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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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herauszubekommen. Solche Informationen sind für die Polizei kein Problem.«
    »Hier.« TC hielt ein Handy ohne Akku hoch. Wenn die Polizei ihre Nummer hatte, würde sie das Telefon aufspüren können. Will hatte schon zweimal über Ermittlungen berichtet, bei denen die Kriminalpolizei jemandes Bewegungen anhand der Telefondaten rekonstruiert hatte. Diese enthielten nicht nur die Nummern, mit denen der Verdächtige telefoniert hatte, sondern auch jede einzelne Funkzelle, in deren Bereich er gekommen war. So konnte die Polizei eine Karte zeichnen, auf der sie sah, wann jemand wo gewesen war. Es sei denn, das Telefon war abgeschaltet: kein Signal, keine Spur.
    »Wann hattest du es zuletzt eingeschaltet?«
    »Bei Mandelbaum.«
    »Sie werden nicht lange brauchen, um hinzukommen. Wird er reden?«
    TC ging langsamer und sah Will an. »Ich weiß es nicht.«
    Sie hatten Rabbi Freilichs Haus erreicht. Es war nicht prächtiger als irgendein anderes in der Crown Street. An der Haustür blätterte die Farbe ab, aber nicht das fiel Will auf, sondern der Aufkleber, der knapp über Augenhöhe an der Tür klebte: Moschiach kommt.
    Wenn es eine Studentenbude gewesen wäre, hätte es nicht so unpassend ausgesehen. Aber das hier war das Haus eines erwachsenen Mannes von einigem Ansehen. Der Sticker ließ Will einen Schauer über den Rücken laufen. Seine Botschaft war klar: ein Fanatiker.
    TC hatte schon angeklopft, und drinnen regte sich etwas. Durch die Milchglasscheibe sah er die Umrisse von Kopf und Schultern eines Mannes.
    »Ver ist? Vi haistu?«
    Jiddisch, vermutete Will.
    S’is Tova Chaya Lieberman, Reb Freilich. Ich komme wegen der großen sakono.«
    »Vos heyst?« Was soll das heißen?
    »Reb Freilich, a sakono für die gantze brije.« Die gleiche Warnung hatte sie auch gegenüber Rabbi Mandelbaum ausgesprochen: eine Bedrohung für die ganze Schöpfung.
    Die Tür öffnete sich, und vor ihm stand der Mann, mit dem er ausführlich gesprochen, den er aber nie gesehen hatte. Er war weder groß noch körperlich beeindruckend, aber er hatte strenge, feste Gesichtszüge, die ruhige Autorität ausstrahlten. Sein Bart war braun, nicht weiß oder grau, und er war kurz geschnitten und gepflegt. Er trug eine randlose Brille. In einem anderen Kontext hätte man ihn für den Geschäftsführer eines mittelgroßen amerikanischen Unternehmens halten können. Als er Will sah und erkannte, zögerte er und neigte dann kurz den Kopf, eine Geste, die Will als Schuldbewusstsein deutete.
    »Kommen Sie lieber herein.«
    Wieder mussten sie an einem Esstisch Platz nehmen – weißes Tischtuch unter Plastik, ein Raum voll heiliger Bücher. Aber dieser Raum war groß, luftig, aufgeräumt. Will sah einen Stapel Ausgaben der New York Times, und in einem Zeitschriftenständer lagen Atlantic Monthly, The New Republic und verschiedene hebräische Zeitungen. In einer raschen Zusammenfassung, wie sie zu seinem Handwerk gehörte, schrieb Will im Kopf eine kurze Überschrift: Rabbi Freilich: Mann von Welt.
    »Rabbi, Sie kennen Will Monroe.«
    »Wir sind uns begegnet.«
    »Es muss Ihnen sehr merkwürdig erscheinen, Rabbi Freilich, dass ich hier bei Ihnen auftauche, nach all den Jahren. Ich versichere Ihnen, ich hatte nicht vor, je wieder zurückzukehren, ganz bestimmt nicht. Aber Will ist ein alter Freund von mir. Und er bat mich um Hilfe, als seine Frau verschwand. Er wusste überhaupt nichts von … meinem Hintergrund.« Sie brach ab, um sich zu sammeln. »Aber jetzt wissen wir, was vorgeht. Wir haben es uns zusammengereimt. Es hat eine Weile gedauert, und es war nicht leicht, aber jetzt sind wir uns sicher.«
    Rabbi Freilich sah TC in die Augen und schwieg.
    »Es sind gute Männer, die sterben. Zuerst Howard Macrae in Brownsville, dann Pat Baxter in Montana. Samak Sangsuk in Bangkok. Und jetzt dieser britische Politiker. Jemand tötet die Lamedvavnikim, nicht wahr, Rabbi? Jemand tötet die Gerechten der Erde.«
    »Ja, Tova Chaya. Ich fürchte, so ist es.«
    Will schnappte nach Luft. Er hatte mit einem zähen Kampf gerechnet, damit, das der Rabbi sich dumm stellte, Spielchen spielte und sie zwang, ihr Beweismaterial auf den Tisch zu legen. Aber er stritt überhaupt nichts ab. Will kam ein schrecklicher Gedanke. Was, wenn der Rabbi zu dem Schluss gekommen war, dass sie beide sein mörderisches Komplott tatsächlich aufgedeckt hatten und dass es deshalb keine andere Möglichkeit gab, als sie zum Schweigen zu bringen? Sie waren ihm geradewegs in die Hände

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