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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Frau in einem Hopfenfeld nahe einer Hopfendarre eingeschlafen, dann hatte er von ihr geträumt, und am Morgen nach dem Aufwachen hatte er gedacht:
Ist das wirklich passiert?
    «Sind anscheinend ziemlich begehrt, diese alten Darren. Wie kommt es also, dass dieser Loser sich so ein Ding kaufen kann? Antwort: Er hat es nicht gekauft. Es ist eine Erbschaft, und nicht mal seine eigene. Der Onkel seiner Frau hat sie ihnen hinterlassen. Und was für ein Typ war dieser Onkel, dass er der Dorfgemeinschaft diesen aufdringlichen Bastard aufgehalst hat?»
    «War eigentlich ein ganz netter Kerl», sagte der Mann, der an die weißgestrichene Backsteinwand gelehnt mit seinem Teebecher in der Hand auf dem Boden unter dem Fenster saß. «Allerdings ist er vor seinem Tod ein bisschen komisch geworden.»
    Prof drehte sich zu ihm um. «Und du   … als du mir dieses Cottage hier angepriesen hast, hab ich da ein einziges Mal von dir gehört, dass dieser Schmarotzer, dieser
Parasit
nebenan wohnt?»
    «Du hast dich ja nicht für die Nachbarn interessiert.» Simon St.   John, Bassist, Cellist und Vikar, hatte Prof Jahre vor Lol kennengelernt. «Und solange sie keine kreischenden Kinder haben oder Grillpartys veranstalten, sind dir deine Nachbarn schon immer vollkommen gleichgültig gewesen.»
    «Das Leben ist zu kurz, um es auf irgendwelche Nachbarn zu verschwenden», sagte Prof ruppig. «Was mir an Zeit noch bleibt, will ich damit verbringen, gute Musik aufzunehmen, und zwar in meinem eigenen Studio in meinem eigenen Tempo. Ist das zu viel verlangt?» Er funkelte Simon an. «Hast du ihn gut gekannt, diesen Onkel?»
    «Na ja, ich habe ihn beerdigt.» Simon schob sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. «Davor ist er ab und zu bei uns vorbeigekommen. Er hat sich für die Geschichte der Kirche interessiert. Eigentlich für die gesamte Heimatgeschichte.» Er sah Lol an. «In Bromyard kann man seine Bücher kaufen. Bücher zur Heimatgeschichte, voller Fotos, alte und neue, die er selbst aufgenommen hat. Aber die neuen hat er in Sepia abdrucken lassen, sodass sie auch aussehen wie alte Aufnahmen.
Ein illustrierter Führer des Frome-Tals. Vergangenheit und Gegenwart
und
Das Jahr des Hopfenbauern
. Sie verkaufen sich immer noch sehr gut. Ich glaube, Gerard ist ziemlich genervt davon, dass die Erträge aus diesen Büchern einer anderen Nichte vererbt wurden.»
    «Und alles, was sie bekommen haben, war das Haus», sagte Prof. «Können einem echt leidtun.»
    «Er hieß Stewart Ash – der Onkel, meine ich», sagte Simon. «Guter Typ. Was ihm zugestoßen ist, hat die Leute hier echt schockiert. Ist ja normalerweise eine ziemlich friedliche kleine Gemeinde. Übrigens, Prof, zu meiner Verteidigung kann ich anführen,dass ich unseren Freund Gerard noch gar nicht kannte, als ich dir von diesem Cottage erzählt habe.»
    Prof schnaubte bloß.
    «Und als ich später zwei Mal zu meinem pastoralen Antrittsbesuch an der Hopfendarre geklopft habe, hat er mich anscheinend nicht gehört.» Simon machte eine wegwerfende Geste. «Da habe ich natürlich angenommen, dass die Bewohner dort sehr zurückgezogen leben – und davon abgesehen vermutlich keine besonders eifrigen Christen sind.»
    «Zurückgezogen? Blödsinn, du hast bloß deine idiotische Amtstracht getragen – kein Wunder, dass er da nicht aufgemacht hat. Der Mistkerl hatte garantiert Angst, dass du für die Orgelrestaurierung oder so was sammelst, und er hat kein Geld, aber das ist das Letzte, was diese Abzocker jemals zugeben würden – ihr eigenes Geld steckt angeblich immer in einem wahnsinnig renditeträchtigen Projekt, von dem sie dir nur im Augenblick noch nichts erzählen dürfen.»
    Lol wollte fragen, was dem Onkel zugestoßen war, wenn deshalb die ganze Gemeinde unter Schock gestanden hatte, aber dazu blieb keine Zeit mehr. Gerard Stock öffnete das Gatter, ließ es hinter sich offen stehen und kam durch den Garten zum Haus. Sein lichter werdendes Haar war mit Gel nach hinten gestrichen, sein Bart war rötlich-goldblond und wurde an der Stelle, wo er zu einem hervorspringenden Keil getrimmt war, langsam grau.
    Und Lol wusste immer noch nicht, welchen Beruf dieser Typ eigentlich ausübte.
    «Verstehst du, wenn es ein ganzer
Haufen
Nachbarn wäre», Prof breitete die Arme aus, «dann wäre es vielleicht nicht so schlimm. Aber dieser einzelne Kerl, dessen Frau den ganzen Tag arbeitet – jaja, es mag schon
ihr
Erbe sein, aber trotzdem geht
sie
arbeiten, während er hier rumhängt und

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