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Der Puppenfänger (German Edition)

Der Puppenfänger (German Edition)

Titel: Der Puppenfänger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joana Brouwer
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und laut auf Hochdeutsch. Dabei unterstrich sie jedes Wort mit einem Kopfnicken. »Ich habe letzte Nacht von einer Katze geträumt, von ’ner schwarzen, und die hat gefaucht und gekratzt. Ich seh die schwarze Katze im Traum. Manchmal ist sie sanft und schnurrt, dann geht ein Mensch friedlich von Gottes Erde. Wenn sie faucht und zischt und mich kratzen will und wütend ist, dann wehrt sich ein Menschenkind gegen den Willen des Allmächtigen. Aber es nützt ihm nichts. Denn was Gott tut, das ist wohlgetan. Die, die sterben, die schicken mir die schwarze Katze, damit ich jedem sagen kann, dass ihre Seele von uns gegangen ist. Denn alle solln es wissen. Die Katze ist ein Zeichen von ganz oben, und das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    Heide verkniff sich ein Lachen und fragte: »Wirklich?«
    Die alte Dame drehte betont langsam ihren Kopf und musterte Heide einen Moment aufmerksam aus sehr wachen, graublauen Augen, ehe sie barsch fragte: »Was? Wirklich?«
    »Sie träumen von einer schwarzen Katze, wenn jemand stirbt?«
    »Denken Sie etwa, ich lüge, junge Frau?«
    »Nein, nein«, wehrte Heide beschwichtigend ab und hakte gleich nach. »Die Katze war zornig?«
    »O ja, sie ist mir ins Gesicht gesprungen!«
    Die Farbe der Flecken im Antlitz der Verkäuferin war mittlerweile von einem hellen Rot in einen Purpurton umgeschlagen. Sie seufzte ärgerlich und schüttelte missbilligend den Kopf. »Entschuldigen Sie bitte, meine Tante ist ab und zu …«, sie zögerte, bemüht, das passende Eigenschaftswort zu finden. »Tante Martha ist ab und zu etwas absonderlich. Vergessen Sie, was sie Ihnen erzählt hat. Was darf es denn sein? Der Weggen ist vor einer halben Stunde frisch reingekommen und die Berliner auch.«
    »Quatsch!«, schrie Tante Martha empört. »Ich weiß, was ich sage, und ich bin nicht … ich bin nicht absonderlich. Die Beine, die wollen nicht mehr so, wie ich will, aber im Kopp bin ich noch ganz klar!«
    Renate Lübheins Selbstbeherrschung war am Ende. Sie schlug mit der flachen Hand auf die Ablagefläche der Verkaufstheke. »Es reicht, Tante Martha. Du hältst mich jetzt fast eine Stunde von der Arbeit ab und vergraulst mir die Kunden.« Sie warf Heide einen empörten Blick zu, presste die Lippen aufeinander und rollte dabei mit den Augen, als wollte sie sagen: Schau her und bedaure mich, mit diesen alten Weibern quäle ich mich Tag um Tag ab.
    »Ich möchte mich auf gar keinen Fall vordrängeln, und ich habe Zeit«, versuchte Heide, den Streit zu schlichten. Sie hoffte, Tante Martha würde sich nicht zurückhalten lassen und weitererzählen. Nichts interessierte sie im Moment mehr als das mysteriöse Verschwinden des Gerald Schöllen, den vermutlich nicht der Erdboden verschluckt hatte.
    »Siehst du, sag ich doch, Renate. Gib mir jetzt mein Brot. Wehe du schiebst es nur wegen der paar Kröten, die du daran verdienst, durch die Schneidemaschine. Ich will es nicht geschnitten haben. Das trocknet mir dann viel zu schnell aus und schmeckt wie … Ach, ist auch einerlei.« Tante Martha rappelte sich seufzend auf, fasste die Griffe des Rollators, schob die Gehhilfe überraschend flink zum Schaufenster und sah nach draußen. »Hab ich’s mir doch gedacht«, meinte sie triumphierend, ehe sie sich zu Heide umdrehte. »Wenn Sie ’ne Zeitung geschickt hat, irgend so ein Schmierenblatt, dann sind Sie umsonst gekommen, junge Frau. Von mir erfahren Sie nichts. Das fehlt uns noch. Die ganze Ortschaft voll mit Autos und Kameras und Leuten, die uns auf die Nerven gehn und überall rumfragen und rumstehn und alles wissen wolln, was sie nicht wissen solln. Das hatten wir schon, das brauchen wir nicht mehr. Das bringt uns nur Ärger.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, ich könnte eine Journalistin sein?«, erwiderte Heide amüsiert.
    »Weil der Schöllen seit Montag verschwunden ist. Das weiß schon das ganze Dorf. Sie sehn so kess aus, und neugierig sind Se auch. Da will ich wohl drauf wetten, dass Sie nicht gekommen sind, um ein bisschen Landluft zu schnuppern. An Ihrem Nummernschild sehe ich, dass Sie aus Osnabrück sind. Das müssen Sie gar nicht leugnen. Autos, die aus Osnabrück kommen, bringen uns nur Unglück. Wie Schöllen! Ja, der kommt auch aus Osnabrück. O-hne S-krupel sagt man immer. So sind se, die Städter. Alle OS ! Ganz und gar ohne Skrupel!«
    »Schöllen?«, hakte Heide nach.
    »Das ist nicht normal, dass jemand einfach so verschwindet.«
    Renate Lübhein hatte ihren Platz hinter der Verkaufstheke

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