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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Frauen. Zwar hatte er stets Acht gegeben, dass seine zahlreichen Liebschaften geheim blieben, und sich von den Töchtern und Frauen seiner Vorgesetzten ferngehalten. Doch eines Tages hatte ihm dann ausgerechnet die Frau eines Hauptmanns den Kopf verdrehen müssen.
    Er wusste selber nicht, wieso er sich darauf eingelassen hatte, dass sie ihn auf seinem Weg durch Bayern begleitete. Er war nach München beordert worden, und sie war auf dem Weg nach Passau gewesen. In der Nähe von Würzburg hatten sie sich zufällig getroffen. Beide hatten Rast in ein und demselben Gasthaus gemacht.
    Eigentlich hatte sie ihm gar nicht so gut gefallen. Zwar war sie hübsch, keine Frage, aber doch etwas dümmlich und dazu ein wenig zu forsch für seinen Geschmack. Und dass sie verheiratet war, hatte er erst zu spät erfahren.
    Kurz und gut: Andreas Moosberger war deshalb unehrenhaft aus dem Dienst entlassen worden. Er konnte von Glück sagen, mit dem Leben davongekommen zu sein. Die Wut des betrogenen Ehemannes hatte sich in Grenzen gehalten, weil es nicht das erste Mal war, dass ihm ein solches Betragen seiner Gemahlin zu Ohren gekommen war. Darum hatte man sich damit begnügt, dem »Buhlen der Hure« einige Hiebe zu verpassen, ihn zu scheren und ihm das schöne Gesicht zu entstellen. Danach konnte er gehen.
    Doch wohin? Zurück in sein Bergdorf? Zu seinen armen Eltern, deren einziger Stolz der erfolgreiche sohn war? Unmöglich.
    Zum Hof der Tante, wo Anna Pippel lebte, die Frau, die er in Westfalen getroffen hatte? Auch sie kannte ihn nur als den strahlenden Retter.
    Andreas Moosberger hatte sich zunächst entschieden, eine Weile allein zurechtzukommen, doch das war ihm nicht gelungen. Die Seiten wechseln, geheimes Wissen preisgeben? so hoch war er nie gestiegen, als dass er tatsächlich über Informationen verfügte, die für den Feind von Interesse gewesen wären. Alle Botschaften, die er überbracht hatte, waren verklausuliert gewesen, alle Gespräche, die er belauscht hatte, belanglos oder nur von vorübergehender Wichtigkeit, alle spionageaufträge, zu denen er aufgebrochen war, hatten mittlerweile keine Bedeutung mehr für die große Politik. Er war ein Nichts.
    Schließlich hatte er sich doch dazu durchgerungen, zum Hof der Tante zurückzukehren, zu Anna, dieser seltsamen Anna, aus der er nicht schlau wurde. Nicht oft hatte er sie bisher gesehen und noch nie lange mit ihr reden können, aber eines wusste er: Ganz unabhängig von ihrer Ähnlichkeit mit Konstanze Gramshuber war da etwas, was ihm an ihr gefiel. Immer wieder hatte er an sie denken müssen, und immer wieder hatte er sich gefragt, warum er sich einfach nicht traute, dieser Frau näherzukommen. Sonst hatte er doch gerade in solchen Dingen keinerlei Schwierigkeiten. Bei ihr aber schon, und er glaubte, dass es an ihren Augen lag. An diesem scheuen, aber dennoch bestimmten Blick. Ja, er hatte den Eindruck, dass sie ihn durch-schaute, hinter seine Fassade zu blicken verstand. Doch gefiel ihr, was sie da sah? Er war sich nicht sicher.
    Anna war nun nicht mehr allein. Die Anwesenheit dieses Mannes, der nun auch im verlassenen Gramshuber-Hof lebte, war ihr dennoch unangenehm. Es lag nicht daran, dass er sich verändert hatte. Das war ihr vollkommen gleich. Es lag vielmehr daran, dass sie sich verändert hatte.
    Es gefiel ihr nicht, dass er ihr Aufträge erteilte, dass er sie antrieb und aufforderte, ihm behilflich zu sein, den Hof wieder auf Vordermann zu bringen. sie musste arg über ihren eigenen Schatten springen, um mit dem Elan, mit welchem er an diese neue Aufgabe ging, Schritt halten zu können. In weniger als zwei Wochen hatte er den Wohnbereich des Hauses wieder wetterfest gemacht, hatte aus alten Brettern ein Dach gezimmert, die Möbel repariert und einen zwar einfachen, aber funktionstüchtigen Ofen gebaut. Er hatte von irgendwoher zwei Ziegen aufgetrieben und ein Kaninchenpaar. Anna staunte, und sie konnte sich nicht dagegen wehren, dass die Energie, die von ihm ausging, ansteckend war.
    Dennoch blieb sie stur und sprach nicht viel mit ihm. Des Abends zog sie sich, ohnehin müde von der anstrengenden Arbeit, früh in ihre Kammer zurück, die sie noch immer in einem Bretterverschlag im Stall eingerichtet hatte. Häufiger hatte er sie gefragt, ob sie nicht zu ihm in den vorderen Hausteil ziehen möge, doch das wollte sie nicht. Nicht, weil es etwa verfänglich gewesen wäre. Vielmehr wollte sie ihm nicht den Eindruck vermitteln, dass sie auf ihn gewartet hatte. Ihr

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