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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Rosen, schwarz-buntes Patchwork. Das wird eine schwierige Entscheidung für mich, denn ich habe nicht genug Geld, um alle zu kaufen. Ich bin völlig in diese Pracht versunken, überlege, was ich daraus nähen könnte, und vergesse alles andere. Als ich mich umdrehe, um Diego nach seiner Meinung zu fragen, ist er weg. Nur der Kinderwagen steht noch neben mir. Ich brauche eine Schrecksekunde, um zu begreifen, und schnappe nach Luft. Hastig sehe ich mich um, frage mich, was passieren würde, wenn ich ohne Ida nach Hause käme, aber dann beruhige ich mich, schließlich ist Diego Polizist und Ida könnte nicht sicherer sein.
    Die alte Dame, die meine hektischen Blicke bemerkt hat, zeigt mit einem säuerlichen Lächeln nach links. »Dahinten, bei der Zuckerwatte.« Sie schüttelt missbilligend den Kopf.
    Tatsächlich, da steht Diego mit Ida und drückt ihr gerade eine bauschige Zuckerwatte in die Hand, die Ida mit großen Augen anstrahlt. Klar, so etwas kriegt sie sonst nie. Yukiko würde mir den Kopf abreißen, wenn sie das hier sehen könnte. Ida soll noch keinen Zucker essen, damit sie sich nicht dran gewöhnt.
    Ich bin hin- und hergerissen, ich finde, in der Beziehung ist Yukiko extrem streng mit Ida und ich würde es meiner kleinen Nichte nur zu gern gönnen, aber ich hab ja schließlich versprochen, mich zu kümmern. Yukiko soll sich auf mich verlassen können, sonst gibt sie mir Ida nicht mehr. Deswegen sage ich der alten Dame nur schnell, dass ich gleich wiederkomme, und schiebe den Wagen durch das Gedränge zu Diego. Auf dem Weg merke ich, wie sehr mich sein Verhalten doch ärgert. Warum ist er einfach losgelaufen? Er hätte mich auch fragen können, ob das okay ist!
    Noch bevor ich bei den beiden ankomme, sehe ich, wie Diego mit einem Schulterschlag begrüßt wird. Nach einem kurzen Moment erkenne ich den bärtigen Blonden, in Jeans und T-Shirt wirkt er noch unattraktiver als in Uniform. Beim Fernsehen würde man ihn nie für die Rolle als Polizisten besetzen, allerhöchstens als erfolglosen Computernerd. Es ist Patrick, Diegos Kollege, den ich von der Sache mit der Radarfalle kenne.
    Er reicht Ida freundlich lächelnd die Hand, aber sie ist voll und ganz damit beschäftigt, sich die klebrige Zuckerwatte überall hinzuschmieren, und würdigt ihn keines Blickes.
    »Diego!« Außer Atem habe ich die drei endlich erreicht, und als ich sehe, dass die Zuckerwatte Idas Pony auch noch verklebt wie einen Seidenkokon, kriege ich schlagartig richtig Wut.
    »Diego, was denkst du dir eigentlich? Du kannst doch nicht einfach abhauen und meiner Nichte dann auch noch so ein Zeug kaufen.«
    Erstaunt reißt Diego seine Augen auf und Patrick zieht die Luft zwischen seinen Zähnen ein.
    »So ein Zeug? Das ist Zuckerwatte! Ich wollte Ida eine Freude machen, ihr war so langweilig!«, sagt Diego und lenkt meinen Blick wieder auf Ida, die zu meinem großen Ärger wirklich höchst glücklich aussieht. Sie reicht mir die abgenagte Zuckerwatte. »Lu, lecker, Lu auch essen.«
    Ich nehme sie ihr ab und klebe sofort an dem Zeug fest. Ich finde, Zuckerwatte sieht zwar toll aus, schmeckt aber scheußlich.
    »Jetzt schon Ärger im Paradies?«, sagt Patrick und zwinkert Diego zu, was mich erst recht auf die Palme bringt. Was fällt denn dem ein?
    Diego hat immerhin den Anstand, verlegen auszusehen. Er sagt nichts, aber ich habe das Gefühl, es passt ihm nicht, dass wir seinen Kollegen getroffen haben. Ich wüsste nur gern, was genau ihm so peinlich ist. Ida oder ich.
    Wir stehen einen Moment stumm herum, dann fangen wir alle drei gleichzeitig an.
    »Und Patrick, was suchst du hier?«, frage ich.
    »Und wer ist denn diese süße Kleine?«, fragt Patrick.
    »Und welchen Stoff hast du gekauft?«, fragt Diego.
    Wir lachen etwas gequält, dann antwortet Patrick als Erster auf meine Frage. »Ich suche nach einer Puppe.«
    Ich schaue mir den Nerd genauer an, während Ida jetzt ihre klebrigen Fingerchen an mir abwischt. Ein Polizist, der auf dem Flohmarkt nach einer Puppe sucht?
    »Für dich?«, frage ich nach.
    Patrick verzieht den Mund zu einem Lächeln, was aber nicht wie bei Diego charmant wirkt, sondern mir im Gegenteil Angst macht.
    Er nickt.
    Uhhhh, ein Mann, der Puppen sammelt? Alarm!
    Okay, das ist das Einzige, was mir damals merkwürdig vorkam, aber dafür hatte er ja dann eine gute Erklärung und letztlich hat es mich nur vom Wesentlichen abgelenkt.
    Diego sieht meinen misstrauischen Blick und mischt sich ein.
    »Patrick, alter Schwede, du

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