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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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auserwählten Wirt. Mit anderen Worten, der neue Herrscher braucht die Anerkennung des Volkes. Wobei dann natürlich niemand etwas davon weiß, dass er einen Wangaramas in sich trägt.«
    »Genau darauf zielte meine Frage ab«, sagte Chalkhill. »Warum in aller Welt sollte mich irgendjemand anerkennen? Ich bin nicht von Kaiserlichem Blute, ich gehöre nicht einmal dem Adel an, höchstens im weitesten Sinne des Wortes.«
    »Aber du wirst ja nicht als du selbst Kaiser werden. Du wirst der erste Kaiser des Hauses Hairstreak sein.«
    Schweigen dehnte sich aus, als hätte sich das Innere von Chalkhills Kopf in eine gewaltige, leere Kathedrale verwandelt. Cyrils letzte Worte schwebten herab wie Schneeflocken, und auf einmal wusste Chalkhill genau, was sie bedeuteten. »Ihr wollt, dass ich mit der Maskerade weitermache! Wenn Comma gekrönt wird, soll ich als Hairstreak dorthin gehen, aber wenn ich Comma dann ermorde – denn jetzt wird es natürlich Comma sein und nicht Pyrgus –, soll ich seinen Platz einnehmen. Als Hairstreak.«
    »Genau das«, sagte Cyril verschlagen. »Du denkst schon wie ein Wangaramas. «
    Es war der seltsamste Plan, den Chalkhill je gehört hatte, aber vielleicht funktionierte er ja. Hairstreak war Angehöriger eines Adelshauses und mit dem alten Kaiser verschwägert. Mehr noch, er hatte das halbe Reich hinter sich – er war der anerkannte Anführer der Nachtelfen. Es waren schon weniger raffinierte Staatsstreiche gelungen.
    Von einer Sache natürlich einmal abgesehen.
    Chalkhill runzelte die Stirn. »Was ist mit dem echten Hairstreak? Er wird ja nicht dasitzen und zuschauen, wie ich mir in seiner Gestalt die Krone aufsetzen lasse.«
    »Der echte Hairstreak wird bei der Krönungsfeier nicht zugegen sein – hat er dir doch selbst gesagt.«
    »Nein, warte mal – er hat gesagt, dass er zu Pyrgus’ Krönung nicht gehen wird. Aber warum sollte er Commas Krönung fernbleiben. Er ist seine Marionette.«
    »Das stimmt, aber er hat trotzdem nicht vor, zu Commas Krönung zu gehen. Er geht davon aus, dass die Lichtelfen die Situation leichter akzeptieren werden, wenn er sich eine Zeit lang mit öffentlichen Auftritten zurückhält.«
    Das klang einleuchtend. Andererseits… »Woher wisst ihr das?«
    »Wir haben es von seinem Torhüter.«
    Chalkhill blinzelte. »Ihr habt einen Wurm in Cossus Cossus?!«, fragte er ungläubig. Das war zu schön, um wahr zu sein. »Ich fand ja schon immer, dass er einen komischen Gang hat.«
    »Cossus ist einer unserer wichtigsten Symbionten. Du kannst also davon ausgehen, dass unser Freund nicht bei der Krönungsfeier zugegen sein wird. Wenn du Comma erst getötet und dich selbst zum Kaiser ausgerufen hast, kannst du den echten Hairstreak als Hochstapler festnehmen und hinrichten lassen.«
    »Aber wird er nicht allen sagen, dass er der echte Hairstreak ist?«
    »Natürlich wird er das, aber wer wird sein Wort über das des neuen Kaisers stellen? Übrigens haben wir nicht nur Cossus Cossus unterwandert, sondern auch Hairstreaks Leibwache. Mit unserer Hilfe wird das der reinste Spaziergang – du musst dir nur einen stillen Winkel suchen und dort bleiben, bis wir dich brauchen.«
    Einen stillen Winkel aufzutun war das geringste Problem. Chalkhill wusste auch schon, wer das für ihn erledigen konnte. Es gab nur noch eines, über das er sich Sorgen machte. »Mir fehlt noch der Illusionszauber, den wir benutzen wollten – den wollte Hairstreak liefern.«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt, Jasper!«, sagte Cyril verärgert. »Glaubst du im Ernst, die Ressourcen der Wangarami reichen nicht für einen popeligen kleinen Zauber? Übrigens wird es gar kein Illusionszauber sein – sondern eine dauerhafte Verwandlung.«
    »Du meinst, ich werde für den Rest meines Lebens wie Hairstreak aussehen?«
    »Genau das.«
    »Bes-tens!«, rief Chalkhill laut. Alle Welt hatte Angst vor Hairstreak und stinkreich war er obendrein. Macht! Wohlstand! Ruhm! Mit einem einzigen Verwandlungszauber!
    Ein vorbeigehender Kellner servierte ihm ein weiteres Glas dieser berauschenden Musik.
     

Vierundfünfzig
     
    W ährend Fogarty im großen Saal wartete, fragte er sich, was mit Henry los war. Es passte nicht zu dem Jungen, einfach wegzubleiben. Erst recht nicht, wo er doch sichtlich in Blue verschossen war.
    Fogarty stemmte sich vom Stuhl hoch und ging steif zu Gonepterix am Fenster. Er sah kurz hinaus, dann wurde ihm klar, dass es sich bei dem Blick durch das Fenster nicht um einen Illusionszauber

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