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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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hätten sie beim Verlassen der Wohnung das Siegel erneuert und auch das Absperrband wieder angebracht.
    »Du bleibst hinter mir.« Er holte eine Kreditkarte aus der Tasche und schob sie ins Schloss. Als es knackte und aufsprang, zog er seine SIG. Die Pistole erhoben schob er langsam die Tür auf. Sein Blick schoss den Flur entlang, auf der Suche nach einem Eindringling, und wanderte weiter zur Wohnzimmertür. Er wollte Jackie gerade sagen, sie solle draußen auf ihn warten, während er sich drinnen umsah, doch sie kam ihm zuvor.
    »Die Wohnung ist verlassen.«
    »Woher weißt du das?«, fragte er, ohne den Blick vom Flur abzuwenden oder die Waffe sinken zu lassen.
    »Seher-Fähigkeit Nummer zwölf.«
    Irritiert sah er nun doch zu ihr. »Was?«
    »Ich spüre so etwas.«
    Einen Moment noch lauschte Logan in die Wohnung, und als nichts zu hören war, ließ er die Waffe sinken und trat ein. Der ganze Flur war ein einziges Durcheinander. Der halbe Hausrat schien auf dem Boden verstreut zu liegen, und zwischen zerbrochenem Geschirr, verbogenem Besteck, Büchern, Zeitungen und anderem Kram fanden sich die Umrisse des Toten, als habe jemand versucht, sie unter all dem Schrott zu vergraben.
    »Was zum Teufel ist hier passiert?« Die Spurensicherung hatte dieses Chaos nicht hinterlassen. Vielmehr sah es nach einer Horde Plünderer aus, die in die leer stehende Wohnung eingedrungen war und alles durchsucht hatte. Doch das Durcheinander beschränkte sich auf den Flur und den Durchgang zum Wohnzimmer und zur Küche. Im Wohnzimmer selbst war alles an seinem Platz, zumindest, soweit er das beurteilen konnte.
    »Warte hier«, sagte er an Jackie gewandt, die ihm in den Flur gefolgt war. »Ich will erst sichergehen, dass wir wirklich allein sind.«
    Mit der Pistole in der Hand durchquerte er das Wohnzimmer, nicht ohne diesmal einen Blick in den Wandschrank zu werfen, ging ins Schlafzimmer und sah sich in Bad und Küche um. Schließlich steckte er die Waffe weg.
    »Alles klar.«
    Jackie bedachte ihn mit einem spöttischen Blick, der ein deutliches »Das hab ich dir doch gesagt« beinhaltete. Sie sparte sich jedoch jeden Kommentar, was Logan ihr anrechnete, und besah sich stattdessen das Chaos im Flur. Länger als an jeder anderen Stelle blieb ihr Blick an den Umrissen hängen, die den Leichenfundort markierten, ehe er zu der Wand dahinter glitt, an der noch immer Blut, Splitter von Schädelknochen und eine schwer definierbare Masse hingen.
    »Was für ein grauenvolles Ende«, murmelte Jackie. »Ein derart brillanter Mann, und dann verteilt jemand sein Gehirn über die Tapete.«
    Logan konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Diese Frau war härter im Nehmen, als er gedacht hatte.
    Sie löste ihren Blick von der Wand und ließ ihn langsam über das Durcheinander auf dem Boden wandern. Interessiert beobachtete Logan, wie sie den rechten Handschuh abstreifte, in die Hocke ging und die Fingerspitzen auf einen Briefbeschwerer legte, der eine tiefe Delle im Parkett hinterlassen hatte.
    Er hatte viel über die Arbeit gehört, die die Seher für die Polizei erledigten, das meiste davon von Morgan, selbst jedoch hatte er bisher noch kein Mitglied der Gemeinschaft in Aktion erlebt.
    Jackies Blick war im Nichts, irgendwo zwischen ihrer Nasenspitze und der Deckenleuchte, hängen geblieben. Eine Weile verharrte sie so, schien nicht einmal mehr zu atmen, einzig ihre Finger bewegten sich wie eine Liebkosung über den Briefbeschwerer.
    Dann sah sie ruckartig auf und plötzlich war ihr Blick wieder klar und wirkte kein bisschen mehr abwesend. »Da war jemand von uns am Werk.«
    »Ein Seher?«
    Sie nickte und ließ ihre nackte Hand über den Boden gleiten, berührte einen Gegenstand nach dem anderen, ehe ihre Finger schließlich auf dem Parkett vor der Tür zum Halten kamen. Mit gerunzelter Stirn starrte sie auf die Holzdielen.
    »Das ist unmöglich!«, sagte sie kopfschüttelnd. »Die Kräfte, die hier am Werk waren – kein registrierter Seher verfügt über derartig viel Macht.«
    Ihre Worte waren erschreckend genug, doch weitaus beunruhigender war die Mischung aus Überraschung und Furcht, die in ihren Augen flackerte.
    »Könnte es ein Wilder gewesen sein? Einer, der seine Kräfte nicht unter Kontrolle hatte?«
    »Nein, kein Wilder.« Ihre Finger fuhren noch immer über das Parkett, als spürten sie der Essenz jener Person nach, die für die Verwüstung verantwortlich war. Schließlich zog sie die Hand zurück und sah wieder auf. »Wohl eher einer,

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