Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
meinem Motorrad entlang. Ich fahre durch Deutschland und sehe mir die Gegend an“, erzählte Joe.
„Äh … Moment! Du fährst also durch Deutschland?“
„Genau.“
„Auf deinem Motorrad?“
„Richtig.“
„Und da bist du schließlich im Schwarzwald angekommen?“
„Ein sehr schöner Wald, das muss ich zugeben.“
„Du bist also im schönen Schwarzwald angekommen und hast gedacht, dass du mal eben hier anhältst?“
„Stimmt.“
„Im Naturschutzgebiet?“
„Ich habe wirklich kein Schild gesehen.“
„Der Punkt ist doch der: Die nächste Straße ist mehrere Stunden Fußmarsch von hier entfernt.“
„Tatsächlich? So weit?“
Joe machte ein Unschuldsgesicht.
Will der mich jetzt veralbern, oder was?
„Ja, allerdings. Und glaub mir, ich bin den Weg mit meinem Zelt auf dem Rücken gelaufen.“
Er lächelte, seine Grübchen traten hervor und seine Augen begannen zu schimmern. „Das glaube ich dir sofort. Eine Dame sollte aber kein Zelt tragen. Hast du niemanden, der so etwas für dich übernimmt?“
Himmel! Flirtet er gerade mit mir?
„Äh … ich verreise gerade alleine.“
„Ach so. Also wartet woanders jemand auf dich?“
„Sicher.“
„Jemand“ – das ist ja auch ein weitläufiger Begriff. Theoretisch wartet Britta auf mich. Irgendwo.
„Und er hat dich einfach gehen lassen? Mit diesem schweren Zelt auf dem Rücken? Klingt nicht gerade nach einem Kavalier.“
„Ich habe nie gesagt, dass es ein Mann ist“, gab die Hexe zu.
„Oh! Eine Frau?“
„Nein … äh … Wie kommst du nur …? Was ich damit sagen wollte, ist, dass ich sehr selbstständig bin und durchaus mein eigenes Zelt tragen kann“, versuchte sie zu retten, was zu retten war.
„Eine sehr selbstständige Frau – die solo ist, wenn ich das richtig verstanden habe.“
„Richtig.“
„Da bin ich froh.“
Ich werde nicht fragen, was er damit meint.
Kapitel 27
Flint lag bereits seit über vierzig Minuten auf der Couch und sie machten keine Fortschritte.
„Versuchen Sie sich zu entspannen“, riet ihm der Professor.
„Es geht nicht.“
„Vielleicht sollten wir doch den schonenderen Kurs einschlagen.“
„Nein, ich will das hinter mich bringen!“
„Das glaube ich Ihnen. Doch offenbar sperrt sich Ihr Unterbewusstsein, einen so rasanten Wechsel mitzumachen.“
„Dann muss mein Unterbewusstsein sich eben fügen.“
Flint presste entschlossen die Lippen aufeinander und ignorierte den skeptischen Blick seines Professors.
„Ich fürchte, es gibt Dinge, die nicht in Ihrer Hand liegen“, sagte dieser gerade.
Das sah der Student anders.
„Mein Verstand schon.“
„Ihr Verstand verursacht nicht die Blockade.“
„Nein, aber er kann die Blockade auflösen.“
„Das bezweifle ich“, erwiderte Desmondo und massierte sich die Stelle oberhalb seiner Nasenwurzel.
„Wir versuchen es einfach noch einmal“, forderte Flint beharrlich. Er hatte zum ersten Mal das Gefühl, ein Zeichen von Erschöpfung in Desmondos Haltung zu entdecken.
„Wie Sie wünschen“, lenkte der Professor ein.
„Warten Sie! Wie werden Sie überhaupt wissen, was passiert? Muss ich alles erzählen, so wie beim letzten Mal?“, wollte Flint plötzlich wissen.
„Nein, das würde nur alles unnötig erschweren. Ich werde für die Zeit der Hypnose eine temporäre Verbindung zu Ihnen aufbauen. Auf diese Weise sehe ich die Bilder genau wie Sie.“
„Also eine Art Geistesverschmelzung?“
„Eine partielle, ja. Ich kann selbst nichts steuern. Ich bleibe ein Beobachter im Hintergrund.“
„Sie sehen nur die Bilder, die ich auch sehe? Sie können nicht einfach … in meinem Geist spazieren gehen?“
Desmondo warf ihm einen abschätzenden Blick zu. „Ich könnte jederzeit in Ihrem Geist spazieren gehen, doch dafür würde es andere Maßnahmen erfordern. Diese Verbindung sieht einen solchen Gedankentransfer nicht vor. Ich werde ein Beobachter sein, der lediglich die Bilder betrachtet, die Sie in sich aufsteigen lassen.“
„In Ordnung“, nickte der Student. Er atmete tief durch und schloss erneut die Augen.
Flint wartete, bis sein Herzschlag sich verlangsamt hatte, dann gab er Desmondo das Zeichen, dass sie beginnen konnten.
„Ich werde jetzt gleich bis zehn zählen. Wenn ich bei zehn angekommen bin, befinden Sie sich am Punkt Ihrer schmerzhaftesten Erinnerung.
Eins.
Zwei.
Drei.
Vier.
Fünf.
Sechs.
Sieben.
Acht.
Neun.
Zehn.
Wo befinden Sie sich, Herr Maienbach?“
Bilder zuckten vor Flints innerem Auge auf.
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