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Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers

Titel: Die Frau des Apothekers - Sandmann, C: Frau des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Sandmann
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stieß er hervor:
     »Er sagte oft, er hätte mich gerne zum Sohn, aber ich dachte immer, das sei eben eine Form von Lob. Dass er es wörtlich meinte,
     daran dachte ich nicht.«
    Sie ergriff seine Hand. »Frederick, wir beide, du und ich, waren sein Ein und Alles – ich als seine geliebte Frau und du als
     sein treuer Gefährte.«
    Frederick schüttelte den Kopf, immer noch unfähig zu begreifen, dass er mit einem Federstrich ein reicher Mann geworden war.
     Nachdenklich sagte er: »Ich hatte immer den Plan, auszuwandern in die deutschen Kolonien in Afrika. Mir steht dieser bürgerliche
     Muff hier bis zum Hals, ich brauche frische Luft und ehrliche Chancen. Würdest du mitkommen?« Er stellte die Frage beiläufig,
     aber sie wusste, dass es ihm ernst damit war.
    Unsicher wich sie zurück. »Ich weiß nicht. Ich habe noch gar keine Pläne gemacht.«
    »Willst du denn nicht mit mir zusammenbleiben?«
    »Doch, aber   …« Wie sollte sie es ihm sagen? »Wir kennen einander erst so kurz. Wir wissen doch gar nicht, ob wir einander wirklich lieben.
     Ich meine, ich glaube dir, dass du mich liebst, aber ich   …«
    »Du liebst mich mehr, als du selbst weißt«, antwortete Frederick mit leiser Stimme.

3
    Wie Amy schon im Gerichtssaal angekündigt hatte, erschien sie abends in der Apothekerwohnung, gefolgt von einem Dienstmädchen,
     das einen Korb mit Champagnerflaschen und würzigen Leckereien trug. »Ich weiß«, begrüßte sie Louise, »du hast jetzt so viel
     Geld, dass du den Champagner mitsamtdem Weinberg kaufen kannst, aber ich will einfach mit dir feiern, und es soll doch nicht heißen, dass ich sofort bei einer
     reichen Witwe zu schmarotzen beginne.«
    Louise drückte sie lachend an sich. »Nie im Leben würde ich das denken!«
    »Da wir gerade von Schmarotzern reden   …« Amy dämpfte die Stimme zu einem Bühnengeflüster, das aber gerade noch laut genug war, um es im Salon zu hören, wo Frederick
     mit den Händen in den Hosentaschen stand. »Wie hat er es geschafft, deinen Gatten dazu zu bringen, ihm einen solchen Haufen
     Geld zu vermachen?«
    Louise wurde ernst. »Amy«, sagte sie mit scharfem Unterton, »ich weiß, du meinst es gut, aber du verkennst Frederick, und
     du musst die Wahl meiner Gesellschaft mir überlassen.«
    Amy sah, dass Louise ernsthaft zornig würde, wenn sie das Thema weiterverfolgte. Also schickte sie das Mädchen mit dem Auftrag
     in die Küche, aus den mitgebrachten Delikatessen eine garnierte Platte zu machen, und öffnete derweilen eine Flasche Champagner.
     Sie schenkte auch ein Glas für Frederick ein.
    Dieser konnte sich eine Stichelei nicht verkneifen. »Wie freundlich von Ihnen! Muss ich Ihre Liebenswürdigkeit dem Umstand
     zuschreiben, dass ich plötzlich reich geworden bin?«
    Louise fürchtete schon, sie würden gleich wieder zu zanken anfangen. Amy nippte aber nur mit spitzen Lippen an dem Champagner
     und war bereits beim nächsten Thema. »Nach dem du mit dem Anwalt weggefahren bist, Louise, habe ich mich deinen Verwandten unauffällig angeschlossen und ein wenig sondiert.«
    »Sie sind wütend, nehme ich an.«
    Amy schüttelte unerwartet ernst den Kopf. »Nein, Louise.Sie sind verzweifelt. Hermine hat doch die Miete in der Villa aufgekündigt, in der sie bisher gewohnt haben, und in sechs
     Wochen Luxusleben einen Berg von Schulden gemacht. Ihre Kinder haben sie fleißig dabei unterstützt. Und jetzt stehen sie bei
     so vielen Wucherern in der Kreide, dass ihr Erbe verschwinden wird wie eine Maus im Rachen eines Löwen. Sie verlieren ihre
     Heimstatt und können sich so schnell keine neue leisten – schließlich fliegen einem in Hamburg nicht die gebratenen Tauben
     in den Mund, wenn es um Wohnungen geht. Es dauert Wochen, bis man eine halbwegs passende und in diesem Fall vor allem erschwingliche
     gefunden hat. Paula Hahne ist besser dran als die Pritz-Toggenaus. Sie hat keine Schulden gemacht und wird sofort in das Damenstift
     ziehen, in dem Raoul sie eingekauft hat. Aber die anderen stecken in echten Schwierigkeiten.«
    Louise fand, dass der exzellente Champagner nach Essig zu schmecken begann. »Sag mir nicht, ich soll sie weiter beherbergen.«
    »Ich kann dir keine Vorschriften machen, was du tun sollst. Ich weise nur darauf hin, dass Hermine die Schwester deines Gatten
     ist und dass sie einen schwerkranken Mann hat, der kaum noch das Bett verlassen kann. Wo soll sie hin mit ihm? Und du würdest
     das Löwenhaus doch ohnehin leer stehen lassen, bis der

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