Der silberne Falke - Fox, K: Der silberne Falke: Historischer Roman
« Guillaume le Maréchal nickte zufrieden und räusperte sich, als wäre sein Hals rau. »I ch wusste, es war die richtige Entscheidung « , murmelte er.
»W ir müssen uns sputen, Mylord, der König kann es kaum erwarten, Barfleur zu erreichen « , unterbrach sie ein junger Ritter.
»D u tust recht daran, mich zu ermahnen, John. Ich komme! « , antwortete der Maréchal, dann klopfte er William auf die Schulter. »G ib auf dich acht, mein Junge. « Er wandte sich an de Ferrers: »G ute Reise, mein Freund. «
William verbeugte sich. Als er wieder aufsah, war der Maréchal bereits gegangen, und auch de Ferrers hatte sich abgewandt.
»E r scheint einen rechten Narren an dir gefressen zu haben « , meinte Robert. »K önnte dich fast drum beneiden, mein Junge « , neckte er William grinsend.
»D er Kapitän wird ungemütlich werden, wenn wir uns nicht bald aufs Schiff begeben « , lenkte William ab.
»O je, mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken, die gute alte Mutter Erde nicht mehr unter den Füßen zu haben « , jammerte Robert. »A ber es gibt wohl kein Zurück mehr. Hoffen wir nur, dass uns das Meer nicht verschlingt! « Robert bekreuzigte sich seufzend, und aus Williams anfänglicher Freude wurde nun ebenfalls eine dumpfe Vorahnung, die sich mit einem merkwürdig flauen Gefühl im Magen bemerkbar machte.
Als sie endlich an Bord waren, ging bereits die Sonne auf. Ein einziger Blick über die Reling reichte, um Williams Knie weich werden zu lassen, und nicht lange, nachdem sie abgelegt hatten, hing er würgend und krampfend in den Seilen und spie den Inhalt seiner Eingeweide ins Meer.
»G rüner, als du um die Nase bist, können nicht einmal die Weiden der Normandie sein, und die sollen die grünsten auf dem Festland sein « , frotzelte Robert, selbst schon blasser als gewöhnlich. Draußen auf See frischte der Wind tüchtig auf, und am Nachmittag ging es ihm keinen Deut besser als William. Nun krümmte auch er sich zusammen und entleerte sich auf die gleiche, schmerzhafte und demütigende Weise, bis er nur noch Galle spuckte.
Außer den beiden waren auch noch ein paar Knappen und jüngere Ritter seekrank. Mit jämmerlicher Leidensmiene hingen sie über den Eimern, die ihnen die Seeleute feixend hingestellt hatten. Die erfahrenen Ritter, zu denen auch Henry de Ferrers gehörte, und naturgemäß die Seeleute hatten solche Übelkeit schon häufig erlebt und amüsierten sich köstlich, weil sie nicht davon betroffen waren. Obwohl der Wind die See nun zu großen Wellen auftürmte, von denen einige tosend an Deck zerbrachen und die Reisenden bis auf die Haut durchnässten, schafften alle Schiffe die Überfahrt ohne Zwischenfall.
Als sie endlich unversehrt im Hafen anlegten, ging im Osten gerade erneut die Sonne auf und ergoss ihr weiches Licht auf die kargen Kreidefelsen der Küste. Nun, da das Land zum Greifen nah war, konnte William die Stadt genauer betrachten. Barfleur musste zwei oder drei Mal so groß sein wie Portsmouth. Die meisten Häuser waren aus Stein und erstrahlten im Licht des Sonnenaufgangs, als freuten sie sich über den Besuch des Königs. Ein normannischer Knappe hatte William und Robert erzählt, dass Barfleur als wichtigster Verbindungshafen zwischen England und der Normandie galt und eine großartige Werft besaß. Der Junge hatte sogar behauptet, auch das Schiff, mit dem William der Eroberer nach England gesegelt war, sei dort gebaut worden, und einer der Seeleute, der ebenfalls aus Barfleur kam, hatte das stolz bestätigt.
Als die Schiffe eines nach dem anderen im Hafen anlegten, kamen von überall her Männer, Frauen und Kinder herbeigeströmt. Es musste sich schnell herumgesprochen haben, dass sich die königliche Flotte näherte.
»W ir haben es hinter uns und leben noch « , rief Robert erlöst und riss William aus seinen Gedanken.
Als der schließlich nickte, überkam ihn eine neue Welle von Übelkeit.
Robert zeigte auf eine hübsche Kirche in der Ferne. Die Straße zu dem Gotteshaus war von dichtem Gedränge erfüllt. »S ieh nur, der König ist bereits da! « Richard und sein Tross waren, wie es bei Reisenden üblich war, auf dem Weg, um dem Herrn für ihr sicheres Geleit zu danken. Auch vor der Reise hatten sie alle, William und Robert eingeschlossen, in der Kirche zum heiligen Thomas of Canterbury in Portsmouth um den Schutz der Heiligen gebeten.
Erleichtert, bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, betrat William den wackeligen Landungssteg und wankte hinunter.
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