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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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schwachsinnig“, unterbrach Jane ihn scharf, „noch muss sie gegängelt werden. Sie ist eine neunzehnjährige junge Frau. Sie ist alt genug zu heiraten, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Niemand muss ihr zeigen, wie man etwas macht. Sie tut es von ganz allein.“
    Wenn Titus es hörte, so ließ er es sich nicht anmerken.
    „Ich kann nicht länger über die schlimmen Folgen deines schlechten Einflusses hinwegsehen“, erklärte er frömmelnd.
    Jane holte tief Luft. „Sie ist ein normales junges Mädchen. Sie schlägt manchmal über die Stränge, das ist alles.“
    Titus schüttelte den Kopf. „Dass du ihr solche Sachen sagst, ist doch überhaupt erst für die Probleme verantwortlich. Ein normales Mädchen? Das ist sie mitnichten. Sie ist leidend , Jane. Und du lässt deine Schwester schutzlos durch die Gegend laufen. Was, wenn sie einem Mann begegnet wäre?“
    „Was, wenn ein Einbrecher in ihr Zimmer einsteigt?“, hielt Jane dagegen. „Sie ist nicht Rapunzel, die man weggesperrt.“
    Titus starrte sie an. Sie war sich nicht sicher, was sie in seinen Augen sah – Wut, ja, aber noch mehr. Etwas, was zwischen Verärgerung und Triumph lag. „Das“, sagte er schließlich, „war eine Probe. Ich weiß, dass sie sich mit einem Mann getroffen hat. Sie hat es mir selbst gesagt. Ich habe dir diese letzte Chance gegeben, aufrichtig zu sein, weißt du. Deine Weigerung, mir die ganze Wahrheit zu gestehen …“ Er schüttelte den Kopf, wieder betrübt. „Du enttäuschst mich, Jane. Du enttäuschst mich zutiefst.“
    Es war nicht fair. Sie würde sich nicht dafür entschuldigen, dass sie sich geweigert hatte, ihre Schwester zu verraten. Besonders, da sie die Schuld zugeschoben bekam, egal, wie Titus es herausfand. Er hatte Emily und Jane beide im Stich gelassen, sie in diese unhaltbare Position gezwungen, wo sie die Wahl hatten, entweder zu lügen oder eine Zukunft zu akzeptieren, in der Emily abgeschnitten von der Außenwelt und von Ärzten gefoltert leben musste.
    „Du wirst morgen gehen“, verkündete Titus. „Deine Tante, meine Schwester Lily, wird dich bei sich aufnehmen.“ Seine Oberlippe kräuselte sich angewidert. „Sie wird binnen kürzester Zeit einen Ehemann für dich finden. Emily wird nicht schreiben. Du darfst sie hier nicht besuchen. Es wird sein, als hättest du keine Schwester. Ich habe noch Hoffnung, dass ich den Schaden wieder gutmachen kann, den du angerichtet hast.“
    „Nein.“ Jane würgte das Wort hervor. „Nein. Sie können sie mir nicht nehmen.“
    „Doch.“ Er verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust. „Ich kann und ich werde. Ich habe es bereits getan, Jane. Deine Sachen sind gepackt. Du wirst morgen früh zum Bahnhof gebracht. Mrs. Blickstall wird dich nach Nottingham begleiten.“
    Jane starrte geradeaus, zu benommen, um zu weinen. Ihre Lungen brannten. Sie konnte an überhaupt nichts denken. Wenn sie nicht mehr hier wäre, was sollte Emily tun? Ihre Schwester hätte keine Bücher mehr zu lesen oder Gesellschaft in ihrem eigenen Alter. Und das berücksichtigte nicht, was geschehen würde, wenn Titus auf die Idee kam, einen neuen Scharlatan zu holen, um Emily zu heilen.
    Sie holte tief Luft. „Ich werde gehen, aber wenn ich das tue, wird es keine Ärzte geben. Keine Versuche, an ihr herumzuexperimentieren.“
    „Jane“, sagte Titus mit müder Stimme, „du kannst keine Bedingungen stellen. Du bist nicht der Vormund deiner Schwester. Das bin ich. Ich bin für sie verantwortlich und werde entscheiden, was für ihr Wohlergehen am besten ist.“
    Wenn du mich brauchst, hatte Oliver gesagt.
    Der Gedanke füllte sie mit einer schrecklichen, wehmütigen Hoffnung. Sicherlich zählte das hier doch als Notlage. Das hier war gewiss eine Situation, auf die sein Versprechen zutraf und die von ihm verlangte, dass er zurückkam, und wenn …
    Er war noch keine Stunde aus ihrem Leben gegangen, und sie erwog schon, ihn zu Hilfe zu rufen wie ein kleines verirrtes Lamm. Als sei sie ein dummes Kind gewesen, als sie behauptet hatte, sie sei stark genug. Sie verzog nachdenklich den Mund und betrachtete ihren Onkel.
    In dem orangefarbenen Licht wirkte er alt und müde. Die Falten auf seiner Stirn schienen in seine Haut gegraben, tiefe dunkle Furchen, die ein Leben voller Sorgen dort hinterlassen hatte.
    Sie reckte das Kinn. Sie hatte Bradenton geschlagen, und sie war auch stärker als Titus.
    Sie konnte noch Olivers Kuss auf ihren Lippen spüren. Sie stellte sich ein Gefäß aus Stahl

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