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Die Bücher und das Paradies

Die Bücher und das Paradies

Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Geistes
    darstellt, sondern das einer ganzen Kultur, die mit sich
    selber spricht und dabei andere Evangeliare, andere
    Bilderhandschriften und andere Geschichten zitiert.
    Es ist der nüchtern-luzide Rausch einer Sprache, die das
    Universum neu zu definieren sucht, während sie sich
    selber neu definiert, wohl wissend, daß in einer
    Ungewissen und dunklen Epoche der Schlüssel zur
    Offenbarung der Welt nicht die gerade Linie ist, sondern
    das Labyrinth.
    Mithin ist es kein Zufall, daß dies alles Finnegans Wake
    inspirierte, als Joyce sich vornahm, ein Buch zu schreiben,
    das ein Abbild des Universums sein sollte und zugleich
    ein Werk für einen »Idealleser, der an einer idealen
    Schlaflosigkeit leidet«.
    Aber auch schon im Zusammenhang mit Ulysses hatte er
    behauptet, viele Initialen des Book of Kells besäßen die typische Eigenart eines ganzen Kapitels seines Buches,
    und hatte ausdrücklich verlangt, daß man sein ganzes
    Werk mit diesen Miniaturen vergleiche.
    Das Kapitel von Finnegans Wake , das sich eindeutig auf das Book of Kells bezieht, ist das gewöhnlich »The
    Manifesto of Alp« genannte. In diesem Kapitel wird die
    Geschichte eines unleserlichen Briefes erzählt, der auf
    einem Misthaufen gefunden worden ist (und dieser Brief
    ist als ein Symbol für alle schriftlichen Kommunikations-
    versuche gedeutet worden, für alle anderen Briefe und die
    ganze Weltliteratur einschließlich Finnegans Wake selbst).
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    Die Seite des Book of Kells , an der sich Joyce am stärksten inspiriert hat, ist die tenebrous Tunc page (folio 124r).
    Läßt man nun den Blick über diese Tunc page gleiten und liest gleichzeitig oder zwischendurch einige Zeilen von
    Joyce, so hat man den Eindruck, es handle sich um eine
    multimediale Erfahrung, bei der die Sprache die Bilder
    imitiert und die Bilder sprachliche Analogien wecken.
    Joyce spricht von einer Seite, auf der every person, place and thing in the chaosmos of Alle anyway connected with
    the gobblydumped turkey was moving and changing every
    pari of the time . Er spricht von einem steady monologuy of the interiors , in dem a word as cunningly hidden in its maze of confused drapery as a fieldmouse in a nest of
    coloured ribbons sich wandelt zu einer Ostrogothic kakography affected for certain phrases of Etruscan
    stabletalk , bestehend aus utterly unexpected sinistrogyric return to one peculiar sore point in the past … indicating that the words which follow may be taken in any order
    desired .
    Was also stellt das Book of Kells dar? Die alte
    Handschrift erzählt uns von einer Welt aus lauter sich
    verzweigenden Wegen, von Abenteuern des Geistes und
    der Phantasie, die sich nicht beschreiben lassen. Es handelt
    sich um ein Gebilde, in dem jeder Punkt mit jedem
    beliebigen anderen Punkt verbunden werden kann, in dem
    es genaugenommen gar keine Punkte oder Positionen gibt,
    sondern nur Verbindungslinien, die jederzeit unterbrochen
    werden können, da sie sofort wieder anfangen und die-
    selbe Richtung weiterverfolgen. Dieses Gebilde hat weder
    Zentrum noch Peripherie. Das Book of Kells ist ein Labyrinth. Aus diesem Grund konnte es in Joyces erregtem
    Geist zum Modell jenes noch zu schreibenden unendlichen
    Buches werden, das nur ein Idealleser, der von einer
    idealen Schlaflosigkeit befallen ist, zu lesen vermag.
    131
    Aber zugleich stellt das Book of Kells (zusammen mit
    seinem Nachfahren Finnegans Wake )das Modell der menschlichen Sprache dar und vielleicht das der Welt, in
    der wir leben. Vielleicht leben wir in einem Buch von
    Kells und meinen, wir lebten in der Encyclopédie von Diderot. Das Book of Kells und Finnegans Wake sind das beste Abbild des Universums, wie es uns die modernen
    Wissenschaften beschreiben. Sie sind das Modell eines
    expandierenden, vielleicht endlichen, aber grenzenlosen
    Universums, der Ausgangspunkt für unaufhörliche Fragen.
    Sie sind Bücher, die uns erlauben, uns als Menschen
    unserer Zeit zu fühlen, auch wenn wir dasselbe gefährliche
    Meer befahren, das den heiligen Brendan zur Suche nach
    jener Verlorenen Insel gelockt hat, die das Book of Kells
    auf jeder Seite besingt, während es uns auffordert und
    inspiriert, nicht nachzulassen in unserer Suche nach einem
    vollkommenen Ausdruck der unvollkommenen Welt, in
    der wir leben.
    Jim the bachelor war keineswegs unfertig, denn er hatte erkannt, wenn auch wie durch einen Nebel, was er
    deutlich zu machen hatte und was wir Menschen begreifen
    müssen, nämlich daß die Ambiguität

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