Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)
Natten med sine børn in der Gar derobe hängen.«
»Schlaf und Tod!«, sagte der Alte.
»Ja, von denen auch dieses Ballett handelt. Schlafen, träumen, sterben.«
»Und wiederauferstehen.«
Jetzt standen alle Tänzerinnen in einer Reihe. Lea ganz vorn. Niels konnte nur schwer seinen Blick von ihr wenden. Die graziösen Bewegungen und der fast nackte Körper faszinierten ihn.
»Alles um Dicte herum ist fokussiert auf den Tod«, flüsterte der Mann. »Und die Wiederauferstehung.«
Niels sah ihn an.
Der Alte zeigte zur Bühne. Die Musik begann. »Im zweiten Akt warten die Jungfrauen. Sie wollen Albrecht aus Rache zu Tode tanzen.«
»Zu Tode tanzen?«
»Oder zu Tode lieben. Was glauben Sie?«
Niels sah zur Bühne. Zu dem einzelnen Mann, umgeben von weißen Jungfrauen. Vampiren. Nachtwesen.
Er redete hinter Niels weiter: »Das ist eine von Dictes Änderungen. Inspiriert von einer berühmten Inszenierung von Peter Schaufuss. Dicte wollte in dem Stück nicht an der Trauer sterben, sondern Selbstmord begehen. Sie hat darauf bestanden, dass ihre Giselle das so macht.«
»Tod durch die eigene Hand?«
»Ja, und der Regisseur hat das schließlich akzeptiert – nach ein paar gnadenlosen Diskussionen mit Dicte. Jetzt ist das wieder geändert worden. Jetzt hört einfach wieder das Herz zu schlagen auf. Das ist schöner, aber einfacher. Viel weniger komplex.«
Niels unterbrach ihn: »Und die anderen männlichen Tänzer?«
»Was soll mit denen sein?«
»Wann sind die dran?«
»Die haben im zweiten Akt nicht viel zu tun.«
»Und wo sind die dann jetzt?«
Der Alte zuckte mit den Schultern: »Entweder zum Rauchen in der Garderobe, oder sie warten irgendwo hinter den Kulissen und beobachten alles.«
In der Garderobe . Sollte er da sein, hätte er Zeit, seine nassen Sachen zu beseitigen und die Beweise zu vernichten, dachte Niels.
»Entschuldigen Sie mich.« Niels stand auf. Ida drehte sich um und sah ihm nach. Der Ballettmeister flüsterte dem Regisseur etwas zu, als Niels den Saal verließ.
48.
19.30 Uhr
Pförtner. Eine ganz besondere Spezies. Niels fragte sich immer, was diese Menschen gemacht hatten, bevor sie mit dem Schlüsselbund in der Hand und in eine Uniform gezwängt hinter dem Monitor gelandet waren.
»Ja?«, fragte der Mann und wollte damit eigentlich sagen: »Ist es wirklich wichtig?«
Niels zeigte ihm seinen Ausweis, der in der Regel wenigstens einen gewissen Effekt hatte.
»Okay?«
»Vor circa einer Stunde.« Niels sah auf seine Uhr. »Vielleicht vor anderthalb. Haben Sie mitbekommen, wer hier reingegangen ist?«
»Ich sehe alle, die hier reingehen. Deshalb sitze ich ja hier.«
»Ich suche nach einem Mann, der im Hafen schwimmen war. In voller Montur.«
»Das sagt mir nichts.«
»Lange weiße Hose und Schirmmütze.«
»Nee, da klingelt nichts.«
»Sie waren nicht zwischendurch mal weg?«
»Nein.«
»Nur einen Augenblick vielleicht?«
Er zögerte. Gerade so lange, dass Niels wusste, dass das, was er dann sagte, eine Lüge war: »Nein, ganz sicher nicht.«
Niels warf einen Blick auf die kleine Kamera über der Tür. »Die Überwachungsvideos. Ich würde die gerne sehen.«
»Jetzt? Alle? Und was ist mit den Kameras draußen?«
»Ja, ich will wissen, wer da durch die Passage gelaufen ist.«
»In dem Zeitraum?«
»Gibt es noch andere Eingänge?« Niels wusste, wie blöd diese Frage war, das zeigte ihm auch das Grinsen des Pförtners.
»Es gibt überall Ein- und Ausgänge. Notausgänge. Feuertreppen, Bühneneingänge, Personaleingänge. Wenn man die alle ab schließen muss, braucht man über eine Stunde. Und das zu zweit.«
Niels fasste einen Entschluss und hob die Stimme. »Ich würde gern die Aufnahmen aus der Passage sehen, und zwar im Zeitraum von 16.15 Uhr bis 17.15 Uhr. Sie dürfen das gerne schneller laufen lassen.«
***
Autos, Taxis, die Raucher des Theaters vor dem Eingang, eine Gruppe Touristen, bestimmt Passagiere von einem der großen Kreuzfahrtschiffe, die unten an der Langelinie lagen. Aber kein Mann in nasser Kleidung. Kein junger Mann mit schwarzer Baseballcap. Oder irrte er sich? Vielleicht war der Mann ja gar nicht zum Theater zurückgelaufen? Oder er war erst bei sich zu Hause vorbeigegangen, um sich umzuziehen.
»Spulen Sie zurück.«
Dieses Mal nahm Niels sich mehr Zeit. Er studierte jede einzelne Person, die durch die Passage kam, achtete auf ihre Physiognomie und ihren Körperbau. Er versuchte sich an die Haltung des Mannes aus der Kirche zu erinnern, an
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