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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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gehörte dem Orden der Hospitalritter an, doch keiner von ihnen ahnte, dass ihr Bruder Alec einen geheimen Rang innehatte, der ihre Stellung bei weitem übertraf.
    Weil seine Pflichten gegenüber der Bruderschaft es ihm von Anfang an so gut wie unmöglich machten, den weltlichen, christlichen Alltag seiner Brüder zu teilen, waren sie zu dem Schluss gekommen, dass ihr Bruder Alec ein undankbarer Mensch war, der seiner familiären Verantwortung den Rücken zukehrte. Alec war nichts anderes übrig geblieben, als sich den Anschein zu geben, dass er ihr Urteil schulterzuckend hinnahm.
    Und so war er in die geheime Welt der Bruderschaft abgetaucht, wo ihn der Rat nach eingehender Prüfung seines Charakters und seiner Fähigkeiten zu einer ganz besonderen Aufgabe ausgebildet hatte. Der Tempelritter Alexander Sinclair diente der Bruderschaft als Spion.
    »Ihr seid so nachdenklich, Ferenghi .«
    Al-Farouchs Französisch war flüssig, trotz der Kehllaute seines arabischen Akzents. Sinclair lächelte ironisch und kratzte sich den Kopf.
    »Ich habe über meine Lage nachgedacht und mich gefragt, ob ich nicht besser wieder auf Euer Pferd steige und die Flucht ergreife, bevor Eure Freunde eintreffen, um Euch zu retten.«
    »Falls sie je eintreffen. Nichts ist gewiss außer der Schrift, und es mag Allahs Wille sein, gesegnet sei Sein Name, dass ich hierbleibe und sterbe.«
    Sinclair überlegte, dann nickte er langsam.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Allah eine solch wirkungsvolle Waffe, wie Ihr sie wohl für ihn seid, nicht gern aufgibt. Außerdem gefällt mir die Vorstellung nicht, einfach davonzureiten und Euch Eurem Schicksal zu überlassen, so merkwürdig das klingen mag.«
    Der Sarazene kniff die Augen fest zusammen.
    »Mehr als merkwürdig – geradezu verrückt. Warum sollte Euch kümmern, was hier aus mir wird, wenn Ihr mit jeder Sekunde des Verweilens mehr in Gefahr geratet, gefangen genommen zu werden, sollten meine Männer kommen?«
    Ein trostloses Lächeln huschte über Sinclairs Lippen.
    »Nennt es eine angeborene Schwäche, die ich nicht ablegen kann – dass kein Ehrenmann einen anderen dem Tod überlassen sollte, wenn er ihn retten oder ihm helfen könnte.«
    »Ehre. Das ist …« Der Sarazene hielt inne, um nach einem Wort zu suchen. »Es ist ein Ideal , nicht wahr? Eine Idee ohne Substanz, über die viel geredet wird, die aber nur wenige wirklich begreifen.«
    »Selbst unter den Getreuen Allahs?«
    »Ja, leider, nicht minder als bei Euch.«
    »Aye, so ist es nun einmal …«
    Sinclair hatte automatisch Schottisch gesprochen, doch er konnte sehen, dass sein Gegenüber seinen Ton verstanden hatte.
    »Wie lautet Euer Name, Ferenghi? Meinen kennt Ihr ja schon.«
    »Lachlan Moray.«
    Die Lüge kam ihm unwillkürlich in den Sinn und ging ihm ganz natürlich über die Lippen.
    »Lachlan … Das klingt fast wie ein arabischer Name. Lachlan Murr-ay.«
    »Es hört sich vielleicht so an, aber es ist ein schottischer Name.«
    »Und Ihr tragt nur einen kleinen Bart. Ich dachte, alle Franken hätten Bärte.«
    Sinclair kratzte sich reumütig die Stoppeln an seinem Kinn.
    »Das stimmt. Niemand würde mich für einen Tempelritter halten, wenn er die anderen sieht. Wenn ich noch länger hier in der Wüste bleibe, wird mein Bart zwar wachsen, aber es wird mir leidtun. Wenn mein Bart wächst, wird meine Haut schuppig und juckt. Um nicht verrückt zu werden oder mich blutig zu kratzen, rasiere ich mein Gesicht lieber, wenn ich kann. Auch wenn meine fränkischen Kameraden das nicht verstehen können.«
    Natürlich sagte er nicht, dass sein glattrasiertes Gesicht es ihm ermöglichte, gelegentlich einen falschen Bart zu tragen, wenn seine Aufgabe es erforderte.
    »Erzählt mir von Hittin … oder Hattin, wie Ihr es nennt.«
    Es war eine indirekte Frage, doch der milde Befehlston überraschte Sinclair so sehr, dass es ihm selbst die Sprache verschlug.
    Der Sarazene setzte sich aufrechter hin.
    »Ihr habt mich vorhin gefragt, ob ich in Hattin gewesen bin, und der Ton Eurer Frage hat meine Aufmerksamkeit erregt. Wie Ihr wisst, bin ich nicht dort gewesen, doch Hattin liegt in der Nähe der Stadt, die Ihr Tiberias nennt, und der Sultan, möge Allah auf ihn herniederlächeln, hat uns dorthin befohlen. Hat es dort eine Schlacht gegeben? Seid Ihr deshalb allein unterwegs?«
    Im Stillen verfluchte Sinclair seine unvorsichtigen Worte, doch es war zwecklos, jetzt zu lügen. Er seufzte.
    »Aye, es gab eine Schlacht.«
    »Ich verstehe. Und wie

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