Immerhin war das nur eine Frage von Koordination und Geschwindigkeit, und beides lag in seiner Macht. Aber es lag nicht in seiner Macht, seinen Vater wieder zum Leben zu erwecken oder diese verfluchte Taube schneller hierherzubringen, damit er Nachricht von seiner Mutter erhielt.
    Tarō ging zu Yukiko und Hirō hinüber, die gerade miteinander fochten. Yukiko parierte einen Hieb von Hirō und führte mit einer leichtfüßigen Pirouette einen perfekten Schlag, der Hirō den Kopf abgetrennt hätte, wenn sie die Klinge nicht gerade noch rechtzeitig abgefangen hätte. Er hob die Hände und ergab sich.
    Hirō kam zu Tarō herüber.
    »Mein aufrichtiges Mitgefühl«, sagte Tarō.
    Hirō verzog das Gesicht. »Sie schummelt.«
    »Wie, indem sie geschickter ist als du?«
    »Genau. Ich bin größer und stärker als sie, und das weiß sie auch, also sollte sie verlieren. Aber sie tut es einfach nicht. Folglich betrügt sie.«
    Tarō lachte. »Eines Tages wirst du sie schon schlagen, mein Freund.«
    »Eines Jahres vielleicht«, sagte Yukiko, als sie an ihnen vorbeiging. Hirō versetzte ihr einen Stoß, und bald rauften sie wieder miteinander.
    Aber Hirō war nicht umsonst der Meisterringer von Shirahama gewesen. Am nächsten Tag stolzierte er auf Tarō zu, gefolgt von Yukiko, die hinter ihm die Augen verdrehte. »Ich habe Yukiko gerade im Schwertkampf und im Ringen geschlagen«, verkündete er. »Wie ein Kind ist sie meinen überragenden Fähigkeiten ausgeliefert.«
    Yukiko rempelte ihn mit dem Ellbogen an. »Ein Sieg, und er hält sich für Yamato Takeru.« Das war ein berühmter Prinz, der zahlreiche Feinde besiegt und in seinen späteren Jahren mit dem legendären Schwert Ame-no-Murakumo-no-Tsurigi gekämpft hatte  – dem »Schwert der Wolken, die den Himmel verdüstern«. Susanoo, der Kami der Stürme, hatte es einst aus dem Schwanz eines Ungeheuers geraubt.
    »Zwei Siege!«, rief Hirō.
    »Zwei an einem Tag zählen aber nur als einer. Denk nur daran, an wie vielen Tagen ich dich geschlagen habe.«
    Hirō seufzte gutmütig.
    Tarō freute sich für Hirō, weil der eine neue Freundschaft geschlossen hatte, während ein kleiner, eifersüchtiger Teil von ihm zugleich wünschte, er könnte den mächtigen Ringer für sich behalten. Aber für Hirō hatte sich so viel verändert. Es war gut, dass er ein klein wenig Glück in seinem neuen Leben gefunden hatte.
    Alles in allem war das Leben im Krater auch gut, obwohl es Tarō immer etwas unwirklich erschien  – als gehörten der Tod seines Vaters und das unbekannte Schicksal seiner Mutter in eine andere Welt, irgendein anderes Reich des Samsara, weit weg von diesem verborgenen Lager.
    Sie lebten hier in einer Art Zauberreich, lernten zu kämpfen und sich in Harmonie zu bewegen, nicht länger von den zwei Welten Tag und Nacht beherrscht, sondern in einem ständigen Halbdunkel, von Fackeln beleuchtet. Tarō wäre am liebsten für immer hiergeblieben, obwohl ihm der Gedanke an seine Mutter nie aus dem Kopf ging. Einmal hatte er einen schrecklichen Traum gehabt. Darin war sein Vater, der Mann, der ihn großgezogen hatte, noch am Leben gewesen, sein Tod ein kolossales Missverständnis  – und er war mit offenen Armen auf Tarō zugekommen und hatte gesagt: »Ich bin da. Weine nicht mehr.«
    Dann war Tarō aufgewacht, und sein Vater war immer noch tot. Er hatte geweint, bis er glaubte, alle Feuchtigkeit müsse seinem Körper abgepresst worden sein, so dass er bald schrumpelig und vertrocknet aussehen würde wie eine Frucht, die zu lange in der Sonne gelegen hatte.
    Am liebsten hätte er auf ewig in diesem Traum verweilt, am Meer mit seinem Vater, der in der Tiefe fischte, und seiner Mutter, die abends immer am Feuer saß. Doch er war grob wachgerüttelt worden.
    Und leider sollte das bald wieder geschehen.

Kapitel 41
    Eine grobe Hand an seiner Schulter. Shūsaku beugte sich über ihn.
    »Taijitsu. Steh auf.«
    Tarō folgte ihm mit verquollenen Augen, während Shūsaku die anderen weckte und begann, in der Mitte der Waffenkammer Platz zu

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