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Der Vermesser

Der Vermesser

Titel: Der Vermesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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zu
    erwarten, dass die Behörde Sie dann weiterhin beschäftigt. Oder

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    Ihnen irgendeine andere respektable Tätigkeit anbietet. Das
    wäre völlig undenkbar, meinen Sie nicht auch? Es besteht wenig
    Hoffnung für die Zukunft
    s
    eine Mannes, e
    d ssen Charakter so
    schweren Schaden genommen hat. Sie werden alles verlieren.«
    Mit grimmigem Hohn verzog Hawke den Mund und wischte
    sich imaginäre Stäubchen von den Ärmeln. William starrte ihn
    an, das Gesicht aschfarben. Worte wirbelten ihm durch den
    Kopf und verschwanden wieder, ohne dass seine Zunge, seine
    Lippen sie erkannt hätten.
    »Ich denke, unsere Unterredung ist damit beendet. Aber ich
    möchte Ihnen noch versichern, dass ich zu meinem Wort stehe.«
    Hawke konnte sich ein G
    e
    rins n kaum verkneifen. »Es wäre nicht
    ratsam, mich auf die Probe zu stellen. Guten Tag, Sir.«
    William konnte sich nicht erinnern, wie er wieder zu seiner
    Arbeitsnische gekommen war, und auch nicht an die Stunden, in
    denen er wie gelähmt dagesessen und auf die Wand gestarrt
    hatte. Mechanisch glitten seine Finger Zahlenkolonnen entlang
    und über Schnittzeichnungen hinweg, aber seine Bleistiftnoti-
    zen verschwammen ihm vor den Augen, und er wusste nicht
    mehr, was sie bedeuteten. Angst und Selbsthass gärten in ihm
    wie Hefe in einem Teig, breiteten sich in ihm aus, bis er kaum
    noch atmen konnte. Er hatte sich fast in Sicherheit geglaubt. Seit
    Wochen hatte er sich nicht mehr geschnitten. Der Oktober war
    beinahe vorüber. Es war ein trockener Herbst gewesen. Der un-
    aufhörliche Verkehr hatte das herabgefallene Laub zu kupferfar-
    benem Staub zermahlen, und am frühen Nachmittag ergoss sich
    das Sonnenlicht wie geschmolzene Butter über die rußige Hin-
    tertreppe in Lambeth. Doch William bekam kaum etwas davon
    mit. Jetzt, da Bazalgettes großes Projekt umgesetzt wurde,
    herrschte in den Büros in der Greek Street lebhaftes Treiben. Ie-
    den Tag gab es Anfragen zu beantworten, Berechnungen zu er-
    stellen und Verträge zu schließen. Häufig saß William schon vor

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    sieben Uhr morgens an seinem Schreibtisch und kehrte erst
    spätabends nach Hause zurück. Und er hatte wieder angefangen,
    sonntags zu zeichnen. Dafür hatte er sich ein in weiches Gerb-
    leder gebundenes Skizzenbuch gekauft, in dem er mit Tinte und
    Wasserfarben die Blumen festhalten wollte, die im Gestrüpp
    entlang der Bahngleise wuchsen. Auch für den kleinen William
    hatte er eine in Leinen gebundene Kladde besorgt sowie ein Sor-
    timent von Farbstiften, damit sich sein Sohn zu ihm setzen und,
    die Zunge zwischen den Zähnen, ebenfalls an den gezackten
    Blüten und Blättern versuchen könnte. Ende September hatte
    William ein paar unbrauchbar gewordene Blätter Florpost mit
    nach Hause genommen und darauf zunächst zaghaft, dann aber
    mit wachsender Begeisterung begonnen, den Plan für einen Gar-
    ten zu zeichnen. Natürlich würden sie darin Gemüse anpflan-
    zen, aber das war nicht sein Hauptanliegen. Lieber beschäftigte
    er sich mit dem sonnigen südlichen Streifen des Hofs. Dort
    würden er und sein Sohn für Polly Blumen züchten. Für Polly
    und das Baby. Denn Polly war wieder guter Hoffnung. Nachts,
    wenn sie neben ihm schlief, legte William sanft die Hand auf die
    Schwellung ihres Bauchs und entwarf im Geist die Wiege, die
    er dem Baby zimmern wollte. Der kleine William hatte nie eine
    Wiege gehabt. In dem Findelheim in Battersea, so hatte ihm
    Polly erzählt, hatten die Säuglinge nebeneinander in Obstkisten
    gelegen wie Äpfel. Aber dieses Baby würde eine Wiege bekom-
    men, eine Schaukelwiege mit einem Vorhang und einer kleinen
    Bettdecke, eine Wiege wie aus einem Märchen. Und wenn Wil-
    liam nach Hause kam, würde die Wiege vor dem prasselnden
    Kaminfeuer stehen, und Polly würde lächeln und den Finger an
    die Lippen legen, weil in diesem Traum von Wiege das Baby
    schliefe, den winzigen rosa Mund zu einem winzigen rosa Lä-
    cheln verzogen. Und alles würde so sein, wie es sein sollte. Wie
    sie es sich erträumt hatten.

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    Das Kaminfeuer im Zimmer der Vermesser war niederge-
    brannt, und ächzend fiel die Asche durch den Rost. Es war so
    kalt, dass sich Williams Hände an den Knöcheln blau gefärbt
    hatten. Er war mutterseelenallein. Hawkes gemeine Worte gin-
    gen ihm unablässig durch den Kopf, dunkle, ungreifbare Schat-
    ten, die ihn ganz irre machten. Er musste sich ihnen stellen, das
    wusste er, während er zitternd in seiner kalten Nische saß. Er
    musste sie zu

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