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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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sicher, meine Tochter. Ihr kommt mit mir. Ich werde einen Priester bitten, Euren Begleiter zum Pater Caspar zu führen. Glaubt Ihr, dass er auch alleine zurechtkommt? Ich meine, so ganz ohne Eure Unterstützung?«
    Agnes lächelte. So viel Ironie hatte sie dem Bischof nicht zugetraut. Sie nickte.

Pater Caspar von Ilse
    Ein geräumiges Zimmer mit einem Tisch, zwei einfachen Stühlen und mehreren Regalen voller Papierstapel und Pergamentrollen. Mehrere Fenster ließen das Tageslicht herein, aber überall standen Kerzen und Öllampen bereit, damit es auch im Dunkeln noch hell genug zum Arbeiten und Studieren war. Nachdem der junge Novize den Raum wieder verlassen hatte, stand der Priester auf, der bisher hinter einem großen Tisch voller Folianten und Pergamentstapel gesessen hatte. Ein schlanker, hochgewachsener Mann mit weißgrauem Haar. Aus einem hageren Gesicht schauten ernste, fast grimmige Augen. Das musste der Kustos Caspar von Ilse sein. Zu Ludolfs Überraschung trug er eine Dominikanerkutte – weißen Habit mit Kapuze und einen schwarzen Mantel. Und ein Mitglied dieses Ordens fand man mitten im reichen und prunkvollen Domkapitel?
    Die Dominikaner gehörten wie die Franziskaner zu den Bettelorden. Sie sahen in der Predigt, in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Theologie und in der Ketzerbekämpfung ihre Hauptaufgaben. Zu ihren berühmtesten Gelehrten gehörten Albertus Magnus und Thomas von Aquin. Allerdings waren sie führend in der Inquisition tätig, was ihrem Ansehen nicht förderlich war. Ludolf hatte schon öfter das Wortspiel bezüglich ihres Namens gehört: Dominikaner – Domini Canes, Hunde des Herrn. Ihr Emblem war treffenderweise ein Hund mit einer brennenden Fackel im Maul.
    Ludolf verneigte sich leicht vor dem Kustos. »Ehrenwerter Pater.«
    Caspar winkte nur kurz mit der Hand. Er hatte wohl Wichtigeres zu tun. »Was wollt Ihr?«
    »Der Bischof Otto sagte mir, Ihr könntet mir bei einer Nachforschung helfen.« Damit reichte er dem Priester den Brief mit dem bischöflichen Siegel, der die nötige Unterstützung gewährleisten sollte.
    Caspars Augen eilten schnell über das Papier. Sein Gesicht klärte sich auf. »Ah, Ihr seid das! Der ehrbare Bischof war so gnädig, mich um Mithilfe zu bitten, falls Ihr etwas benötigt. Wie kann ich mit meinem bescheidenen Wissen Euch nützlich sein? Meine ganze Kraft steht Euch zur Verfügung.«
    Ludolf holte die Listen mit den Abgaben hervor und reichte sie weiter. Der Pater nahm sie interessiert entgegen und breitete sie auf seinem Tisch aus. Er bot dem Besucher einen Stuhl in der Nähe an. Caspar studierte die Dokumente sehr genau und aufmerksam. Sein Finger glitt über die verschiedenen Spalten. Er nahm ein Blatt und hielt es gegen das Licht. Dann schaute er sehr flach darüber, strich mit der Hand sacht darüber. Nach einiger Zeit nickte er. »Ich kenne diese Listen. Das ist die Aufstellung der Abgaben des Dorfes Neesen an die Herren vom Berge. Aber nur bis ... bis Anno Domini 1381. Woher habt Ihr sie? Die sollten doch eigentlich beim Verwalter in der Burg sein.«
    »Sie waren verschwunden. Aber mit viel Glück haben wir sie erhalten, denn der Amtmann Josef Resenbach war sehr darauf bedacht, sie in die Hände zu bekommen. Ein bisschen zu eifrig. Jetzt fragen wir uns natürlich warum.«
    »Ihr glaubt an einen Betrug?«
    »Deswegen bin ich bei Euch. Könnt Ihr mir dabei helfen?«
    Der Pater ging langsam, mit weit ausholenden Schritten, durch den Raum. »Die Listen scheinen erst einmal richtig. Alles ist ordentlich eingetragen. Es ist auch keine Radierung zu sehen, nichts ist nachträglich geändert worden. In dem Fall dieser Listen ist die Erhebung und Verwaltung der Abgaben eigentlich die Aufgabe des Dompropstes.«
    »Dann sollte ich vielleicht besser zum Dompropst gehen.«
    »Einen Augenblick bitte, werter Herr. Zwischen dem jetzigen und dem vorherigen Dompropst hatte ich für eine Übergangszeit diese Aufgabe persönlich übernommen. Deshalb könnt Ihr auf der Liste für Anno Domini 1381 meinen Namen und mein Siegel finden. In dem Jahr ist der Bruder unseres hochgeschätzten Bischofs zum Dompropst ernannt worden, Simon vom Berge.«
    Ludolf konnte sein Erstaunen nicht unterdrücken. »Noch ein Bruder? Und stehen alle im Dienst der Kirche?«
    Caspar von Ilse begann eine salbungsvolle Rede. »Oh, ja. Die Familie hat sich sehr um die Mutter Kirche verdient gemacht. Unser aller Herr hat es so gelenkt, dass ihr Glaube und ihre Hingabe uns zum Guten

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