Die Falle
erkennen.
Auf dem mit weißen Kacheln ausgelegten Boden des Waschraumes lag ein Mann. Der Mann trug einen dunklen, seriösen Anzug. Das Gesicht des Mannes war dem Boden zugekehrt und lag in der Beuge eines angewinkelten Armes.
Der dunkle, seriöse Anzug hatte zwei Löcher.
Sie befanden sich etwa in Höhe des Herzens.
Es gab keinen Zweifel: der Mann im Waschraum war erschossen worden.
Rick hatte plötzlich das Verlangen, eine Zigarette zu rauchen. Er holte seine ,Camels' aus der Tasche und schob sich eine davon zwischen die Lippen. Nachdem er die Zigarette angesteckt und einen tiefen Zug gemacht hatte, fühlte er sich noch immer nicht viel wohler. Mir fehlt das Abendbrot, überlegte er. Ich hätte den verdammten Hamburger essen sollen.
Dieser flüchtige Gedanke brachte ihm wiederum den Streit mit Jennifer in Erinnerung. Es machte ihn krank, sich vorzustellen, daß sie in irgendeiner Form an dem mysteriösen Verbrechen beteiligt sein könnte, dessen Opfer nun auch Dr. Patrick geworden war, denn daß es sich bei dem Toten um Dr. Patrick handeln mußte, stand für Rick außer Zweifel.
Rick schaute sich um. Nirgendwo erkannte er die Spuren eines Kampfes. Wenn er sich nicht täuschte, hatte sich die Tat ganz einfach abgespielt: der Mörder war, von Patrick ungehört und ungesehen, durch das Vorzimmer ins Büro eingedrungen. Patrick, der sich im Waschraum befunden hatte, war dann von den beiden Kugeln getroffen worden.
Natürlich stand keineswegs fest, daß zwischen dieser Tat und dem Mord an Philmore ein Zusammenhang bestand, aber es lag doch sehr nahe, an diese Möglichkeit zu glauben.
Rick wandte sich um und ging zurück in das große Büro. Der Schreibtisch machte einen sauberen, aufgeräumten Eindruck. Offenbar hatte Patrick nach Leroys Anruf alle Papiere weggepackt und den Besuch des Leutnants erwartet. Oder hatte der Mörder irgendwelche Unterlagen mitgenommen?
Eins stand fest: Patrick war noch nicht lange tot, seit dem Anruf und Ricks Eintreffen war nicht mehr als eine halbe Stunde verstrichen.
Rick nahm das Taschentuch aus der Hose und hob damit vorsichtig den Telefonhörer ab. Dann drückte er einen blauen Knopf, unter dem ein Schildchen mit dem Wort .Portier' angebracht war. Der Nachtportier meldete sich.
»Leutnant Leroy. Wer ist vor mir hier gewesen, um Dr. Patrick zu besuchen?"
»Warum fragen Sie ihn nicht selbst?"
„Das ist leider nicht mehr möglich. Dr. Patrick ist tot."
„Machen Sie Witze?"
„Halten Sie mich nicht mit albernen Fragen auf. Wer war vor mir bei ihm?"
„Lieber Himmel — Patrick — tot!" stammelte der Portier. „Aber das kann sie doch nicht gewesen sein."
„Wer ist ,sie'?"
„Die hübsche Blonde, meine ich. Sie besucht ihn manchmal abends. Im allgemeinen gehen sie dann zusammen weg. Heute verschwand sie fünf Minuten vor Ihrem Kommen ziemlich mißgelaunt. Ich habe nicht mit ihr gesprochen."
„Kennen Sie das Mädchen?"
„Sie ist beim Theater. Kitty Chetnam ist ihr Name.“
„Vielen Dank. Wer war sonst noch bei ihm?"
„Niemand."
„Sind Sie dessen ganz sicher?"
„Natürlich nicht. Bis gegen elf Uhr herrscht hier im Hause ein beständiges Kommen und Gehen. Von den Leuten, die ich abgefertigt habe, wollten allerdings nur Miß Kilbert und Sie zu Dr. Patrick."
„Der Mörder kann geblufft und eine andere Adresse angegeben haben."
„Das ist wahr. Hat man ..."
Rick hörte nicht mehr, was der Portier sagte. Er drückte die Gabel nach unten, um das Gespräch zu trennen. Dann wählte er die Nummer seines Büros.
Sergeant Fitzmaurice meldete sich.
„Hallo, Fitz", sagte Rick. „ Schnapp dir die Boys und komm mit ihnen schleunigst nach hier. Ich bin in der East Ontario Avenue, bei Dr. Patrick. Das ist Philmores Anwalt. Er ist vor etwa zwanzig Minuten erschossen worden."
„Wird erledigt, Sir", erwiderte der Sergeant und legte auf.
Rick ließ den Hörer auf die Gabel fallen und schaute sich nach dem Telefonbuch um. Er fand es auf dem Fenstersims. Miß Kilbert wohnte ganz in der Nähe, Kible Street 56. Er versuchte sie anzurufen, aber niemand meldete sich.
Dann blickte er sich etwas genauer in dem Office um. Die Aktenschränke waren in die Wände eingebaut und verschlossen. An keinem Schloß fanden sich Spuren oder Anzeichen dafür. daß man versucht hatte, die Schränke gewaltsam zu öffnen. Das gleiche galt für den
Safe, der neben der Waschraumtür in den Schrank eingelassen war.
Der Ascher auf Patricks Schreibtisch war mit drei Zigarrenkippen und einer
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