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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gott-Bombe, David.
Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muß.«
»Was ist dann gerade passiert?«
»Ich hatte einen Anfall. Mir ist einfach alles über den Kopf
gewachsen, und ich hatte einen Anfall. Als junger Mann
hatte ich sie etwa alle drei oder vier Monate. Petit mal. Ich
hab Medikamente genommen, und sie sind weggegangen.
Als ich anfing, unkontrolliert zu trinken, etwa mit vierzig
-
nun, fünfunddreißig, und ich glaube, es war mehr im Spiel
als nur Alkohol
-, kamen sie wieder. Und diesmal nicht so petit. Die Anfälle sind der Hauptgrund, weshalb ich versuche, trocken zu bleiben. Was du eben gesehen hast, war der
erste nach fast -« er machte eine Pause und tat so, als würde
er zurückrechnen »— elf Monaten. Aber diesmal waren weder Alkohol noch Kokain im Spiel. Bloß ganz normaler
Streß.«
Er fuhr wieder an. Jetzt wollte er sich nicht umdrehen; sonst
würde er prüfen, wieviel David ihm abkaufte, und das könnte
der Junge merken. Es hörte sich verrückt an, paranoid, aber
Johnny wußte, daß das nicht stimmte. Der Junge war erstaunlich, und zwar auf eine unheimliche Art und Weise …
wie ein alttestamentarischer Prophet, der gerade aus einer
alttestamentarischen Wüste gekommen ist, die Haut verbrannt von der Wüstensonne und das Gehirn verbrannt von
Gottes Insiderinformationen.
Es war besser, den Blick abzuwenden, ihn für sich zu behalten, zumindest vorläufig.
Aus dem rechten Augenwinkel konnte er sehen, wie David
ihn unsicher betrachtete. »Ist das wirklich die Wahrheit,
Johnny?« fragte er schließlich. »Ohne Scheiß?«
»Wirklich die Wahrheit«, sagte Johnny, sah ihn aber immer
noch nicht direkt an. »Ohne Scheiß.«
David stellte keine Fragen mehr… warf Johnny aber immer
wieder Blicke zu. Johnny stellte fest, daß er diese Blicke tatsächlich auf sich spüren konnte wie sanfte, geschickte Finger,
die an einem Fensterrahmen entlangtasteten und nach dem
Riegel suchten, mit dem man es aufmachen konnte.
Kapitel 5
1
    Tak saß an der Nordseite des Kamms und schlug die Krallen
in die verrottete Rinde eines alten umgestürzten Baums. Da er
nun buchstäblich über Adleraugen verfügte, konnte er die
beiden Fahrzeuge unten mühelos erkennen. Er konnte sogar
die beiden Insassen des Geländefahrzeugs sehen: der Schriftsteller saß am Steuer, und neben ihm der Junge.
Der beschissene kleine Betbruder.
Nun war er doch hier.
Sie waren beide hier.
Tak hatte den Jungen kurz in dessen Vision getroffen und
versucht, ihn abzulenken, einzuschüchtern, wegzuschicken,
bevor er denjenigen finden konnte, der ihn gerufen hatte. Es
war ihm nicht gelungen. Mein Gott ist stark, hatte der Junge gesagt, und das stimmte eindeutig.
Aber es galt abzuwarten, ob der Gott des Jungen stark genug sein würde.
Das Geländefahrzeug hielt dicht bei dem gelben Bus. Der
Schriftsteller und der Junge schienen miteinander zu reden.
Der dama des Jungen ging ihm mit einem Gewehr in einer
Hand entgegen, blieb aber stehen, als sich das offene Fahrzeug wieder in Bewegung setzte. Dann waren sie wieder vereint, all die, die übriggeblieben waren, trotz Taks Anstrengungen wieder zusammen.
Doch noch war nicht alles verloren. Der Körper des Adlers
würde nicht lange durchhalten
- eine Stunde, höchstens
zwei -, aber im Augenblick war er stark und heißblütig und
eifrig, eine geschärfte Waffe, derer sich Tak mit großer Vertrautheit bediente. Es breitete die Schwingen des Vogels aus
und schwang sich in die Luft, als der dama seinen damane umarmte. (Es verlernte die Sprache der Menschen schnell, da das
kleine can toi -Gehirn des Adlers sie sich nicht merken konnte,
und fiel in die einfache, aber mächtige Sprache des Ungeformten zurück.)
Der Vogel kreiste, flog über den dunklen Brunnen der
China-Grube, wendete wieder und schwebte in Spiralen in
das dunkle Quadrat der Öffnung hinab. Er landete und stieß
ein kurzes, lautes Kraaah! aus, als seine Krallen in dem Geröll
nach einem festen Halt suchten. Dreißig Meter tiefer glomm
ein fahles rosa Licht. Tak betrachtete es einen Augenblick und
ließ die Kraft des an tak die primitive Murmel von einem Gehirn des Vogels erfüllen und beruhigen, dann hüpfte er ein
kurzes Stück in den Tunnel hinein. Links befand sich eine
kleine Nische. Der Adler zwängte sich hinein und blieb reglos,
mit angelegten Schwingen stehen.
Es wartete auf alle, am meisten aber auf den kleinen Betbruder. Es würde die Kehle des kleinen Betbruders mit einer
der kräftigen Klauen des Goldadlers zerfetzen und ihm mit
der anderen

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