Der schwarze Magier
unheimliche Lichtung erreichten. Knorrige Eichenbäume standen hier und eine seltsame runde Hütte, deren Dach fast bis zur Erde reichte. Im Licht des Mondes erkannte er eigenartige Zeichen und Figuren.
Rigana entfachte ein Feuer und jetzt konnte Rupert die Figuren besser erkennen. Er hockte sich neben Rigana, dass er ihr Gesicht sehen konnte. Er liebte ihr Gesicht, wenn es im Schein des Feuers rot und golden leuchtete und in ihren Augen seltsame Funken sprühten. Er liebte ihre ruhige, beherrschte Art, ihre sanfte Stimme und ihre Erzählungen. Begierig hing er an ihren Lippen, um ihren Geschichten zu lauschen, und jede hatte er sich eingeprägt. Er brauchte keine Bücher, er brauchte keine Schrift, um zu lernen. Er brauchte nur seinen Geist, sein ausgezeichnetes Gedächtnis.
»Es ist an der Zeit, dass du initiiert wirst«, sagte sie leise und blickte ihm jetzt in die Augen.
Er zuckte zurück. »Nach eurer Sitte?«
»Nach meiner Sitte«, erwiderte sie lächelnd. »Du bist kein Junge mehr. Du bist ein Mann. Du hast die Geschichten der Ahnen gehört, du hast die Legenden der Götter vernommen. Du hast deinen ersten Feind getötet. Jetzt wirst du deine erste Frau nehmen.«
Rupert schluckte und fühlte, wie er errötete. Dann senkte er die Augen. Es würde Rigana sein! Wie oft hatte er daran gedacht, wie oft hatte er es sich gewünscht, aber nie hätte er es gewagt. Und jetzt überfiel ihn plötzlich Angst.
»Es ist nur natürlich, dass du davor Angst hast. Aber ich werde dir die Angst nehmen und du wirst es nie in deinem Leben vergessen.«
Sie erhob sich. Unsicher stand er ebenfalls auf. Sie ergriff seine Hand und zog ihn zu der seltsamen runden Hütte. Zögernd betrat er das unheimliche Rondell, nachdem sie die Türmatte zurückgeschlagen hatte. Er prallte zurück, als er diese seltsamen Figuren sah, nackte Männer mit Speeren, seltsame Köpfe mit drei Gesichtern, drei kleine Frauen…
Sie wies auf ein schlichtes Lager aus getrockneten Gräsern und Kräutern. Es duftete stark. Sie breitete ihren Umhang aus. Dann öffnete sie die Fibel ihres Kleides.
»Lass mich es tun«, sagte er mit heiserer Stimme und sie ließ ihn gewähren.
Wie damals, als er sie in der Schwitzhütte entkleidete, ertastete und streichelte er ihren schönen Körper, langsam und genussvoll. Das Zittern seiner Hände ließ nach. Doch diesmal blieb Rigana nicht ruhig stehen, sondern sie streifte ihm seine Kleidung vom Körper, bis beide nackt voreinander standen. Dann zog sie ihn auf das Lager herab.
»Diese Figuren schauen uns zu«, murmelte er etwas unbehaglich.
»Ja, die Götter schauen zu«, sagte sie. »Sie schauen überall zu, denn sie sind überall.«
Er seufzte nur und senkte seine Lippen in ihre Halsbeuge. Der Duft ihres Körpers raubte ihm fast den Verstand. Er hörte sie tief atmen und leise stöhnen. Sofort unterbrach er sich. Heiße Angst durchflutete ihn, er könne ihr wehtun.
»Mach weiter«, wisperte sie und ihre Hände ermunterten ihn. Es kostete ihn Überwindung, ihren Körper zu liebkosen. Es schien ihm gleichsam eine Entweihung seiner Göttin zu sein. Gleichzeitig drängte es ihn danach, sie zu umfassen, zu streicheln und zu küssen.
»Lass dir Zeit«, murmelte sie. »Es gibt für dich noch so viel zu entdecken.«
Er spürte die Erregung ihres Körpers bei seinen Berührungen und er wusste nicht, ob er darüber erschrocken oder erfreut sein sollte.
Plötzlich richtete sie sich auf. Ihre Augen waren groß und dunkel und ihre Wangen hatten sich gerötet. Ihre Hände umfassten seine Hüften, liebkosten seinen Körper. Und da spürte er noch etwas anderes als ihre fordernden, massierenden Hände: ihre Lippen! Er stöhnte auf und presste sein Gesicht in ihren Schoß. Er sog den süßen Duft ein und kämpfte gleichzeitig gegen den drängenden Druck in seinen Lenden. Der Druck ihrer Hände wurde fester, vor seinen Augen begannen bunte Kreise zu tanzen. Gleichzeitig ängstigte ihn dieses überwältigende, unbekannte Gefühl.
Rigana spürte seine Angst und ließ sofort von ihm ab. Sie beugte sich über ihn und legte ihre Stirn an seine. Und wie bei seinen Visionen verspürte er wieder diese Leere im Kopf, das leise Summen und seltsame Bilder vor seinem inneren Auge.
Er sah einen klaren, murmelnden Bach, blühende Blumen, weiches Gras an seinem Ufer. Durch die Blätter der Bäume fielen schräge Sonnenstrahlen. Eine wundersame Wärme zog durch seinen Körper, er wurde leicht, schien zu fliegen und etwas wand sich mit
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