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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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während wir ihn holen fahren, oder du sitzt in der Zwischenzeit im Auto. Das steht dir frei.«
    »Ich warte im Auto«, erwiderte Lelle leise. »Die anderen werden es ja doch erfahren, daß ich Kennedy verraten habe.«
    »In Ordnung, dann fahren wir.«
    Sie legten die letzten hundert Meter zum Hof zurück. Dieselbe Frau, die Gösta und Martin am Morgen geöffnet hatte, machte auch jetzt die Tür auf. Ihre Irritation hatte noch weiter zugenommen.
    »Was wollt ihr denn jetzt schon wieder! Bald müssen wir für die Polizei noch eine Pendeltür einbauen. So was habe ich wirklich noch nicht erlebt. Nach all der guten Zusammenarbeit, die wir seit Jahren mit euch hatten, da …«
    Gösta unterbrach sie, indem er die Hand hochhielt. Mit strenger Miene sagte er: »Wir haben jetzt keine Zeit für Diskussionen. Wir möchten mit Kennedy reden. Sofort.«
    Die Frau hörte, wie ernst es ihm war, und rief umgehend nach Kennedy. Als sie erneut sprach, war ihr Ton etwas sanfter.
    »Was wollt ihr von Kennedy? Hat er irgendwas gemacht?«
    »Ihr werdet die Einzelheiten später erfahren«, sagte Ernst schroff. »Im Augenblick haben wir nur die Aufgabe, den Burschen mit aufs Revier zu nehmen, um dort mit ihm zu reden. Wir nehmen auch den großen Burschen mit, diesen Lelle.«
    Kennedy trat aus dem Schatten. In seiner dunklen Hose, dem weißem Hemd und mit den sorgfältig gekämmten Haaren sah er aus wie ein Junge aus einem englischen Internat, nicht wie ein ehemaliger Rabauke in einem Erziehungsheim. Das einzige, was das Bild störte, waren die Abschürfungen an den Knöcheln seiner Hände. Gösta fluchte im stillen. Genau das hatte er beim letzten Besuch bemerkt, und darauf hätte er reagieren müssen.
    »Womit kann ich den Herren behilflich sein?« Seine Stimme war wohltönend, vielleicht ein bißchen zu sehr. Man spürte, daß er Wert darauf legte, fein zu klingen, was die ganze Wirkung verdarb.
    »Wir haben mit Lelle geredet. Also begreifst du ja wohl, daß du mit aufs Revier mußt.«
    Kennedy beugte den Kopf in stiller Akzeptanz. Wenn Jacob ihm etwas beigebracht hatte, dann dieses, daß man die Konsequenzen seines Handelns tragen mußte, wenn man vor Gottes Augen würdig sein wollte.
    Er schaute sich zum letztenmal bedauernd um. Er würde den Hof vermissen.
     
    Sie saßen sich schweigend gegenüber. Marita hatte ihre Kinder genommen und war nach Västergärden zurückgegangen, um auf Jacob zu warten. Draußen zwitscherten die Sommervögel, doch drinnen war es still. Unterhalb der Freitreppe standen noch immer die Koffer. Laine konnte nicht fahren, bevor sie wußte, daß Jacob wohlauf war.
    »Hast du etwas von Linda gehört?« fragte sie unsicher. Voller Sorge, daß sie die empfindliche Waffenruhe zwischen sich und Gabriel stören könnte.
    »Nein, noch nicht.«
    »Arme Solveig«, sagte Gabriel nach einer Weile.
    Laine dachte an all die Jahre der Erpressung, aber stimmte ihm dennoch zu. Eine Mutter konnte nicht anders, als Sympathie für eine andere Mutter zu empfinden, deren Kind verletzt worden war.
    »Glaubst du, daß Jacob auch .?« Die Worte blieben ihr im Hals stecken.
    Unerwartet legte Gabriel seine Hand auf die ihre. »Nein, das glaube ich nicht. Du hast gehört, was die Polizei gesagt hat, er sitzt bestimmt nur irgendwo und versucht über alles nachzudenken. Dazu hat er ja so einigen Grund bekommen.«
    »Ja, das hat er«, erwiderte Laine bitter.
    Gabriel sagte nichts, aber ließ seine Hand auf der ihren liegen. Sie empfand das als überraschend tröstlich und begriff plötzlich, daß es in all den Jahren das erste Mal war, daß Gabriel ihr solche Zärtlichkeit erwies. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus, doch war es zugleich mit Abschiedsschmerz verbunden. Sie hatte nicht den Wunsch, ihn zu verlassen. Die Initiative hatte sie ergriffen, um ihm die Demütigung zu ersparen, sie aus dem Haus zu werfen, doch mit einemmal war sie unsicher, ob sie richtig handelte. Dann zog er seine Hand weg, und der Augenblick war verpaßt.
    »Weißt du, jetzt im nachhinein kann ich sagen, daß ich es immer gespürt habe, daß Jacob mehr nach Johannes kam als nach mir. Ich habe darin eine Verhöhnung durch das Schicksal gesehen. Nach außen kann es so gewirkt haben, als hätten Ephraim und ich uns näher gestanden als er und Johannes. Vater hat bei uns gewohnt, ich hatte den Hof geerbt und all das. Aber es stimmte nicht. Daß die beiden soviel Streit hatten, lag daran, daß sie sich im Grunde sehr ähnlich waren. Manchmal wirkte es, als

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