Der Sonntagsmann
Sundsvall umgezogen, wo Ulf Nyman eine Stelle bei der Schulverwaltung bekommen hatte. Bereits im Jahr darauf war die Familie wieder nach Süden umgezogen. Dieses Mal nach Karlstad. Dort hatte er eine Stelle am Tingvalla Gymnasium bekommen. Dort hatte er von 1981 bis 1984 gearbeitet. Nach dem Umzug nach Karlstad hatte er für die Folkpartei im Stadtrat gesessen. Im Herbst 1983 hatte er sich für ein weiteres Entwicklungshilfeprojekt beurlauben lassen. Dieses Mal arbeitete er ehrenamtlich in Südafrika. Der nächste Stopp nach Karlstad war Klarälvens Folkhögskola in Värmland gewesen. Am Abendgymnasium in Örebro hatte er 1986 begonnen, und 1989 war dann also Sida an der Reihe gewesen. Dort arbeitete er immer noch. Es gab eine weitere Auskunft. Ulf Nyman hatte beantragt, mit sechzig in Rente gehen zu dürfen. Bis zu seinem Geburtstag war es noch ein knapper Monat.
In Örebro war er wegen Belästigung verurteilt worden. Diesen Umstand hatte Nyman taktvollerweise in seinem Lebenslauf ausgeblendet.
Sundsvall und Karlstad, dann Örebro und Stockholm: Die Karlstader Polizei hatte mitgeteilt, dass sie sich für die Personen auf Elinas Liste bisher nie interessiert hatte. Aus Sundsvall und Stockholm hatte sie noch nichts gehört. Sie schickte eine Mail an beide Orte und bat um rasche Bearbeitung.
Elina nahm die Papiere, überquerte den Korridor und trat in Henrik Svalbergs Zimmer. Er hielt den Hörer in der Hand, bedeutete ihr aber, Platz zu nehmen.
»Hallo«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte. »Jönsson hat mir ausdrücklich untersagt, dir zu helfen. Aber niemand kann mich daran hindern, mich mit dir zu unterhalten.«
»Und ich habe versprochen, ihm nicht wieder auf die Zehen zu treten. Aber ich habe kleine Füße. Wir können doch jetzt einfach eine Tasse Kaffee trinken gehen und uns über das Wetter unterhalten, und dann kannst du mich fragen, ob etwas Interessantes passiert ist.«
Sie traten auf den Gang und plauderten über das mäßige Herbstwetter. »Und was machst du für Fortschritte?«, fragte Svalberg dann lächelnd.
»Ich habe eine Menge Antworten auf meine landesweite Fragenaktion bekommen. Das Resultat ist jedoch mau. Interessant ist eigentlich nur ein gewisser Ulf Nyman. Er ist Abteilungsleiter bei der Sida. Damals war er Ylvas Lehrer an der Tärna Folkhögskola. Zehn Jahre nach dem Mord wurde er wegen Belästigung einer Frau rechtskräftig verurteilt.«
»Hat er sie sexuell belästigt?«
»Nein, nicht mal das. Er rief sie andauernd an, obwohl sie ihn hatte abblitzen lassen.«
»Das gibt nicht viel her. Lästige Männer gibt es zuhauf.«
»Wem sagst du das. Aber ich will ihn trotzdem überprüfen.«
»Natürlich. Folge dieser Spur. Sie ist vermutlich deine einzige Chance.«
Elina verzog das Gesicht. Die Lage war recht verfahren.
»Ich habe vor, bei seinen ehemaligen Arbeitgebern anzurufen«, meinte sie.
»Warum?«
»Die Frau, die er belästigt hat, hat er bei einer Fortbildung getroffen. Ylva war eine seiner Schülerinnen gewesen. Wenn er wirklich in meinen Fall verwickelt ist, dann war er ein Lehrer, der nicht nur hinter seinem Lehrerpult stand.«
»Die Schule als Ort der Passionen und Leidenschaften. Ich kann mich nicht erinnern, dass es damals auf der Polizeischule geknistert hätte, trotz der Uniformen. Aber was kann ich für dich tun? Nur mit dir reden?«
»Eigentlich gar nichts«, meinte Elina. »Ich weiß, dass du mir bei meiner Arbeit nicht helfen kannst. Ich will hier im Präsidium einfach jemanden haben.«
Svalberg breitete die Arme aus. »Bei mir gibt es immer einen Platz auf der Couch.«
»Danke, Doktor Freud«, erwiderte sie, und sie betraten die Personalkantine. »Wenn wir schon mal hier sind, können wir doch wirklich eine Tasse Kaffee trinken?«
Sie rief die Auskunft an, um sich die Nummern der vier Arbeitgeber geben zu lassen, die Ulf Nyman zwischen seiner Stelle an der Tärna Folkhögskola und seinem Sidajob gehabt hatte. Die Dame von der Auskunft ratterte drei davon herunter. Die Klarälvens Folkhögskola besaß jedoch keinen Anschluss. Elina bat die Dame von der Auskunft, noch einmal nachzusehen, und erhielt den gleichen Bescheid.
Vielleicht gibt es die Schule nicht mehr, dachte Elina und rief die Schulverwaltung in Karlstad an. Die Dame im Sekretariat hatte von einer Klarälvens Folkhögskola noch nie gehört. »Es gibt allerdings eine Klarälvdalens Folkhögskola. Meinten Sie vielleicht die?«, fragte sie. »Könnte es vor zwanzig Jahren eine Schule mit
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