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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sinnlosen Worte an den
Kopf geworfen. Jedenfalls kam es mir sinnlos vor, wie eine
erfundene Sprache. Irgendwie guttural…«
»War es Tak?« fragte Mary.
Johnny nickte. »Und für die Kojoten schien es nicht sinnlos
zu sein, auch nicht für Entragian. Als ich es sagte, zuckte er
zurück … und dann hat er dem Geier befohlen, mich zu
attackieren.«
»Ich glaube nicht, daß das passiert ist«, sagte Audrey. »Ich
glaube, Sie sind ein berühmter Schriftsteller oder so, und Sie
sehen nicht aus wie jemand, der es gewohnt ist, daß man an
seinen Worten zweifelt, wenn ich das so sagen darf, aber ich
glaube es einfach nicht.«
»Trotzdem ist es genau so passiert. Ist Ihnen nichts Ähnliches
aufgefallen? Seltsames, aggressives Verhalten von Tieren?«
»Ich hab mich in der Wäscherei versteckt«, sagte sie. »Ich
meine, hallo? Reden wir eigentlich dieselbe Sprache?«
»Aber -«
»Hören Sie mal, wollen Sie über seltsames und aggressives
tierisches Verhalten reden?« fragte Audrey. Sie lehnte sich vor,
ihre Augen glänzten und bohrten sich in die Marinvilles. »Sie
reden von Collie. Collie wie er jetzt ist. Er hat jeden getötet, den
er gesehen hat, jeden, der seinen Weg gekreuzt hat. Reicht Ihnen
das nicht? Müssen wir auch noch abgerichtete Geier haben.«
»Was ist mit den Spinnen?« fragte Steve. Er und das magere
Mädchen saßen jetzt auf dem Sessel, nicht mehr auf den Armlehnen, und Steve hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt.
»Was soll mit ihnen sein?«
»Haben Sie irgendwelche Spinnen gesehen, die sich …
nun … zusammengerottet haben?«
»Wie Vogelschwärme?« Jetzt bedachte sie ihn mit einem
Blick, der sagte: VORSICHT, DU HAST ES MIT EINEM IRREN ZU TUN.
»Nun, nein. Falsches Wort. Die zusammen unterwegs waren. In Rudeln. Wie Wölfe. Oder Kojoten.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Was ist mit Schlangen?«
»Hab ich auch keine gesehen. Oder Kojoten in der Stadt.
Nicht mal einen Hund, der Fahrrad gefahren wäre und ein
Partyhütchen getragen hätte. Das ist alles neu für mich.«
David kam mit einer kleinen braunen Tüte in der Hand auf
die Bühne zurück, wie sie die Kassierer von Lebensmittelläden benützten, um kleinere Einkäufe zu verstauen - Twinkies
und Slim Jims, Milchtüten, einzelne Bierdosen. Außerdem
hatte er einen Karton Ritz Cracker unter dem Arm. »Ich hab
was gefunden«, sagte er.
»Hm-hmm«, sagte Steve, der den Karton und die kleine
Tüte betrachtete. »Damit läßt sich der Hunger in Amerika
ganz sicher beseitigen. Worauf läuft es hinaus, Davey? Eine
Sardine und zwei Cracker pro Nase, was meinst du?«
»Eigentlich ist es ziemlich viel«, sagte David. »Mehr, als man
erwartet hätte. Hm …« Er machte eine Pause und sah sie nachdenklich und ein wenig besorgt an. »Würde es jemanden stören,
wenn ich ein Gebet spreche, bevor ich das Zeug verteile?«
»Einen Segen?« fragte Cynthia.
»Einen Segen, ja.«
»Mir recht«, sagte Johnny. »Ich glaube, im Augenblick können wir allen Segen brauchen, den wir bekommen können.«
»Amen«, sagte Steve.
David stellte die Tüte und die Schachtel Cracker zwischen
seine Turnschuhe. Dann machte er die Augen zu und preßte
die Hände wieder vor dem Gesicht zusammen, Finger auf
Finger. Johnny nahm erstaunt zur Kenntnis, wie unprätentiös
der Junge war. Er hatte eine Schlichtheit an sich, die durch
ständigen Gebrauch zu etwas Schönem abgeschliffen worden
war.
»Gott, bitte segne die Speisen, die wir gleich essen werden«,
begann David.
»So wenig es auch ist«, sagte Cynthia, sah aber sofort so aus,
als täte es ihr leid, daß sie etwas gesagt hatte. Aber David
schien es nichts auszumachen; vielleicht hatte er sie gar nicht
gehört.
»Segne unsere Gemeinschaft, behüte uns und erlöse uns
von dem Übel. Bitte gib auch auf meine Mom acht, wenn es
Dein Wille ist.« Er machte eine Pause, dann fuhr er mit leiser
Stimme fort: »Wahrscheinlich ist es das nicht, aber trotzdem, bitte, wenn es Dein Wille ist. Gelobt sei Jesus Christus, Amen.«
Er schlug wieder die Augen auf.
Johnny war gerührt. Das kurze Gebet des Jungen hatte ihn
an der Stelle getroffen, auf die es Entragian abgesehen gehabt,
die er aber verfehlt hatte.
Allerdings hat es das. Weil er daran glaubt. Auf seine bescheidene
Weise läßt dieser Junge Papst Johannes Paul mit seinen schicken
Klamotten und dem Las-Vegas-Hut wie einen Ostern-und-Weihnachten-Christen aussehen.
David bückte sich und hob die Sachen auf, die er gefunden
hatte, wobei er so fröhlich zu sein schien wie ein Gulaschkanonen-Magnat, der

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