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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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Stalking.«
    Wenn sie morgens aus dem Haus kam, stand er schon da: eine große, schlanke Gestalt an der Straßenecke. Erkka rief sie hundert Mal am Tag an. Wenn Lia sich nicht meldete, rief er bei denen an, in deren Gesellschaft er sie gesehen hatte.
    Erkka war schlau genug, nicht bei Lias Eltern anzurufen. Sie wunderten sich, weshalb Lia die Beziehung beendet hatte. Er war doch ein netter Junge, handwerklich geschickt und bereit, eine Familie zu gründen.
    Eines Abends fand Lia in ihrem Schlafzimmer ein kleines Babybett, in dem eine Puppe lag.
    »Das war der Hauptgrund, weshalb ich Finnland verlassen habe. Ich habe seit Jahren mit niemandem darüber gesprochen.«
    »Das spüre ich«, sagte Sarah leise.
    Ihr Blick verriet, dass sie Lia verstand. Sie hatten beide etwas Ähnliches durchgemacht.
    »Er hat mich nie geschlagen«, sagte Lia. »Aber es hat ihm in den Fingern gejuckt. Manchmal denke ich, eines Tages kommt er aus Finnland her und tut, was er will … bringt die Sache zu Ende.«
    Sarah nahm ihre Hand. Ein kurzer Druck, stark und ermutigend.
    Lia fragte, ob sie bereit wäre, öffentlich über alles zu sprechen, was sie mit Arthur Fried erlebt hatte.
    »Ja. Wenn es so aufgezogen wird, wie ich es will, und ich den Artikel vorher zu sehen bekomme«, antwortete Sarah.
    Sie wollte in der Presse nicht als alternde, verbitterte Exfrau eines bekannten Politikers dastehen. Sie wollte nur ihre Geschichte erzählen. Und ihr persönlicher Bericht sollte durch Faktenmaterial über die Opfer häuslicher Gewalt ergänzt werden.
    »Man findet die Zahlen manchmal in der Zeitung oder im Fernsehen. Aber nicht oft genug«, sagte sie. Und fügte leise hinzu:
    »Außerdem rückt Weihnachten näher. An Weihnachten wird in mehr Familien geprügelt, als man sich vorstellen kann. Jeder Bericht über häusliche Gewalt gibt wenigstens einigen Opfern den Mut, sich an ein Frauenhaus zu wenden.«
    Lia bedankte sich und versprach, sich in ein oder zwei Tagen zu melden. Dann stand sie auf und wollte gehen.
    »Du hast was vergessen«, sagte Sarah und zeigte auf die Wodkaflasche.
    »Mein Gott«, murmelte Mari.
    Lia hatte sie gebeten, sofort in den Pub Company zu kommen. Als Mari von Sarah Hawkins’ Geschichte erfuhr, brachte sie eine Weile nichts als »mein Gott, die arme Frau« heraus.
    Doch sie fasste sich bald. »Nach der Geschichte kommt Fried nicht mehr auf die Beine.«
    Die drei Waffen, die sie nun hatten, würden den falschen Heiligen stürzen. Der Steuerbetrug, die Unterstützung von Rassisten durch die Fair Rule und die jahrelange häusliche Gewalt.
    »Verstehst du jetzt, warum mir so viel daran liegt, Arthur Frieds Aufstieg zu verhindern?«, fragte Mari.
    Frieds Ziel, in ganz Europa zum großen Führer aufzusteigen, sei durchaus zu verwirklichen, überlegte sie weiter. Es sei tatsächlich möglich, dass sich ein Zusammenschluss der rechtsextremen Parteien verschiedener Länder bilde, der Fremdenfeindlichkeit, die Einschränkung der Rechte der Frauen und neue staatliche Kontrollen propagiere. Im Europa-Parlament gebe es bereits einen Verband der Konservativen, doch er sei brüchig; ihm gehörten sehr unterschiedliche Parteien an, und es habe schon öfter Spekulationen gegeben, die rechtsradikalen Gruppen würden austreten und einen eigenen Verband bilden.
    Mari fragte, ob Sarah seelisch ausgeglichen wirkte.
    »Man sieht ihr die Erschöpfung an. Und die finanzielle Not«, erwiderte Lia. »Aber als sie über Fried sprach, erschien sie mir aufrichtig.«
    »Gut. Wir machen keine Reportage, sondern ein Video. Das verbreiten wir überall. Wenn die Leute eine Frau sehen, die erzählt, wie sie geschlagen wurde, kann keiner weghören. So etwas schockt jeden.«
    Mari entwickelte sofort einen Plan. Sarah Hawkins sollte über Frieds Brutalität sprechen. Die Geschichte sollte auf ein paar Minuten zusammengeschnitten werden.
    Es war wichtig, dass derjenige, der das Video machte, nicht aufzuspüren war. Darum würde sich Rico kümmern.
    Die fertige Aufnahme würden sie irgendeiner Organisation zur Veröffentlichung überlassen, die Fried nicht als unglaubwürdig diffamieren konnte.
    Lia sah, dass die Anspannung aus Maris Gesicht schwand.
    »Wir haben es geschafft«, sagte Mari. »Wir stoppen Arthur Fried.«
    Sie winkte der Bedienung.
    »Jetzt trinken wir Champagner.«
    Lia rief Sarah Hawkins gleich am nächsten Morgen an.
    »Ein Video ist mir auch recht«, sagte Sarah.
    Sie hatte am Abend nachgedacht. Wenn die Sache an die Öffentlichkeit kam,

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