Devoted - Geheime Begierde: Band 1 - Roman (German Edition)
Sophia, nein, du siehst das völlig falsch. Ich bin derjenige von uns beiden, dem wehgetan wird. Das weiß ich schon die ganze Zeit.«
Schweigend sitzen wir einander gegenüber, während die Limousine die breiten, von zweistöckigen Stadthäusern und großen, uralten Eichen gesäumten Straßen entlanggleitet.
»Weißt du, wo wir hier sind?«, will Marc wissen.
Ich schüttle den Kopf.
»In Richmond«, sagt er. »Das ist mein Lieblingsstadtteil.«
Ich sehe schwere Stahltore vor uns aufschwingen, dann lenkt der Fahrer die Limousine einen Abhang hinab in eine große Garage. Sekunden später ertönt das Geräusch von Schuhen auf Beton, und der Fahrer öffnet mir die Tür.
»Nach dir«, sagt Marc.
Ich kann mich nicht überwinden, dem Chauffeur ins Gesicht zu sehen. Weiß er, was sich vor wenigen Minuten auf dem Rücksitz abgespielt hat?
Zum Glück informiert er nur kurz Marc darüber, dass er später wiederkommen werde, und verschwindet dann durch eine schmale Tür im hinteren Teil der Garage.
Marc führt mich an fünf auf Hochglanz polierten Autos vorbei, die allesamt ein Vermögen gekostet haben müssen. Ich verstehe nichts von Autos, doch an einem knallgelben Cabrio mit fast rasiermesserscharfen Kanten bleibt mein Blick hängen. Eigentlich passt er so gar nicht zu Marc, und ich frage mich, ob er ihm überhaupt gehört.
»Ist das deiner?«
Marc bleibt stehen und sieht mich an. »Nein«, antwortet er langsam. »Wieso fragst du?«
»Er fühlt sich nicht nach dir an«, antworte ich.
»Nach mir anfühlen?«
»Ja. Der dort …«, sage ich mit einem Nicken in Richtung eines beigen Rolls-Royce, »ist ein Wagen, der sich nach dir anfühlt. Genauso wie der dort drüben.« Ich deute auf einen schwarzen Jaguar. »Und wem gehört der gelbe?«
»Er gehörte meinem Vater.« Marc geht eine Steintreppe hinauf zu einer Holztür, die sich quietschend öffnet.
»Deinem Vater? Ich dachte, ihr hättet euch nicht besonders gut verstanden.«
»Haben wir auch nicht.«
»Aber wieso …«
»Halte deine Freunde neben dir, deine Feinde aber noch viel näher, heißt es doch immer so schön«, gibt Marc zurück, ohne mich dabei anzusehen. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass der Wagen eine größere Bedeutung für ihn hat, als er zugeben will. »Komm mit.«
Ich folge ihm in die Diele aus weißem Marmor, von wo aus eine Treppe mit hochflorigem rotem Teppich nach oben führt.
Trotz seiner luxuriösen Größe wirkt der Raum ein wenig kahl. Ich kann nirgendwo Blumen oder Pflanzen entdecken, dabei verleihen Pflanzen einem Raum erst so etwas wie Leben. An den Wänden hängen Bilder des historischen Londons – Big Ben, Houses of Parliament, St. Paul’s Cathedral und natürlich das Ivy College.
»Du magst London«, stelle ich fest.
»Ich liebe London sogar sehr«, gibt er zurück. »Hier fühle ich mich zu Hause. All die Gebäude, die Geschichte der Stadt. Nach all den Jahren in L. A. kann ich immer wieder nur staunen, wie Gebäude über Jahrhunderte hinweg an derselben Stelle stehen können. Ich sehe sie mir so gern an.« Vor dem Bild des Ivy College bleibt er stehen. »Tief verwurzelt mit dem Grund und Boden, auf dem es steht. Ich vermute, das ist der Grund, weshalb du Pflanzen so liebst.«
Ich lächle. »Ich liebe Pflanzen, weil sie lebendig sind. Und weil sie auf einen reagieren. Man kann sich um sie kümmern, sie großziehen, hegen und pflegen. Wie oft bist du hier?«
»Wann immer ich in der Stadt bin«, antwortet Marc.
»Es ist wunderschön, trotzdem fühlt sich das Haus nicht an, als wäre es bewohnt«, bemerke ich. »Vermutlich gehst du sehr oft aus.«
»Seit ich das College gegründet habe, ist eher das Gegenteil der Fall«, erklärt er. »Vor allem in diesem Jahr.« Er sieht mich an. »Ich musste über vieles nachdenken, und das tue ich am liebsten ganz allein.«
»Mr Blackwell, sind Sie’s?« Ich höre Schritte. Ein schlanker Mann in einer weißen Hose, einem rosa Pulli und einer geblümten Schürze betritt die Diele. Er ist etwa so alt wie mein Vater und hat kurz geschnittenes rotes Haar.
»Ah, Rodney. Darf ich Ihnen meinen Gast vorstellen? Miss Rose, das ist Rodney, mein Haushälter.«
»Ich habe den Wagen gehört«, sagt Rodney. »Der Tisch ist auf der Dachterrasse gedeckt. Sie können gleich nach oben gehen.« Er sieht mich an. »Keine Sorge. Hunde, die bellen, beißen nicht. Mir hat er auch eine Heidenangst eingejagt, als ich angefangen habe, für ihn zu arbeiten, aber in Wahrheit ist er ein echter Softie.«
Zu
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