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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Francs
    Mindestsumme. Wenn sie nicht ständig laut
    davon sprach, so aus Furcht, den Anschein zu
    erwecken, als tue es ihr leid um die durch
    Coupeaus Krankheit aufgezehrten Ersparnisse.
    Oft wurde sie ganz blaß, weil sie sich beinahe
    etwas über ihr Verlangen hätte entschlüpfen
    lassen, und verwirrt wie über einen häßlichen
    Gedanken, nahm sie ihren Satz wieder zurück.
    Nun würde man vier oder fünf Jahre arbeiten
    müssen, bevor man eine so große Summe
    beiseite gelegt hätte. Gerade darüber war sie
    trostlos, daß sie sich nicht sofort selbständig
    machen konnte; sie würde für die Bedürfnisse
    des Haushaltes aufgekommen sein, ohne auf
    Coupeau zu rechnen, und hätte ihm einige
    Monate Zeit gelassen, um wieder Geschmack
    an der Arbeit zu finden. Sie hätte sich
    beruhigt, weil sie der Zukunft sicher und ihrer
    geheimen Ängste enthoben gewesen wäre, von
    denen sie sich manchmal befallen fühlte, wenn
    er sehr angeheitert heimkehrte, sang und
    irgendeinen schönen Streich dieses Tölpels
    MeineBotten erzählte, dem er einen Liter
    Wein spendiert hatte.
    Als sich Gervaise eines Abends allein zu
    Hause befand, trat Goujet ein und ging nicht
    gleich wieder, wie es sonst seine Gewohnheit
    war. Er hatte sich gesetzt, er rauchte und
    schaute sie dabei an. Er mußte wohl einen
    schwerwiegenden Satz auszusprechen haben;
    er überlegte ihn hin und her, ließ ihn reifen,
    ohne ihm eine angemessene Form geben zu
    können. Nach einem langen Schweigen
    entschloß er sich endlich, er nahm seine Pfeife
    aus dem Mund, um alles in einem Zug zu
    sagen:
    »Madame Gervaise, würden Sie mir erlauben,
    Ihnen Geld zu leihen?«
    Sie stand gerade über eine Schublade ihrer
    Kommode gebeugt und suchte Wischlappen.
    Hochrot richtete sie sich wieder auf. Er hatte
    also gesehen, wie sie am Morgen fast zehn
    Minuten lang verzückt vor dem Laden
    gestanden? Er lächelte mit verlegener Miene,
    als hätte er da einen beleidigenden Vorschlag
    gemacht.
    Sie aber lehnte energisch ab; niemals würde
    sie Geld annehmen, ohne zu wissen, wann sie
    es zurückgeben könne. Zudem handele es sich
    wirklich um eine zu bedeutende Summe. Und
    als er betreten darauf bestand, rief sie
    schließlich:
    »Aber Ihre Heirat? Ich kann todsicher nicht
    das Geld für Ihre Heirat nehmen!«
    »Oh, genieren Sie sich nicht«, antwortete er,
    und nun wurde er rot. »Ich heirate nicht mehr.
    So ein Einfall, wissen Sie ... Wirklich, ich
    borge Ihnen lieber das Geld.«
    Da senkten beide den Kopf. Zwischen ihnen
    bestand etwas ganz Zartes, von dem sie nicht
    sprachen. Und Gervaise nahm an. Goujet hatte
    seine Mutter in Kenntnis gesetzt. Sie gingen
    über den Treppenflur, suchten sie sogleich auf.
    Die Spitzenklöpplerin war ernst, ein wenig
    traurig, hatte ihr ruhiges Gesicht über den
    Klöppelsack gebeugt. Sie wollte ihrem Sohn
    nicht widersprechen, aber sie billigte
    Gervaises Plan nicht mehr; und sie sagte
    unumwunden warum: mit Coupeau nehme es
    ein schlimmes Ende, Coupeau würde ihr den
    Laden durchbringen. Vor allem verzieh sie
    dem Bauklempner nicht, daß er sich geweigert
    hatte, während seiner Genesungszeit lesen zu
    lernen; der Schmied hatte sich erboten, es ihm
    beizubringen, aber der andere hatte ihn zum
    Henker gewünscht und die Wissenschaft
    beschuldigt, sie lasse die Leute abmagern. Das
    hatte die beiden Arbeiter fast miteinander böse
    werden lassen, und jeder ging seiner Wege. Im
    übrigen zeigte sich Frau Goujet, als sie die
    flehenden Blicke ihres großen Kindes sah, sehr
    gütig zu Gervaise. Es wurde vereinbart, den
    Nachbarn fünfhundert Francs zu leihen. Sie
    sollten sie in Monatsraten von zwanzig Francs
    zurückzahlen. Das würde eben so lange
    dauern, wie es dauerte.
    »Hör mal, der Schmied hat wohl ein Auge auf
    dich geworfen«, rief Coupeau lachend aus, als
    er von der Geschichte erfuhr. »Oh, da bin ich
    ganz unbesorgt, er ist ein zu großer Trottel ...
    Sein Geld kriegt er zurück. Aber, wirklich,
    wenn er es mit Gaunern zu tun hätte, dann
    wäre er ganz schön angeschmiert.«
    Gleich am nächsten Tag mieteten die
    Coupeaus den Laden. Gervaise lief den ganzen
    Tag von der Rue Neuve de la Goutted'Or zur
    Rue de la Goutted'Or. Als man sie so
    vorübergehen sah, leichtfüßig und dermaßen
    entzückt, daß sie nicht mehr hinkte, wurde im
    Viertel erzählt, sie habe sich wohl operieren
    lassen.

    Kapitel V
    Gerade zum 1. April hatten die Boches die
    Rue des Poissonniers verlassen und saßen in
    der Conciergeloge des großen Hauses in

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