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Die geheime Stunde

Die geheime Stunde

Titel: Die geheime Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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finden. Sein Mandant hatte in diesem Bereich die gleichen Rechte wie jeder andere.
    »Ich leide unter einer mentalen Störung«, fuhr Greg fort. »Es ist nicht meine Schuld, dass ich nicht aufhören konnte, an Sex mit diesen Mädchen zu denken, dass ich nicht aufhören konnte, mir vorzustellen – Dr. Beckwith weiß das. Ich habe keinen Einfluss auf die Entscheidung, was in meinem Gehirn vorgeht … die Gedanken kamen einfach.«
    »Ich weiß.« Johns Blick fiel auf den dickeren Ordner in seinem Aktenkoffer, das Protokoll des Verhörs, in dessen Verlauf Greg die Morde gestand und die Fundorte der Leichen beschrieb.
    »Er versteht, dass Depo-Provera hilft und solche Gedanken mir jetzt nicht mehr kommen … ich bin ja nicht verrückt, bin nicht schwachsinnig – sondern leide lediglich an einer mentalen Störung. Dr. Beckwith stimmt mir zu, dass ich geniale Fähigkeiten besitze und Darla und ich daher zu Recht Mitglieder von MENSA sind, und die Organisation ist sehr wählerisch, schließlich gehören ihr nur die intelligentesten Menschen der Welt an.«
    »Ich weiß.« John starrte immer noch den Aktenordner an. »Darla« war Darla Beal, Gregs Freundin, eine der zahlreichen Frauen, die im Gefängnis Kontakt zu ihm aufgenommen hatten. Dieses Phänomen versetzte John immer wieder aufs Neue in Erstaunen.
    Während er den Ordner überflog, ließ er die Fundorte der Leichen noch einmal vor seinem inneren Auge Revue passieren: Exeter, Hawthorne, Stonington … dann ging er die Liste der Ortschaften durch, die Greg nebenbei erwähnt hatte, wo er Frauen aufgelauert oder angegriffen hatte und davongekommen war, weil keine Anzeige erstattet wurde.
    Kate Harris hatte John letzte Nacht wach gehalten. Daran konnte kein Zweifel bestehen. Nicht nur die Geschichte ihrer Ehe – den Schmerz, den John nachempfinden konnte –, sondern auch ihr Verdacht, was das Verschwinden ihrer Schwester betraf. Unfähig, die Gedanken zu verdrängen, war er schließlich aufgestanden und nach unten gegangen, um noch einmal Merrills Akte durchzugehen.
    Um drei Uhr morgens hatte er sich hinlänglich davon überzeugt, dass der Name Willa Harris nirgendwo erwähnt wurde und auch an den Schauplätzen der Verbrechen, an denen sie sich laut Kate aufgehalten hatte, keine Rede von einer Person sein konnte, auf die ihre Beschreibung zutraf: Newport, Providence, die Küstenlinie von Connecticut.
    Doch dann, als er die letzte Seite aufschlug, war er fündig geworden:
Fairhaven
.
    Der Ort, an dem die Texaco-Karte von Kates Schwester zum letzten Mal benutzt worden war. Fairhaven, Massachusetts. Eine Kleinstadt östlich von New Bedford, mit Schiffswerften, Fischerbooten und schmucken Häusern inmitten von Rosengärten und weißen Lattenzäunen.
    Fairhaven
: Greg Merrill hatte gestanden, wenngleich nur seinem Anwalt, dass er im Garten hinter einem Haus in Fairhaven auf ein umgestülptes Dingi geklettert war, um ein dreizehnjähriges Mädchen in ihrem Schlafzimmer zu beobachten, mit einer Hand in der Hose, während er mit der anderen ihr Schiebefenster hochzudrücken versuchte.
    »Dr. Beckwith meint, dass ich mich in keine der bekannten Kategorien einordnen lasse, oder?«, fragte Greg plötzlich lebhaft, während er sich weit nach vorne über den Tisch beugte und dabei seine Bibel beiseite fegte.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete John vorsichtig. »Ich weiß nur, dass er noch ein paar Tests mit Ihnen machen möchte.«
    »Ein wichtiger Mann wie er.« Gregs Augen funkelten. »Mit all seinen Ämtern und Funktionen … Leiter des Zentrums für Sexuelle Störungen an der Maystone University, Mitglied des Ausschusses, der die Einträge und Definitionen im DSM – IV , dem Diagnostischen und Statistischen Manual für Psychische Störungen festlegt … ich habe Recht, oder?«
    »Womit, Greg?«
    »Er liebäugelt mit dem Gedanken an die Definition eines neuen Täterprofils, zu der ich ihm verhelfen soll … ich habe mein Studium an der UC onn
magna cum laude
abgeschlossen, habe aber eine – wie nannte er es: eine ›extrem unzivilisierte Persönlichkeitsstruktur‹?« Gregs Augen blitzten. »Der Zombiemacher … ich lasse meine Opfer beim Einsetzen der Flut mehr tot als lebendig in den Wellenbrechern zurück, damit sie Zeit haben zu erkennen, was ihnen bevorsteht. Bis auf das Mädchen, das noch einige Tage überlebte … Er meint, das sei von mir beabsichtigt gewesen …«
    John blickte erschrocken auf. Das war ihm neu. Weder er noch Philip Beckwith

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