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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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von der Mütze bis zu den Schuhen rosafarbenes Mädchen auf einem dieser neumodischen Laufrädchen dahergeschossen kam. Ihre Miene strahlte unerschütterliche Zuversicht und überschäumende Abenteuerlust aus. Die klein gewachsene und teuer gekleidete Mutter folgte ihrer Tochter atemlos und mit panischem Gesichtsausdruck, schob einen Kinderwagen vor sich her und rief wieder und wieder mit knappem Atem und vollkommen erfolglos nach ihrer Lisa-Kristin. Sekunden später waren sie um die nächste Ecke verschwunden. Der Wolkenbruch von vorhin hatte sich inzwischen zu einem gemütlichen Landregen herabgestuft.
    Ich zog das Handy wieder heraus und wählte Sönnchens Nummer. »Noch was«, sagte ich. »Würden Sie bitte mal überprüfen, ob es in Heidelberg eine Frau namens Elisabeth Holland gibt? Von der findet man nämlich auch nichts im Internet.«
    »Das ist die, die den Unfall damals gemeldet hat, richtig?«
    Es existierte keine Frau mit Namen Holland im Großraum Heidelberg, erfuhr ich, als ich wieder zu Hause im Wohnzimmer saß und versuchsweise Zeitung las. Keine mit Vornamen Elisabeth und auch keine mit einem anderen Vornamen.
    »Dreißig Jahre sind halt doch eine lange Zeit«, meinte Sönnchen tröstend.
    Die Zeitung war von vorne bis hinten langweilig. Außerdem war Lesen immer noch zu anstrengend für meine Augen. Auf größere Entfernung sah ich dagegen schon wieder ganz gut. Und wer spazieren gehen konnte, der konnte auch Auto fahren, beschloss ich schließlich. Von Heidelberg nach Michelstadt war keine Weltreise. Bei mäßigem Verkehr höchstens eine Stunde. Okay, eine gute Stunde. Aber es war eine Spazierfahrt. Hatte nichts mit Arbeit oder Stress zu tun. Erholung pur, geradezu.
    Die gemütlichste und landschaftlich schönste Strecke führte den Neckar entlang bis kurz vor Eberbach, dort links ab in Richtung Norden, über die Höhen des sagenumwobenen Odenwalds auf der gut ausgebauten, hin und wieder ein wenig kurvigen Bundesstraße. Über die Autobahn wäre ich natürlich schneller gewesen, aber ich hatte es ja nicht eilig, und die Autobahn traute ich mir noch nicht zu.
    Um kurz nach vier Uhr am Nachmittag rangierte ich meinen alten Peugeot Kombi vorsichtig aus der engen Parklücke, in die ich ihn vor Tagen gequetscht hatte. Auf den Straßen herrschte angenehm wenig Betrieb. Der Berufsverkehr hatte noch nicht recht begonnen, zum Spazierenfahren lud das Wetter nicht ein, und so kam ich gut voran. Einige Zeit bummelte ich ohne Ehrgeiz hinter einem Lkw mit spanischen Kennzeichen her. Inzwischen war mir klar geworden, dass der Mann, den ich aufsuchen wollte, vermutlich – wie die meisten Berufstätigen – vor sechs Uhr abends gar nicht zu Hause anzutreffen sein würde. Außerdem hatte ich es ja aus Prinzip nicht eilig.
    Alle Autos, die mir entgegenkamen, hatten schon die Scheinwerfer eingeschaltet. Auch in Dilsberg, dem romantischen Örtchen hoch über dem kurvenreichen Neckar, funkelten bereits die ersten Lichter. Der Lkw bog freundlicherweise, kurz bevor er begann, mir lästig zu werden, in ein kleines Industriegebiet ab, und für einige Zeit hatte ich die Straße ganz für mich allein.
    Während ich gemächlich von Eberbach nach Beerfelden kurvte und dem einen oder anderen ungeduldigen Verkehrsteilnehmer auf die Nerven ging, riss im Westen die Bewölkung auf, der Himmel färbte sich prahlerisch rot, als ginge ein grandioser Tag zu Ende, und manchmal blendete mich die untergehende Sonne. Längst hatte auch ich die Scheinwerfer eingeschaltet.
    Das Fahren klappte überraschend gut. Noch immer verspürte ich keine Anzeichen von Kopfschmerzen. Ich fühlte mich wohl, war froh, meinem Krankenzimmer entronnen und wieder unter den Lebenden zu sein. Inzwischen war es schon fast fünf Uhr, da ich in Neckarsteinach getankt und mir eine Cola gegen den Durst gegönnt hatte.
    Zwischen dem Abzweig in Richtung Beerfelden und Sensbachtal hatten kluge Menschen ein großes Hinweisschild am Straßenrand aufgestellt. Darauf war ein blauer Fahrradhelm abgebildet, und darüber prangte der sinnreiche Schriftzug: »Gegen Kopfschmerzen«.
    Als ich von Michelstadt noch etwa zehn Kilometer entfernt war, fiel mir auf, dass mir mit großem und gleich bleibendem Abstand ein Wagen folgte. Die runden Scheinwerfer tauchten allerdings nur auf längeren geraden Strecken in meinem Rückspiegel auf. Anfangs glaubte ich an Zufall oder Einbildung. Fast nur zum Spaß verminderte ich die Geschwindigkeit. Der andere wurde ebenfalls langsamer. Ich gab

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