Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
überwunden hatten.
    Gestern Abend war sie sich noch nicht sicher gewesen, ob sie wirklich zu ihnen ziehen sollte. Als sie von ihrem Treffen mit Logan ins Haus zurückgekehrt war, hatten Parker und Kent im Wohnzimmer gelegen und geschlafen, der eine im Sessel, der andere auf der Couch. Da sie nicht wusste, ob die beiden ihr Angebot, sie könne bei ihnen einziehen, nicht bereits bereuten, hatte sie den Schlüssel auf den Couchtisch gelegt, ehe sie schlafen gegangen war.
    Beim Frühstück hatte Parker ihn ihr über den Esstisch zugeschoben. »Den hast du liegen lassen.«
    »Ihr wollt immer noch, dass ich …?«
    Die beiden nickten gleichzeitig.
    »Das Haus ist groß genug«, sagte Kent. »Abgesehen davon ist es schön, jemanden um sich zu haben, vor dem man sich nicht verstellen muss.«
    »Hey, was ist mit mir?«, beschwerte sich Parker. »Bin ich etwa niemand?«
    Kent seufzte. »Du bist so etwas wie mein siamesischer Zwilling, das zählt nicht.«
    Alessa wusste nur zu gut, was er meinte. Seit Susannah verschwunden war, hatte es niemanden mehr gegeben, mit dem sie über die Dinge sprechen konnte, die sie bewegten, und niemanden, der die Wahrheit über sie wusste – bis Parker und Kent in ihr Leben geplatzt waren.
    Sie kannte die beiden gerade einmal zwei Tage, trotzdem hatte sie Vertrauen gefasst. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich nicht einsam. Der Einzige, dem es bisher gelungen war, ihr dieses Gefühl zu nehmen, war Logan. Doch von ihm sollte sie sich in Zukunft besser fernhalten.
    Der Bruder des Obersten Rats.
    Einmal würde sie noch Kontakt zu ihm aufnehmen, um herauszufinden, ob er seinen Bruder für vertrauenswürdig hielt, und ihn – falls er das tat – darum zu bitten, ein Treffen zu arrangieren. Danach war es besser, wenn sie ihn nicht mehr traf, und auch bei diesem Treffen sollte sie sich jedes persönliche Wort, am besten jeden Blick und Gedanken gleich dazu, verkneifen. Sie fühlte sich in Logans Nähe zu wohl und fürchtete, eines Tages zu vergessen, dass es Dinge gab, die sie ihm nicht sagen konnte – nicht sagen durfte . Früher oder später würde er ohnehin herausfinden, was sie war. Spätestens dann wäre alle Sympathie, die er womöglich jetzt für sie empfand, verloren.
    Dass er nichts von ihrem Umzug wusste, war ihr nur recht. Auf diese Weise konnte sie bestimmen, wann und wie sie ihn kontaktierte, und musste nicht fürchten, er könne plötzlich vor ihrer Tür stehen, sei es nun, um sie zu sehen oder um sie festzunehmen.
    Noch heute würde sie sich ein neues Handy zulegen. Parker hatte ihr von einem Bekannten erzählt, der bereit wäre, es auf seinen Namen anzumelden, wenn sie ihm dafür fünfzig Pfund zahlte. Das wollte sie gerne tun, wenn sie danach nicht länger Gefahr lief, von Logan über ihr Handy aufgespürt zu werden. Jeden weiteren Kontakt zu ihm würde sie über eine Telefonzelle aufnehmen.
    Kent klatschte tatendurstig in die Hände und riss Alessa damit aus ihren Gedanken. »Dann lass uns mal loslegen«, meinte er. »Was sollen wir alles einpacken?«
    »Meine Tasche steht gleich neben der Couch. Mehr habe ich nicht.«
    Die beiden starrten auf die Tasche, dann sahen sie Alessa an, ehe sie den Blick wieder auf die Tasche richteten.
    Parker wirkte fassungslos. »Das ist alles ? Drei Jahre und du hast nicht mehr als das da? Keine Lieblingstasse? Einen Lieblingszahnputzbecher? Kerzenständer? DVD-Player? Irgendwelchen Kram, den ihr Frauen so gerne anhäuft?«
    »Nein, nichts davon.«
    Wenn sie ein Buch lesen wollte, hatte sie sich eines der Taschenbücher aus dem Laden ausgeliehen. Sich in der Bücherei anzumelden war zu riskant, und ihr Geld hatte sie lieber zurückgelegt, als es für Bücher, CDs oder anderen Kram auszugeben. Auf diese Weise hatte sie nun zumindest ein paar Rücklagen, wenn sie die Stadt verließ.
    »Ich glaube, wir werden dir wenigstens eine schöne Tasse besorgen müssen«, meinte Parker.
    Der große Pott, aus dem sie heute Morgen ihren Tee getrunken hatte, war vollkommen in Ordnung. Etwas anderes brauchte sie nicht. Wichtiger war die Gesellschaft, die sie zum Frühstück gehabt hatte. Parker und Kent hatten sich in einer Tour gegenseitig aufgezogen. Ob sie das immer taten oder ob es Alessas Anwesenheit war, die die beiden anstachelte, war ihr dabei egal. Sie hatte dieses Stückchen Normalität genossen, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Kent sich nach ihrem Date, wie er es nannte, erkundigt hatte.
    »Wie ist es gelaufen?«
    Alessa hatte mit sich

Weitere Kostenlose Bücher