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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ungerecht ist. Und wenn es jemand wissen will, ich bin nicht damit einverstanden. Denn eine Geschichte ist einen Dreck wert, wenn die Anständigen sterben und die Lumpen leben und weitermachen. Ich habe keine Kraft mehr, Kaiser. Ruf deine Leute.«
    »Hexer   …«
    »Das Geheimnis muss zusammen mit denen sterben, die es kennen. Das hast du selbst gesagt. Dir bleibt kein anderer Ausweg. Es ist nicht wahr, dass du viele hättest. Ich werde dir aus jedem Gefängnis entfliehen. Ich werde dir Ciri wegnehmen; es gibt keinen Preis, den ich nicht zahlen würde, um sie dir wegzunehmen. Das weißt du genau.«
    »Ich weiß es.«
    »Yennefer kannst du leben lassen. Sie kennt das Geheimnis nicht.«
    »Sie«, sagte Emhyr ernst, »wird jeden Preis bezahlen, um Ciri zu retten. Und um deinen Tod zu rächen.«
    »Stimmt.« Der Hexer nickte. »In der Tat, ich hatte vergessen, wie sehr sie Ciri liebt. Du hast recht, Duny. Nun ja, der Vorherbestimmung kann man nicht entfliehen. Ich habe eine Bitte.«
    »Ich höre.«
    »Erlaube mir, mich von den beiden zu verabschieden. Danach stehe ich dir zur Verfügung.«
    Emhyr stand am Fenster, den Blick auf die Berggipfel gerichtet. »Ich kann es nicht abschlagen. Aber   …«
    »Fürchte nichts. Ich werde Ciri nichts sagen. Ich würde ihr Leid zufügen, wenn ich sagte, wer du bist. Und ich bringe es nicht fertig, ihr Leid zuzufügen.«
    Emhyr schwieg lange, noch immer zum Fenster gewandt.
    Dann drehte er sich auf dem Absatz um. »Vielleicht bin ich dir wirklich etwas schuldig«, sagte er. »Also höre, was ich dir als Bezahlung anzubieten habe. Vor langer Zeit, vor sehr langer Zeit, als die Menschen noch Ehre, Stolz und Anstand hatten, als ihnen ihr Wort teuer war und sie nichts als die Schande fürchteten, kam es vor, dass ein zum Tode verurteilter Ehrenmann, um der entehrenden Hand des Henkers oder Schergen zu entgehen, in eine Wanne mit heißem Wasser stieg und sich die Adern öffnete. Kommt es in Frage   …?«
    »Lass eine Wanne füllen.«
    »Kommt es in Frage, dass Yennefer bereit wäre, dir bei diesem Bad Gesellschaft zu leisten?«
    »Ich bin mir dessen fast sicher. Aber man muss fragen. Sie hat ein ziemlich aufrührerisches Wesen.«
    »Ich weiß.«
     
    Yennefer war sofort einverstanden.
    »Der Kreis hat sich geschlossen«, fügte sie hinzu und betrachtete ihre Handgelenke. »Die Schlange Uroboros hat die Zähne in den eigenen Schwanz geschlagen.«
     
    »Ich verstehe das nicht!« Ciri fauchte wie eine wütende Katze. »Ich verstehe nicht – warum soll ich mit ihm gehen? Wohin? Wozu?«
    »Töchterchen«, sagte Yennefer sanft. »Das und nichts anderes ist deine Vorherbestimmung. Versteh, anders kann es gar nicht sein.«
    »Und ihr?«
    »Auf uns« – Yennefer schaute Geralt an – »wartet unsere Vorherbestimmung. Es muss einfach so sein. Komm her, Töchterchen. Umarme mich fest.«
    »Sie wollen euch umbringen, nicht wahr? Ich bin nicht einverstanden! Ich habe euch gerade erst gefunden! Das ist ungerecht!«
    »Wer das Schwert nimmt«, ließ sich Emhyr var Emreis tonlos vernehmen, »der soll durchs Schwert umkommen. Sie haben gegen mich gekämpft und verloren. Aber sie haben in Ehren verloren.«
    Mit drei Schritten stand Ciri vor ihm, und Geralt holte lautlos tief Luft. Er hörte Yennefer seufzen. Verdammt, dachte er, das sehen doch alle! Sein ganzes schwarzes Heer sieht doch, was nicht zu verbergen ist! Die gleiche Haltung, die gleichen funkelnden Augen, die gleiche Art, den Mund zu verziehen. Die identisch vor der Brust verschränkten Arme. Zum Glück, zum großen Glück hat sie die aschblonden Haare von der Mutter geerbt. Aber wenn man hinschaut, sieht man auch so, wessen Blut das ist   …
    »Du aber«, sagte Ciri und maß Emhyr mit flammendem Blick, »du hast gewonnen. Und du glaubst, in Ehren?«
    Emhyr var Emreis antwortete nicht. Er lächelte nur, musterte das Mädchen mit sichtlich zufriedenem Blick.
    Ciri biss die Zähne zusammen. »So viele sind gestorben. So viele Menschen sind wegen alledem gestorben. Haben sie in Ehren verloren? Ist der Tod ehrlich? Nur eine Bestie kann so denken. Ich habe den Tod aus der Nähe gesehen, aber aus mir eine Bestie zu machen, ist dir nicht gelungen. Und es wird dir nicht gelingen.«
    Er antwortete nicht. Er betrachtete sie, und es sah aus, als verschlinge er sie mit Blicken.
    »Ich weiß«, zischte sie, »was du vorhast. Was du mit mir tun willst. Und ich sage dir schon jetzt: Ich lasse mich nicht anrühren. Und wenn du mich   … wenn du mich

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