Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
das erschien ihr dann doch zu lächerlich. Ethan band sich an niemanden, das hatte Victoria einmal gesagt. Außerdem war er ihrer Meinung nach viel zu selbstsicher, um auf einen anderen Mann eifersüchtig zu sein. Als sie später die Treppe hinaufging, fragte sie sich, was der nächste Tag wohl bringen würde, und betete, dass Ethans Plan gelingen möge, sie in Sicherheit zu bringen.
    Elsa erwachte am nächsten Morgen vom Krächzen der Papageien und dem Fliegengesumm außerhalb des Moskitonetzes, das über ihrem Bett hing. Sie erhob sich langsam und in dem festen Glauben die Erste zu sein, die wach war. Doch dann hörte sie die Männer im Stall miteinander reden, die ihre Pferde sattelten, und sie nahm den Duft frisch gebackenen Damper-Brotes wahr, der sich mit dem eigenartigen Geruch brennender Eukalyptusblätter mischte. Unten genügte ihr ein Blick auf Nerida, um zu wissen, dass diese ihr keine Hilfe sein würde. Also machte sie sich allein an den Hausputz und dachte mit Schrecken an den langen Arbeitstag, der vor ihr lag.
    Mit Ethans Hilfe nahm das Zusammentreiben der Schafe völlig neue Dimensionen an, und Tara wie Riordan waren sprachlos vor Bewunderung. Obwohl auch Nugget und die anderen gute Viehtreiber waren, wurde jetzt deutlich, warum Ethan im gesamten Outback eine lebende Legende war. Reiter und Pferd waren eins, und sein Palomino reagierte auf die leisesten Pfiffe oder den leichtesten Druck seiner Knie. Die beiden schienen miteinander verschmolzen, und Tara und Riordan fanden es faszinierend, ihre fast fließenden Bewegungen zu beobachten. Noch vor der Mittagspause hatten sie über zweihundert Schafe zusammengetrieben, doppelt so viele wie an den vorangegangenen Tagen, und sie in die einzige große Umzäunung auf der Farm hinter den Schererhütten gebracht.
    »Sie heute viel besser«, sagte Nugget zu Tara und Riordan, als sie um die Mittagszeit den Teekessel aufs Feuer setzten, während Charlie und Bluey aus einem Tiefbrunnen Wasser für die Pferde und Schafe hochpumpten.
    »Ich fing auch gerade an, daran zu glauben – aber Ethan lässt uns eher noch stümperhafter wirken«, meinte Riordan aufrichtig. Die beiden Männer hatten bisher respektvollen Abstand voneinander gehalten, doch Riordan fand, dass er Ethan die ihm gebührende Anerkennung zollen müsse. Obwohl er Ethan für unkultiviert hielt und ihn nicht würdig für Tara hielt, war er doch offensichtlich perfekt an ein Leben im Outback angepasst.
    Ethan hob den Blick von dem Seil, das er gerade aufrollte. Er hatte Riordan den ganzen Tag über beobachtet und war sicher, dass der andere tiefe Gefühle für Tara hegte. Ob diese Gefühle allerdings erwidert wurden, konnte er nicht sagen. »Ich bin auch praktisch im Sattel geboren«, meinte er, »und Nuggets Vater hat ihn auf einen Viehtreibersattel gebunden, bevor er laufen konnte. Bei Charlie, Bluey und Karl war es so ähnlich. Nugget hat Recht – Sie haben heute beide ihre Sache sehr gut gemacht, wenn man bedenkt, dass Sie ... noch neu im Geschäft sind.« Er zog amüsiert einen Mundwinkel nach oben. »Noch einen Tag wie diesen, dannhaben wir genügend Schafe für Victorias Wolllieferung beisammen.«
    »Ethan«, meldete sich Jack schüchtern zu Wort, »Karl hat mir erzählt, dass ein Junge in meinem Alter bei dem Gymkhana drei Kamelrennen gewonnen hat.«
    »Ja, Matt Lewis«, fügte Karl hinzu. »Aber er hätte Ethan auf Hannibal nicht schlagen können, wenn sie teilgenommen hätten.«
    »Da bin ich nicht so sicher, Karl. Hannibal und ich beginnen langsam, unser Alter zu spüren, und Matt ist ein guter Reiter.«
    »Hast du ihm Unterricht gegeben?«, wollte Jack wissen.
    »Ja, aber das war vor zwei oder drei Jahren. Jetzt hat er ein eigenes Kamel.«
    Riordan sah die Bewunderung in Jacks Blick. Er war sich jedoch nicht sicher, ob Ethan mit seinem unruhigen, fast nomadenhaften Leben ein gutes Vorbild für den Jungen darstellte. Außerdem war Riordan der Ansicht, dass die Kinder für Tara eine zu große Belastung waren. Seiner Meinung nach wären sie bei Verwandten in Irland besser aufgehoben gewesen.
    Ethan hatte erwartet, dass Jack noch etwas sagen würde, doch der Junge verstummte schüchtern.
    »Würdest du auch eines Tages gern Kamelrennen reiten, Jack?«, fragte er.
    Der Junge strahlte. »Würdest du es mir beibringen, Ethan?«
    Nach einem Blick zu Tara hinüber erwiderte Ethan: »Natürlich – aber nur, wenn deine Mutter nichts dagegen hat.«
    Tara wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Aber

Weitere Kostenlose Bücher