Die drei !!!, 15, Duell der Topmodels
»Kommt!«
Kim überprüfte vorsichtshalber, ob die Luft draußen rein war. Dann winkte sie ihren Freundinnen zu, und die drei !!! liefen los. Da sie das Deckenlicht nicht einschalten wollten, mussten sie sich langsam vorwagen, um nicht auf dem unebenen Teppichboden zu stolpern.
Plötzlich blieb Marie stehen. »Da liegt was!«, flüsterte sie. Schnell bückte sie sich und hob ein Stück Stoff vom Boden auf.
»Ein Seidenschal«, flüsterte Kim.
Marie ließ den Schal durch ihre Finger gleiten. Er war rosafarben und hatte weiße Längsstreifen. Irgendwo hatte sie den Schal schon mal gesehen, aber es fiel ihr einfach nicht ein.
»Weißt du, wem der gehört?«, fragte Kim.
Marie schüttelte den Kopf. »Leider nicht.« Doch dann hatte sie auf einmal einen Geistesblitz: Den Schal hatte Verena getragen, als sie Marie am zweiten Tag im Modelhaus ihre tausend Outfits vorgeführt hatte.
»Der gehört Verena!«, raunte sie Kim und Franzi zu.
Kim nickte, da riss Franzi die Augen auf und zeigte mit zitterndem Finger auf die Tür, vor der sie gerade standen. Dort hing ein großes Foto von einem wunderschönen Mädchen in einem knallbunten Shirt. »Ist das nicht …?«
»Ja, das ist sie«, murmelte Marie. »Das ist Ariane.«
Innerhalb von Sekunden schossen ihr lauter Gedankenfetzen durch den Kopf: Verenas Schal auf dem Boden, vor Arianes Zimmer. Verenas Plan. Nur wenige Stunden … Marie wurde schlecht. Wollte Verena gar nicht bis morgen warten? Wollte sie gleich heute Abend zuschlagen?
»Wir müssen sofort da rein!«, zischte Marie.
»Kein Problem«, sagte Franzi. »Die Tür ist nur angelehnt.«
Auf einmal fühlte Kim, wie der weiche Boden unter ihren Füßen zu schwanken anfing. Sie schnappte nach Luft und musste sich an der Wand abstützen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Franzi besorgt.
Kim biss die Zähne zusammen und nickte. Es war wirklich absolut lächerlich. Jetzt hatte sie schon so viele Fälle gelöst, und trotzdem bekam sie immer wieder diese blöden Panikattacken, sobald es ein bisschen spannend wurde. Sie atmete dreimal tief in den Bauch, und zum Glück wurde es besser. Entschlossen drängte Kim sich nach vorne und drückte leise die Tür auf. Innen war es noch dunkler als in Verenas und Maries Zimmer. Kim entdeckte auch schnell, warum: Die Rolläden waren heruntergelassen. Kim zwinkerte, bis sie endlich die Umrisse der Möbel erkennen konnte. Sie ließ den Blick über die Betten und Kommoden zum Fenster schweifen und erstarrte. Dort war ein Schatten, ein riesiger, unförmiger Schatten!
Hinter sich spürte Kim Franzis und Maries Atem. Und dann hörten die drei !!! ein unterdrücktes Stöhnen. Maries Herz setzte kurz aus und schlug doppelt so schnell weiter. Das musste Ariane sein! Stöhnte sie so, weil Verena sie quälte? Das durften sie nicht zulassen!
»Auf die Plätze, fertig, los!«, rief Marie.
Auf ihr Kommando schossen die drei !!! zum Fenster, stürzten sich auf den Schatten und warfen ihn zu Boden.
»Aaah!«, schrie eine Stimme auf. Starke Arme versuchten sich zu befreien, lange Beine strampelten, aber die drei !!! ließen ihre Beute nicht los. Zu dritt pressten sie sie auf den Teppichboden, bis die Bewegungen ihres Gegners schwächer wurden.
»Gib auf, Verena!«, rief Franzi.
»Lasst mich los!«, protestierte eine helle Stimme, aber es war nicht Verena.
Marie ließ vor lauter Überraschung los und tastete nach einem Lichtschalter. Endlich fand sie die Schnur einer Nachttischlampe. Ein greller Spot beleuchtete das Zimmer und das Knäuel aus Armen und Beinen auf dem Boden. Die drei !!! hatten gar nicht Ariane gerettet. Unter Kims und Franzis Klammergriff waren Roswitha und Verena!
»Du?«, rief Kim. »Was machst du denn hier, Roswitha?«
Die Köchin befreite ihren rechten Arm und rieb sich stöhnend ihr Handgelenk. Dann blinzelte sie die Detektivinnen verwirrt an. »Äh … dasselbe wollte ich euch gerade fragen.«
»Wir kamen zufällig vorbei«, erzählte Franzi, »und haben Verenas Schal auf dem Flur vor Arianes Zimmer gefunden. Dann haben wir ein Stöhnen gehört und dachten, vielleicht ist jemand in Gefahr …«
»Ach, so!«, sagte Roswitha. Sie sortierte ihre Arme und Beine und setzte sich auf. Verena blieb liegen.
Besorgt beugte sich Kim zu ihr hinunter und berührte sie an der Schulter. »Verena? Hörst du mich? Hast du dich verletzt?«
Verena rührte sich nicht. Sie hatte die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet. Für einen kurzen, schrecklichen Moment dachte Kim, sie
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