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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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Abendessens. Obwohl Mary Spurren das Fleisch schneidet und auf einen Teller legt, isst niemand viel davon. Es ist zu heiß für fettes Fleisch, nur die Fliegen krabbeln beharrlich darauf herum. Mr. Blacklock wirkt ziemlich durcheinander und steht häufig auf, um den Krug am Fass in der Spülküche mit Dünnbier aufzufüllen. Sein bellender Husten ist in den letzten Tagen schlimmer geworden. Es hört sich an, als wäre eine große Höhle in ihm, und kann es sein, dass er dünner und hagerer geworden ist? Seine Haut ist so blass, dass sie fast bläulich aussieht.
    »Haben Sie einen Arzt aufgesucht, Sir?«, frage ich ihn ängstlich.
    »Die Verbrennung ist jetzt verheilt«, antwortet er schroff.
    »Ich meine nicht wegen der Verbrennung, Sir«, versuche ich es noch mal, aber er beachtet mich nicht. Es muss daran liegen, wie das Licht auf sein Gesicht fällt, dass er so abgehärmt aussieht, rede ich mir ein und verscheuche wieder die Fliegen von dem Fleisch. Er geht in sein Studierzimmer, während wir den Tisch abräumen. Ich höre ihn husten. Mary Spurren zündet das Feuer für ihn an, als er danach fragt.
    »Hab noch nie einen gesehen, der immer ein Feuer neben sich anhaben muss«, murrt sie, als sie wieder in die Küche kommt, und stellt klappernd den leeren Kohleeimer ab. »Es ist so heiß, und trotzdem sitzt er neben dem Ofen über seine Bücher und Papiere gebeugt, als wäre tiefster Winter.« Sie wischt sich den Nacken ab. »Könnte schwören, dass er gezittert hat.«
    »Wirklich?«, sage ich und blicke auf. »Aber Mr. Blacklock spürt doch nicht mal in einem kalten Raum, wenn es zieht, sondern sitzt in Hemdsärmeln und Weste da, und zwar bei jedem Wetter.« Sie zuckt mit den Schultern.
    »Es ist nicht mehr ganz so heiß«, sage ich und schlucke. Zumindest hat sich die Sonne hinter einem Dunstschleier versteckt. Aber es ist nach wie vor schwül und fast unerträglich stickig. Der Himmel hat eine grünliche Färbung, so, als braute sich ein Gewitter zusammen.
    * * *
    Viel später, als es dämmert und Mary Spurren schon oben in ihrer Kammer ist, gehe ich in den Hof hinaus, um einen Topf auszuleeren. Wie heiß es ist! Die Luft ist drückend.
    Als ich zu den Werkstattfenstern hinübersehe, sehe ich, dass Mr. Blacklock wieder an seiner Werkbank sitzt. Ich kann nur seinen über die Arbeit gebeugten Kopf erkennen. Die Lampe auf der Fensterbank beleuchtet eine Gesichtshälfte und wirft ein Gitterwerk aus Schatten in den dunkler werdenden Hof. Seine Hände kann ich nicht sehen. Was macht er? Ich gehe ein wenig näher auf den gelben Lampenschein zu. Wie gerne wüsste ich, was er da tut. Ich schiebe mich noch weiter heran, bis ich fast das Fensterglas berühre, und betrachte sein dunkles, hageres Gesicht. Er ist in etwas vertieft, etwas, von dem er glaubt, dass es geheim und unbeobachtet ist. Ich will nicht in sein Geheimnis eindringen, aber dennoch … Ein Klirren ertönt, als er ein Werkzeug ablegt. Er presst die Finger gegen den Kopf und reibt sich die Schläfen. Sein Mund bewegt sich, als er etwas vor sich hin murmelt, das ich durch das Fenster nicht verstehen kann. Seine Augen glänzen schwarz, es ist fast, als wären sie voller Tränen.
    Was für ein einsamer Ort, um sich dort aufzuhalten!
    Als hätte er meinen Gedanken gehört, hebt Mr. Blacklock den Kopf und sieht zum Fenster. Über die Kluft hinweg, die sich nun zwischen uns aufgetan hat, scheint er mich anzustarren. Mein Herz zieht sich zusammen, und ich weiche aus dem Lichtkreis zurück, aber ich schaue nicht weg. Natürlich kann er im Zwielicht der zunehmenden Dunkelheit nichts erkennen. Er sieht nicht, dass ich dort stehe. Das gewölbte Glas ist zwischen uns, und so kann er nur das Spiegelbild des Raumes hinter sich und sein eigenes schmerzerfülltes Gesicht ausmachen.
    Er hustet heftig und legt sich die Faust an die Brust, als hätte er Schmerzen. Wieder murmelt er etwas, und dann steht er unvermittelt auf, schiebt den Hocker zur Seite und verlässt die Werkstatt; die gelbe Lampe lässt er unbeaufsichtigt auf der Fensterbank stehen. Das ist meine Chance, denke ich, und wie ein Dieb oder ein Spitzel drehe ich einen Eimer um und klettere darauf, um besser sehen zu können. Ich muss auf den Zehenspitzen balancieren und mich mit den Fingerspitzen an die rauen Ziegel klammern. Aber was ich dort unten sehe, ist nicht das, womit ich gerechnet habe. Es verwirrt mich außerordentlich. Seine Werkbank ist leer, bis auf die Werkzeuge, die wie üblich dort liegen.

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