Der Triumph des 19. Jahrhunderts
näher auf diese höchst interessante Expedition eingegangen, doch konnten wir den in Petersburg in russischer Sprache erschienenen Originalbericht nicht erlangen und mußten uns mit dem, 1837 im Bulletin der Geographischen Gesellschaft veröffentlichten Auszuge begnügen.
Zu derselben Zeit erhielt ein Lootse der königlichen Marine, James Weddell, von einem Handelshause in Edinburg die Leitung einer Expedition, welche in der Südsee zwei Jahre bleiben und Seekalbfelle sammeln sollte. Diese bestand aus der Brigg »Jane«, von hundertsechzig Tonnen, Kapitän Weddell, und dem Kutter »Beaufort«, von fünfundsechzig Tonnen, geführt von Mathieu Brisbane.
Diese beiden Fahrzeuge verließen England am 17. September 1822, verweilten kurze Zeit bei Bonavista, eine der Inseln des Grünen Vorgebirges, und ankerten an 11. December im Hafen St. Helena an der Ostküste Patagoniens, woselbst wichtige Beobachtungen bezüglich der Lage dieses Hafens angestellt wurden. Am 27. December stach Weddell wieder in See, steuerte in südöstlicher Richtung und kam am 12. Januar in Sicht eines Archipels, den er »die südlichen Orcaden« nannte. Diese Inseln liegen unter 60°45’ südlicher Breite und 45° westlicher Länge von Greenwich.
Nach Aussage dieses Seemannes böte jene Gruppe einen noch abschreckenderen Anblick als Neu-Shetland. Von welcher Seite man sie auch betrachten mag, überall bemerkt man nur schroffe, vollkommen kahle Felsen, emporsteigend aus dem empörten Meere, auf welchem gewaltige Eisschollen mit Donnergekrach gegen einander stoßen. Ein Schiff in diesen Gewässern schwebt jeden Augenblick in drohender Gefahr, und während der elf Tage welche Weddell hier unter Segel zubrachte, um die Inseln, Eilande und Klippen dieses Archipels aufzunehmen, fand die Mannschaft keinen Augenblick Ruhe, war dagegen immer in Gefahr, Schiffbruch zu erleiden.
Von den Felsgesteinen der Inseln wurden Proben mitgenommen und bei der Rückkehr dem Professor Jameson in Edinburg übergeben, der in denselben Urgebirgs-und vulcanische Formationen erkannte.
Weddell begab sich nun weiter nach Süden, durchschnitt den Polarkreis unter 30° östlicher Länge von Greenwich und begegnete bald zahlreichen schwimmenden Eisbergen. Nach Ueberschreitung des 70. Grades zeigten sich diese aber selten und verschwanden endlich ganz; die Witterung wurde milder, zahllose Schaaren von Vögeln umschwärmten das Schiff und ganze Heerden von Walfischen tummelten sich in dessen Kielwasser. Die eigenthümliche und unerwartete Zunahme der Temperatur verwunderte natürlich Alle, und das umsomehr, als es immer wärmer wurde, je weiter sie nach Süden vordrangen. Die Umstände gestalteten sich so günstig, daß Weddell jeden Augenblick ein Land in Sicht zu bekommen hoffte, was indessen nicht der Fall war.
Am 20. Januar befand sich das Fahrzeug unter 36°15’ östlicher Länge bei 74°15’ südlicher Breite.
»Ich hätte nach Südwesten zu, sagt Weddell, gern weitere Forschungen angestellt, in Rücksicht auf die schon vorgeschrittene Jahreszeit und den Umstand, daß wir tausend Meilen Seeweg wieder rückwärts machen mußten, der gewiß vielfache Eishindernisse bot, konnte ich den so günstigen Wind nicht anders benutzen, als mit dessen Hilfe zurückzukehren.
Ohne ein Anzeichen von Land in jener Richtung gefunden zu haben, segelte Weddell mit steifem Südwinde bis zum 58. Breitengrade nach Norden hinauf und nach Osten bis etwa hundert Meilen vom Sandwichs-Lande. Am 7. Februar schlug er nochmals einen südlichen Kurs ein, segelte fünfzig Meilen weit durch Treibeis und kam am 20. Februar bis 74°15’ hinab. Von den Masten aus erblickte man nach allen Seiten ein offenes Meer mit nur vier darin schwimmenden Eisinseln.«
Diese Fahrten nach dem Süden hatten ganz unerwartete Resultate geliefert. Weddell war 240 Meilen weiter nach dem Pole vorgedrungen, als alle seine Vorgänger, Cook eingeschlossen. Er gab dem von ihm erforschten Theile des antarktischen Meeres den Namen Georg’s IV. Merkwürdiger Weise hatte – es verdient diese Erfahrung wohl beachtet zu werden – das Eis sich vermindert, je weiter er nach Süden vordrang; fortwährend herrschten dabei Nebel und Gewitterstürme; die Atmosphäre enthielt stets sehr viel Feuchtigkeit; das Meer war tief und offen und die Temperatur überraschend mild.
Noch bemerkenswerther dürfte sein, daß die Bewegungen der Magnetnadel in diesen hohen südlichen Breiten eben so langsam vor sich gingen, wie Parry dasselbe in den
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