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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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verhaftet worden, der angeblich zwei kleine Jungen missbraucht hatte. Zusammen mit dem aktuellen Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche hatte dieser Fall dafür gesorgt, dass viele Gemeinden ein erhöhtes Interesse daran hatten, mit der Polizei zusammenzuarbeiten.)
    Ich hakte weiter nach: »Es ging um den Pfarrer von Pennard, wenn ich mich nicht irre, und um irgendeinen Skandal, in den seine Tochter verwickelt war. Natürlich wollen wir nicht ins Fettnäpfchen treten bei so einer heiklen Angelegenheit. Man weiß ja, wie lange sich die Leute in ländlichen Gegenden so etwas merken, und vielleicht wohnen ja noch Verwandte der Familie dort. Aber ich dachte, wenn ich jemanden danach fragen kann, dann Sie mit Ihrer Erfahrung und Ihrem Elefantengedächtnis. Sie wissen wirklich alles.«
    Dick lächelte geschmeichelt, genau wie ich es geplant hatte. Dann sagte er: »Na ja, ich bin nun mal der Dienstälteste im ganzen Bezirk, aber mein Erinnerungsvermögen ist nicht das schlechteste, da haben Sie recht. Auch wenn ich morgens regelmäßig meinen Autoschlüssel verlege. Aber wenn etwas in dieser Gegend in den letzten fünfundzwanzig Jahren passiert ist, hatte ich sehr wahrscheinlich damit zu tun oder weiß zumindest davon.«
    Er dachte einen Moment nach und sagte dann: »Milland. Das war der Name! Pater Milland. Mit vollem Namen hieß er Ray Milland, wie der berühmte walisische Schauspieler. Aber Sie sind bestimmt zu jung, um sich noch an ihn zu erinnern.«
    » Das verlorene Wochenende , nicht wahr? Von Billy Wilder«, entgegnete ich lächelnd.
    Er freute sich sichtlich und wies mit dem Kinn in Richtung Rhian. »Hast du das gehört, Rhian? Ich wünschte, du würdest auch mal über dein Hello -Magazin hinausgucken! Sie sind ein ganz schön schlaues Mädchen, Jen. Wie kommt es, dass jemand in Ihrem Alter so etwas weiß?«
    »Ich hatte eine Oma, die Schwarz-Weiß-Filme geliebt hat, und mit der habe ich sonntagnachmittags immer ferngesehen.«
    »Wunderbar!« Ich war in seinem Ansehen gerade erneut gestiegen. Bald würde er mir aus der Hand fressen.
    »Also, wo waren wir? Ach ja, Pater Milland«, sagte er und fummelte an seiner Krawatte herum. »Ich bin mir sicher, dass er selbst keinen Dreck am Stecken hatte, ein Gentleman der alten Schule war das. Auf ihn lasse ich nichts kommen. Aber mit seiner Tochter war irgendetwas nicht in Ordnung, da haben Sie recht. Jetzt erinnere ich mich wieder: Sie wurde schwanger, glaube ich. Und dann hat sie behauptet, dass es bei einer Vergewaltigung passiert sei. Na ja, sie selbst hat keine Anzeige Zerstattet, aber eine ihrer Freundinnen. Damals war sie gerade von zu Hause ausgezogen, um zu studieren. Ich glaube, der Familie war es nicht recht, dass sie in einer fremden Stadt war und dort Alkohol trank und mit Jungen ausging. Ist ja eigentlich normal für junge Leute, aber ihr Vater war sehr altmodisch. Was soll man von einem Pfarrer auch anderes erwarten? Na ja, jedenfalls gab es eine Anzeige wegen Vergewaltigung, um die sich Inspector Keith Cottle gekümmert hat, wenn ich mich nicht irre. Aber der hat uns mittlerweile leider verlassen.«
    »Was, er ist tot? Wann ist er denn gestorben? Er war doch erst Mitte fünfzig, oder?«
    »Nein, er hat nicht diese Welt verlassen, sondern nur den Polizeidienst, Sie dummes Huhn. Na ja, jedenfalls gab es damals noch nicht so viele Vergewaltigungsprozesse und keine geschulten Psychologen und so weiter. Außerdem war die Tat schon ein paar Monate her und die Beweislage daher schwierig. Aber das spielte dann sowieso keine Rolle mehr, denn als wir eine detaillierte Aussage von der jungen Dame wollten, zog sie ihre Anschuldigung zurück und behauptete, sie hätte die Geschichte nur erfunden, damit ihr Vater nicht erfährt, dass ihr Exfreund sie geschwängert hat. Sex vor der Ehe war ja gar nicht denkbar in so einer Familie.
    Wirklich eine Schande, sie war so ein nettes, ordentliches Mädchen, ruhig und fleißig. Ich erinnere mich noch genau an sie. Schon als sie vierzehn oder fünfzehn war, habe ich sie immer in der Kirche arbeiten sehen, wenn ich meine Runde durchs Dorf gedreht habe. Schwarze Haare hatte sie, pechschwarz, und eine Brille. Ein hübsches, anständiges Mädchen. Die Familie wollte natürlich nicht, dass die Sache herauskommt, und ist daher weggezogen. Ich glaube, sie hat das Kind abgetrieben, aber vielleicht hat sie es auch zur Adoption freigegeben.«
    »Es wurde also in dem Fall nie wegen Vergewaltigung ermittelt?«
    »Nein.«
    »Nicht

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