Der Tod ist mein
identifiziert.«
»Lieutenant, können Sie die linke Schulter ein bisschen bewegen? Ich brauche eine Gesamtaufnahme von dem Opfer.«
Eve rückte ein kleines Stück nach rechts, merkte, dass ihr Stiefel gegen etwas stieß, streckte ihre Hand aus, legte ihre Finger um einen kleinen Gegenstand und zog ihn aus der Blutlache hervor.
Eine kleine, goldene Brosche. Die um den Stab gewundenen Schlangen trieften regelrecht vor Blut.
»Ja, was ist denn das?«, murmelte sie leise. »Peabody, schwenken Sie mal den Rekorder hierher. Das hier ist eine goldene Brosche, deren Verschluss anscheinend abgebrochen und die in der Nähe der rechten Hüfte des Opfers gefunden worden ist. Die Brosche stellt einen Äskulapstab dar, das Symbol der Mediziner.«
Sie versiegelte das Stück und steckte es in die Tasche.
»Dieses Mal ist er sehr nachlässig gewesen. War er wütend? Unachtsam? Oder einfach nur in Eile?« Sie schob sich rückwärts aus der Hütte, hängte die Plastikplane wieder vor den Eingang und erklärte: »Lassen Sie uns gucken, was der gute Trueheart herausgefunden hat.«
Während Eve sich Blut und Siegelspray von ihren Händen wischte, erstattete Trueheart diensteifrig Bericht: »Von den meisten wurde sie die Süße genannt. Sie war eine beliebte, mütterliche Frau. Keiner der Menschen, mit denen ich gesprochen habe, hat letzte Nacht etwas gesehen. Es war äußerst ungemütlich, wirklich kalt. Zwar hat es gegen Mitternacht aufgehört zu schneien, aber es hat weiter fürchterlich gestürmt. Deshalb sind hier auch überall diese Schneeverwehungen.«
»Und deshalb werden wir auch niemals irgendwelche verwertbaren Fußspuren entdecken.« Sie blickte auf den zertrampelten Boden. »Zumindest werden wir versuchen, so viel wie möglich über sie herauszufinden, auch wenn uns das vielleicht nicht weiterbringen wird. Trueheart, die Entscheidung liegt bei Ihnen, aber ich an Ihrer Stelle würde, sobald ich wieder auf die Wache komme, einen anderen Ausbilder erbitten. Wenn sich die allgemeine Aufregung etwas gelegt hat, werde ich, falls Ihnen nicht was anderes vorschwebt, Ihre Verlegung auf das Hauptrevier empfehlen.«
»Nein, Madam. Dafür bin ich Ihnen ehrlich dankbar.«
»Seien Sie das lieber nicht. Auf dem Hauptrevier treiben sie die Leute nämlich wie die Ackergäule an.« Sie wandte sich zum Gehen. »Peabody, wir fahren auf dem Weg zur Wache noch an der Klinik in der Canal Street vorbei. Ich würde gerne wissen, ob Jilessa Brown dort in Behandlung war.«
Louise war mit dem Krankenwagen unterwegs, um Frostbeulen und Unterkühlung zu behandeln. Ihre Vertretung in der Klinik wirkte jung genug, um noch Doktorspiele auf dem Rücksitz eines Autos mit der Königin des Abschlussballs zu absolvieren.
Doch konnte er ihr sagen, dass Jilessa Brown nicht nur Patientin, sondern der regelrechte Liebling aller in der Canal Street gewesen war. Sie war regelmäßig dort gewesen, überlegte Eve und kämpfte sich in ihrem Wagen durch die verstopften Straßen in Richtung des Reviers. Mindestens einmal in der Woche war sie in dem Krankenhaus erschienen, hatte sich mit anderen im Wartezimmer unterhalten und mit ihrem Charme den Ärzten einige der für die Kinder reservierten Lutschbonbons entlockt.
Sie war dem Arzt zufolge sehr umgänglich gewesen, hatte eine Vorliebe für Süßwaren gehabt und einen leichten, nicht rechtzeitig erkannten geistigen Defekt, aufgrund dessen sie ein wenig undeutlich gesprochen hatte und in ihrer geistigen Entwicklung auf dem Stand einer Achtjährigen stehen geblieben war.
Eine völlig harmlose Person. Die im letzten halben Jahr wegen fortgeschrittenen Leberkrebses hatte behandelt werden müssen.
Wobei die Hoffnung auf eine Verlangsamung oder vielleicht sogar ein Einhalten der Krankheit groß gewesen war.
Diese Hoffnung gab es jetzt nicht mehr.
Als Eve in ihr Büro kam, blinkte dort das Lämpchen ihres Links. Statt jedoch die eingegangene Nachricht abzuhören, rief sie gleich bei Feeney an.
»Ich habe eine neue Leiche.«
»Das habe ich bereits gehört.«
»Am Tatort habe ich eine Anstecknadel mit dem Äskulapstab gefunden. Ich habe sie im Labor vorbeigebracht und dem Dickschädel so lange im Genick gesessen, bis er sicher sagen konnte, dass sie echt ist, und zwar aus echtem Gold.
Kannst du der Sache für mich nachgehen und versuchen rauszufinden, wer dieses Zeug verkauft?«
»Kein Problem. Hast du schon mit McNab gesprochen?«
»Noch nicht.« Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. »Warum?«
Feeney
Weitere Kostenlose Bücher