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Die Aufrichtigen (German Edition)

Die Aufrichtigen (German Edition)

Titel: Die Aufrichtigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Bergh
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Ziel, der mühevolle tägliche Neubeginn waren die Ausnahme, das Größte und Schwierigste vielleicht, was man sich vornehmen konnte, das eigentliche Übersichhinauswachsen. Die Ehe war das gefährlichste Abenteuer des Menschseins.
    Leo schwärmte und hielt es in diesem Augenblick tatsächlich für möglich, selbst zu etwas Außergewöhnlichem fähig zu sein. Er tastete sich vorsichtig Sophies Bauch hinauf. Doch als er endlich an der Wölbung des Busens angelangt war, verließ ihn der Mut. Sophie hatte ihn mit ihrer drastischen Meinung überrumpelt. Wie war sie überhaupt auf das mit der Empfängnis und der Schande gekommen? Sicher hatte sie zu allen möglichen Themen ihre ganz eigene Meinung, die zu kennen sie einander näher bringen würde. Warum fragte er sie nicht einfach? Warum sollte er ihr nicht sagen, dass er keine Lust mehr auf Spielchen hatte? Nach all diesen Fragen bedurfte es einer Antwort.
    Er legte seine Hand auf ihre Brust und spürte, wie sich die Brustwarze in seiner Handfläche aufrichtete. Er hob den Kopf, blies über ihren Hals und führte den Mund zu ihrem Ohr, wo er mit der Nasenspitze ein paar Haare zur Seite strich. Ich liebe dich, versuchte er zu hauchen, zum ersten Mal, doch sein Hals kratzte, weil er vor Aufregung zu schlucken vergessen hatte.
    »Was sagst du?«, fragte Sophie mit hellwacher Stimme.
    Leos Herz raste. Wie peinlich würde ein zweiter Versuch wirken! Er konnte es nicht sagen, nicht jetzt.
    »Ach nichts, Sophie«, murmelte er.
    Sie reagierte nicht. Sein Becken begann zu kreisen, die Brustwarze in seiner Hand pochte. Sie musste seine wiederkehrende Erregung spüren. Dann sagte er ihren Namen noch einmal, weil ihm nichts Besseres einfiel. Sophie machte sich los und sprang aus dem Bett. Er versuchte nicht einmal, sie zurück zu halten.
    »Nein, mein Schatz«, lachte sie, »einmal ist wirklich genug, wir haben noch eine Menge vor heute Abend.«
    »Aber Sophie, bleib‘ hier«, bettelte Leo und griff nach ihr in die Luft.
    »Du mit deinem Nachspiel!«
    Leo fiel in sich zusammen.
    »Nachspiel ist was für Frauen, die keinen Orgasmus haben!«
    Leo warf einen letzten Blick auf ihren nackten Körper und vergrub sein Gesicht in den Kissen.
    »Eigentlich haben wir noch immer keine richtige Spur«, sagte Sophie draußen. Es war ganz dunkel geworden, Scheinwerfer tauchten den Dom in ein rötliches Licht.
    »Wieso denn?«, antwortete Leo, »Wir wissen, dass der Professor hier war, ein Buch gestohlen hat und dass das Auto, von dem ich zweimal über den Haufen gefahren worden bin, ein Mainzer Kennzeichen haben könnte. Das ist doch eine ganze Menge!«
    Sophie lächelte. Leo sah wirklich süß aus. Die kleinen roten Flecken auf seinen Wangen waren noch nicht ganz verschwunden. Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
    »Ja schon, aber wo sollen wir weiter suchen? Wenn dieser Spohr und Dr. Albertz sich getroffen haben, dann frage ich dich, wo das gewesen ist. In einem Hotel? Am Rhein? In einer dunklen Gasse?«
    »Wir könnten die Hotels abklappern und nach ihm fragen. Er bevorzugt luxuriöse Hotels, die anonymen internationalen Ketten. Dr. Albertz ist alles Familiäre verhasst.«
    »Auch wenn du Recht hast, da sind wir die ganze Nacht unterwegs. Vielleicht fällt uns ja noch was Besseres ein.«
    Leos Herz klopfte wieder.
    »Und vergiss nicht«, fügte sie schnell hinzu, »ich bin eigentlich nicht befugt, hier irgendwelche offiziellen Ermittlungen durchzuführen. Das gibt eine Menge Ärger.«
    »Erinnerst du dich an die Buchstabenfolge in Dr. Albertz‘ Kalender?«, fragte Leo.
    »Irgend so was Perverses: SM oder so ähnlich«, lachte Sophie.
    »Nein, es hieß DSM. Es ist eine Abkürzung. Dr. Albertz liebt Abkürzungen.«
    »Schon gut, vielleicht der Name eines Hotels?«
    »Möglich, glaube ich aber nicht. Wofür könnte es sonst noch stehen?«
    Leo legte seine Stirn in Falten und blickte in die Ferne. Tatsächlich hatte er nicht die geringste Ahnung, was die Buchstabenfolge bedeuten könnte. Nach einer Weile hellte sich seine Miene auf. Er wies mit der Hand zum Dom.
    »Siehst du die weiße Bautafel da vorn am Dom, siehst du was da steht?«
    Sophies Blick folgte seiner Hand.
    »Sieh doch nur, was da steht«, wiederholte Leo ungeduldig, »DSM – Dom Sankt Martin, was hältst du davon?«
    »Komm mit!«
    Sophie rannte so schnell, dass Leo Mühe hatte, ihr zu folgen. Wenig später standen sie vor dem Willigisportal. Leo keuchte. Sie rüttelte an den Löwenköpfen, dann an dem Holzverschlag

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