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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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wiederum nicht von Sir Roberts Seite weichst.«
    André tippte sich an den Kopf und verzog ironisch den Mund.
    »Das stimmt nicht ganz, Vater, aber ich muss sagen, dass Sir Robert großes Interesse an meinem Wohlergehen an den Tag legt und sich sehr für mich einsetzt, seit er beschlossen hat, mir zu glauben.«
    Jetzt lächelte er ungezwungener, und seine Stimme verlor ihre Formalität.
    »Falls die Tempelritter mich nicht aufnehmen wollen, wird es jedenfalls nicht Sir Roberts Schuld sein. Er hält mich für geeignet, ein Tempelritter zu werden, und inzwischen neige ich dazu, ihm zuzustimmen, nachdem ich noch einmal darüber nachgedacht habe, was dazu nötig ist. Würde es dir missfallen oder dich enttäuschen, Vater, wenn ich dem Orden beiträte?«
    »Du ein Tempelmönch?«
    Sir Henry hatte noch keinen Gedanken daran verschwendet, dass sein Sohn Richards Vorschlag tatsächlich befolgen könnte, daher traf ihn die Frage unvorbereitet. Er runzelte die Stirn und zwirbelte die Enden seines Schnurrbarts.
    »Das kann ich dir nicht beantworten, André. Würde es mir missfallen? Beim ersten Überlegen sehe ich keinen Grund, warum es das sollte. Und doch kommen mir jetzt erste Fragen. Ob es mich enttäuschen würde? Hmm … Vor zwei Jahren, als deine Mutter noch gelebt hat, hätte es das vielleicht getan, denn sie hat oft davon geträumt, einmal Enkelkinder zu haben, doch nun, da sie von uns gegangen ist, Gott sei ihrer Seele gnädig, hat auch dieser Wunsch keine Bedeutung mehr. Du bist mein einziger Sohn und der letzte Nachkomme unserer Linie. Wenn du also ohne Söhne stirbst, endet unser Familienzweig.«
    Ein winziges Lächeln zuckte in seinem Mundwinkel.
    »Gewiss wird das für viele kein großer Verlust sein. Wir haben viele Vettern, aber keine in der näheren Verwandtschaft, und derjenige von ihnen, den du am meisten bewunderst, ist bereits ein Tempelritter und damit selbst ein Mönch. Solltest du dich also für den Ordensbeitritt entscheiden, wärst du in bester, nobler Gesellschaft.«
    Wieder überlegte er kurz, dann schloss er:
    »Nein, André, es würde mir weder missfallen, noch würde es mich enttäuschen, wenn es denn wirklich dein Wunsch ist. Und wenn ich die Gelegenheit bekomme, in Outremer noch etwas Zeit mit dir zu verbringen, bevor du dein Gelübde ablegst, hätte ich keine Einwände.«
    »Du weißt, dass dies bedeuten würde, dass ich nach deinem Tod dieses Schloss und all meinen Besitz dem Orden überlassen muss?«
    »Ich weiß, aber was spielt das für eine Rolle? Wenn ich tot bin und du Mönch bist, wird es niemanden mehr geben, der einen Anspruch auf das Anwesen hat. Vielleicht ist es sogar besser, es dem Orden zu schenken, damit es vielleicht einem nützlichen Zweck dient, als es nach deinem Tod den Streitereien gieriger Verwandter zu überlassen. Nein, mein Entschluss steht fest – wenn dies dein Wunsch ist, der Weg, den du gewählt hast, dann soll es so sein.«
    Er klatschte in die Hände.
    »Nun erzähle mir von der Welt dort draußen. Was geschieht jenseits meiner Schlossmauern, das ich wissen sollte? Das Letzte, was ich gehört habe, war, dass Richard und Philip König Heinrich in Le Mans belagern. Ist dieses Debakel inzwischen vorbei?«
    »Es ist vorbei. Die Stadt ist nach einigen Wochen Ende Juni gefallen. Vor zehn Tagen hat Richard die Bevölkerung verjagt und die Stadt niedergebrannt. König Heinrich ist kurz vor dem Fall der Stadt geflohen und hat sich nach Süden gewandt, nach Chinon. Richard ist ihm auf dem Fuße gefolgt, sobald er den Befehl zum Niederbrennen der Stadt erteilt hatte. Ich habe die letzte Nacht in der Templerkomturei in Tours verbracht und habe im Lauf des Abends mehrere Geschichten gehört, was sich seitdem ereignet haben soll, aber ich kann nicht sagen, ob sie wahr sind. Es gibt so viele Berichte aus so vielen Quellen, dass es töricht wäre zu versuchen, die Wahrheit von den Gerüchten zu unterscheiden.«
    »Dann erzähle mir eben, was du gehört hast.«
    André schüttelte angewidert den Kopf.
    »Es heißt, der alte Mann sei schwer krank und läge auf dem Sterbebett, weil ihn die sinnlose Zerstörung seiner Geburtsstadt endlich gebrochen habe. Und ich habe gehört, seine eigenen Leute hätten ihn ausgeraubt, nachdem er krank wurde – seine Gefolgsleute und die Speichellecker, die ihn stets umschwärmen – und ihm sei nichts geblieben.«
    Sir Henry zog die Stirn in Falten.
    »Was für eine Schande! Aber du sagst doch, Richard hätte ihn verfolgt. Er müsste ihn doch

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