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Die Alptraum-Frau

Die Alptraum-Frau

Titel: Die Alptraum-Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Junge blockt. Ich habe mehr den Eindruck, dass er nichts mit mir zu tun haben will. Nicht auf diesem Gebiet. Alles andere läuft wirklich normal, da stellt er sich nicht quer. Aber was seinen Vater angeht, da blockt er leider ab.«
    »Und wenn wir ihn uns gemeinsam vornehmen?«
    »Vielleicht sollten wir es versuchen.«
    »Wir sollten es nicht auf die Bank schieben und sofort damit beginnen. Möglicherweise steht er noch unter dem Eindruck der Begegnung mit seinem Vater. Dann ist er emotional mehr aufgeladen, meine ich.«
    »Was folgerst du daraus?«
    »Dass er uns eher eine Antwort gibt.«
    Janine überlegte einen Moment, dann nickte sie. »Ja, du könntest recht haben.«
    »Holst du ihn, Janine?«
    Sie lächelte schief. »Das muss ich wohl.« Sie wollte aufstehen, aber aus dem Flur hörten sie ein Geräusch. Eine Zimmertür war zugefallen, und es konnte nur Benny sein, der sein Zimmer verlassen hatte.
    »Er kommt von allein, Amos.« Sie legte ihm die Hand auf ein Knie und krümmte die Finger. »Was sollen wir denn jetzt machen?«
    »Nur die Ruhe bewahren.«
    »Gott, das ist schwer.« Sie sprach schnell und leise weiter. »Ich komme mir so fremd vor, und mein eigener Sohn ist für mich zu einem Fremden geworden.«
    »Abwarten.«
    Sie blieben ruhig. Lauschten. Hörten dann die Schritte des Jungen.
    Benny kam auf die Wohnzimmertür zu. Er lief nicht schnell, wie er es sonst immer getan hatte. Sein Gang war seltsam stockend geworden, und dann erschien er an der Tür. »Hi…«
    Janine stand auf. Amos blieb sitzen. Sie ging auf Benny zu. »Ich möchte, dass du mal für einen Moment bei uns bleibst.«
    »Warum denn?«
    »Weil wir zusammen reden müssen.«
    Benny stülpte die Unterlippe vor und streckte seinen Arm gegen Amos Filmore aus. »Der auch?«
    »Der hat einen Namen und heißt Mr. Filmore. Ja, Amos wird bleiben. Er ist mir in schwerer Zeit ein treuer Freund geworden, auch wenn du das nicht verstehen kannst.«
    »Nein, kann ich nicht. Daddy ist ja nicht tot. Es gibt ihn noch. Das weißt du auch, Mum.«
    »Wenn er nicht will, kann ich ja gehen«, sagte Filmore. »Ich möchte mich auf keinen Fall aufdrängen.«
    »Nein, Amos, du bleibst, das bestimme ich. Schließlich weißt du mittlerweile Bescheid.« Sie hatte mit harter Stimme gesprochen und ihren Sohn dabei angeschaut.
    Benny lächelte plötzlich. Er startete ein langsames Auseinanderziehen seiner Lippen, und dieses Lächeln empfand Janine nicht eben als angenehm. Es war hintergründig, vielleicht auch wissend. Benny schien mehr Ahnung zu haben, als sie nur annahmen.
    »Worüber weiß er denn Bescheid?«
    »Über alles.«
    »Nein, das weiß er nicht. Du weißt es auch nicht. Das weiß einzig und allein nur ich!« Er sprach wie ein Erwachsener und deutete dabei auf seine Brust. »Ich weiß alles.«
    »Über deinen Vater, wie?«
    »Ja, Mr. Filmore. Über meinen Daddy. Ich habe sogar mit ihm gesprochen, als ich in meinem Zimmer war. Das können Sie glauben oder nicht.«
    »Keine Sorge, Benny, ich glaube dir. Ja, ich glaube dir, dass du mit deinem Vater gesprochen hast, denn das habe ich selbst gehört, als ich im Flur war.«
    »Wie schön.«
    »Und warum ist das schön?« wollte Janine wissen.
    »Weil er mich besuchen kommt. Richtig besuchen, verstehst du?«
    Benny lachte schrill und bewegte sich voller Vorfreude. »Ja, er hat es versprochen, und wie ich meinen Vater kenne, wird er sein Versprechen auch halten.«
    »Dann lebt er?«
    Benny reckte Filmore das Kinn entgegen. »Das wissen Sie doch, Mister. Hätte ich sonst mit ihm gesprochen? Aber er lebt anders als ihr. Und ich möchte auch so leben wie er.«
    »Wie lebt er denn? Wo lebt er? Wohin hat er sich zurückgezogen? In ein Versteck?«
    »Ja, in ein besonderes.«
    Amos Filmore nickte. »Das für uns nicht zu finden ist. Es liegt nicht in dieser Welt - oder?« Benny hob die Schultern. Mehr wollte er nicht sagen und zeigte wieder sein Lächeln.
    Janine griff wieder ein. »Hör zu, Benny, du kannst hier nicht den Verstockten spielen. Wir haben ein Recht darauf zu erfahren, wo sich dein Vater aufhält und was mit ihm geschehen ist. Nicht nur wir haben dieses Recht. Auch all die Menschen, die dein geliebter Daddy in den Jahren betrogen hat. Ja, betrogen. Er war gar nicht so nett und fein wie du ihn siehst. Er hat viele Menschen um ihr Erspartes gebracht und hat sich dann der Verantwortung entzogen. Du weißt selbst, wie oft die Polizei bei uns gewesen ist. Das haben die Leute bestimmt nicht nur aus Spaß

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