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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zwang sich, nicht länger bei dem schmerzlichen Verlustgefühl zu verweilen, und suchte nach einem Gesprächsthema.
Schließlich sagte er: „Marguerida hat mir erzählt, dass Herm Aldaran eingetroffen ist. Was ist passiert?“ „Ach, das.“ Lew lächelte grimmig und langte nach der Weinflasche auf dem Schreibtisch. Sie war fast leer, und er goss die letzten Tropfen in seinen Becher. „Herm und seine Familie, um ge nau zu sein. Ich erfuhr erst Stunden vor seiner Ankunft, dass er unterwegs ist, und es schien mir nicht so wichtig, als müsste ich es dir sofort mitteilen. Du hattest genug am Hals, Mikhail. Wie es aussieht, wurde die gesamte Legislative auf Anordnung der Premierministerin aufgelöst, bis Neuwahlen abgehalten werden können. Meine Vermutung geht dahin, dass es keinen Kongress der Föderation mehr geben wird – nie mehr – oder wenn, dann wird man ihn mit Leuten besetzen, die ganz auf der Linie der Expansionisten sind. Angesichts der Geistesverfassung der Expansionisten war dieser Coup fast unvermeidlich, und ich befürchte, aus den Überresten der Föderation wird eine Militärdiktatur oder gar Schlimmeres hervorgehen.“ Mikhails Gehirn war zu übermüdet, um vollständig zu begreifen, was Lew da sagte, deshalb konzentrierte er sich auf das, was er verstand. „Wahlen? Die Hälfte der Welten in der Föderation kann mit Demokratie nicht mehr anfangen als ein Esel mit Tanzschuhen.“ Es war eine Wohltat für Mikhail, seine verbliebene Energie in Ungläubigkeit und Sorge über diese neue Entwicklung fließen lassen zu können, obwohl ihm vollkommen klar war, dass die Sache unabsehbare Folgen für Darkover haben würde. Aber mit diesen Befürchtungen würde er sich beschäftigen, wenn er wieder klarer denken konnte.
„Richtig, Mikhail. Viele der Senatoren und Abgeordneten wurden – so wie ich – von Königen, Gouverneuren und Oligarchen ernannt. Und diese ererbten oder durch Ernennung erlangten Positionen sind den Expansionisten schon lange ein Dorn im Auge, und nun haben sie ihn fürs Erste offenbar herausgerissen. Ich denke, die Handlung der Premierministerin war unüberlegt und dürfte Folgen haben, die sie später bereuen wird. Sandra Nagy ist nicht klar, dass sie den Fuchs im Hühnerstall losgelassen hat, aber genauso verhält es sich.
Wahrscheinlich glaubt sie, die Partei im Griff zu haben, und wenn sie merkt, dass dem nicht so ist, wird es viel zu spät sein.“ Solange Mikhail ihn kannte, sagte Lew schon alle möglichen grässlichen Dinge für die Föderation voraus, und er schien eine grimmige Befriedigung aus den derzeitigen Ereignissen zu ziehen.
„Dann muss sie ein Dummkopf sein. Denkt sie denn ernsthaft, Welten wie Darkover werden sich diesem durchsichtigen Plan fügen?“ „Da ich in die jüngsten Gedanken von Sandra Nagy nicht eingeweiht bin, kann ich dazu nichts sagen, Mik. Ich kannte sie vor Jahren, als sie in den Handelsausschuss berufen wurde.
Sie ist schlau und politisch äußerst geschickt, hat aber wenig bis gar kein moralisches Empfinden. Ich mochte sie nicht, hatte aber einen gewissen Respekt vor ihrer Gerissenheit. Es macht mich traurig, dass meine schlimmsten Befürchtungen über die Föderation anscheinend bald wahr werden, aber ich stelle fest, dass es mich weniger entmutigt, als ich dachte.“ „Was bedeutet das für Darkover?“ Mikhail interessierte sich nicht sonderlich dafür, was aus der Föderation wurde. Sie blieb eine abstrakte Anhäufung von Orten, die er nie gesehen oder von denen er in vielen Fällen nicht einmal gehört hatte.
Egal, wie viel Lew und Marguerida ihm darüber erzählten, es blieb mehr Vorstellung als Wirklichkeit für ihn. Zudem hatte er nach dem Erhalt der großen Matrix erkannt, dass es ihm nie möglich sein würde, auf andere Welten zu reisen, wie er es sich gewünscht hatte, als er noch jünger war. Und obwohl Mikhail interessiert und sogar neugierig blieb, hatte er feststellen müssen, dass es ihn schmerzte, über weit entfernte Planeten zu sprechen, die er nie zu Gesicht bekommen würde. Er war neidisch, weil Marguerida so ausgedehnte Reisen unternommen hatte, und manchmal nahm er sie seiner Frau sogar ein wenig übel, gerade so viel, dass er sich für dieses Gefühl heftig schämte.
Lew schüttelte den Kopf. „Das weiß ich wirklich nicht. Möglicherweise bilden sich die Terraner ein, sie könnten uns in die Knie zwingen, indem sie ihre technischen Errungenschaften entfernen, den Raumhafen schließen und sich zurückziehen.“
„Das

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